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Herz ueber Bord

Herz ueber Bord

Titel: Herz ueber Bord
Autoren: Gabriele Diechler
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musste, fielen mir ein. Alles befand sich auf dem neuesten Stand der Technik. Daran bestand überhaupt kein Zweifel.
    In diesem Moment lief eine Gruppe von Filipinos an uns vorbei. Ich fing ein paar Sprachfetzen auf, verstand aber nicht das Geringste.
    Mum musste meinen fragenden Gesichtsausdruck bemerkt haben und klärte mich auf: »An Bord arbeiten recht viele Menschen von den Philippinen. Sie sprechen Tagalog – eine Mischung aus Stammesdialekten und dem Spanisch der Missionare. Aber keine Sorge«, Mum lachte, »im Dienst sprechen die Filipinos alle Englisch.«
    Â»Na, hoffentlich klappt es dann mit der Verständigung.« Vor den Unterhaltungen auf Englisch hatte ich noch ein wenig Respekt – aber natürlich waren auf der MSC Harmony Leute aus allen möglichen Ländern unterwegs. Ich seufzte. Eine Kreuzfahrt war eben nicht nur ein Aufenthalt auf einem Schiff, sondern auch der Eintritt in eine neue Welt.

Als wir die Küche betraten, blieb ich erschrocken stehen. In der Essensfabrik , wie ich den Ort im Stillen sofort taufte, vibrierte es, dass einem der Kopf schwirren musste, wenn man sich hier einige Stunden aufhielt. Unzählige Menschen rannten herum oder drängten sich aneinander vorbei, riefen, fluchten und lachten.
    Â»Das ist kein Arbeitsplatz, sondern ein Bienenstock!«, stöhnte ich auf.
    Â»In der Küche ist die Stimmung oft angespannt«, versuchte Mum, es milde auszudrücken.
    Ich schaute mich ungläubig um. »Hier ist es wie kurz vor einer Prüfung. Ach was, vor zweien.«
    Â»Bettina Asmussen?« Ein Mann um die vierzig hatte sich aus der Menge gelöst und kam eilig auf uns zugelaufen. Er hatte offenbar keine Zeit zu verlieren.
    Â»Bin ich«, bestätigte meine Mutter.
    Â»Tim Borow.« Der Mann lächelte freundlich. »Der Hot Man. Wir hatten noch nicht das Vergnügen«, stellte er sich vor. Tim Borow hatte eine laute tiefe Stimme, aber freundlich blickende Augen, die einem das Gefühl von Vertrauen gaben.
    Trotzdem war ich verwirrt. Hot Man?! War der Typ so von sich selbst überzeugt? Meine Mutter fing meinen fragenden Blick auf und flüsterte mir schnell zu: »Hot Man ist die Abkürzung für Hotelmanager!« Dann stellte sie mich als ihre Tochter vor und erzählte, dass ich sowohl Runner als auch normaler Passagier sei.
    Der Hot Man grinste. »Hat deine Mutter dir schon die Mannschaft vorgestellt?«
    Â»Na ja, einen verschwindend geringen Teil davon, schätze ich mal«, gab ich zu.
    Â»Es gibt das Deck-, Engine-, Hotel- und Cruise Department. Das nur, um dich ein bisschen zu verwirren. Und die Konzessionäre. Aber die gehören streng genommen nicht zur Crew«, meinte er kurz und knapp.
    Â»Weshalb ich die sofort wieder vergessen werde«, versprach ich und grinste ebenfalls. Der Hot Man gefiel mir. Er wirkte sehr offen und schien Humor zu haben.
    Â»Bist du bereit für deinen Job?«, wollte er nun von mir wissen, während er uns in eine Nische der riesigen Küche dirigierte, in der wir zumindest nicht umgerannt werden konnten. Ich nickte rasch. »Wenn du freundlich und aufmerksam bist, bekommst du eine Menge Trinkgeld.«
    Â»Na also, bald werde ich im Geld schwimmen.« Ich lächelte noch immer zuversichtlich. »Nein, im Ernst, das mit dem Job schaffe ich schon«, war ich mir sicher. Ich wollte entschlossen wirken und keinesfalls das Nesthäkchen sein, das keiner ernst nahm.
    Der Hot Man schien das zu spüren. Jedenfalls nickte er an erkennend. »Ganz schön tough , young lady . Wenn’s was gibt, komm zu mir.«
    Â»Wird nicht nötig sein.« Du gibst dir keine Blöße, Katja Asmussen. Du strahlst Kompetenz und Zuversicht aus, versprach ich mir innerlich.
    Â»Warten wir’s ab«, meinte Tim Borow und winkte einen Mann herbei, der wie ein Wiesel in der Küche herumlief. Als er vor uns stehen blieb, sah ich ihn mir genauer an. Dunkle Haut, schwarzes Haar und tiefbraune Augen. Ganz klar der südländische Typ.
    Â»Darf ich vorstellen, Katja, das ist Enzo. Italienischer Tornado der Küche und ab sofort dein Chef.« Der Hot Man wandte sich Enzo zu. »Und das ist Katja aus Hamburg. Du weißt schon, sie soll als Runner bei dir im Amore arbeiten.«
    Enzo grinste bis über beide Ohren. »So einen Runner lasse ich mir gefallen. Hübsch, jung und voller Elan. Das bist du doch, Katja?«
    Bevor ich Enzo antworten konnte, war er schon
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