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Herz in Not

Titel: Herz in Not
Autoren: Mary Brendan
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kann er zwar weder etwas sehen, geschweige denn lesen, aber seine Brille braucht er unbedingt. Zu Fuß wollte er mit diesen Bastarden durch die Dunkelheit. Samuel konnte ihn nur mit Mühe in Willowthorpe halten“
    „Das sind Rassehunde“, erklärte David. Mit verschränkten Armen stand er lässig gegen den Türrahmen gelehnt, gespannt harrte er der Dinge. Doch dann begann er langsam mit einer Hand seine seidene Krawatte zu lösen, während er sich mit der anderen über die Nasenwurzel rieb.
    Victoria verstand die Geste. „Ich hol sie schon“, bot sie sich an. Als sie an David vorbeiwollte, hielt er sie am Handgelenk fest und sah sie an
    - mit einer Mischung aus Humor, unterdrücktem Zorn und Zärtlichkeit. Alle Zurückhaltung vergessend, lehnte Victoria sich schluchzend an seine Schulter. Liebevoll nahm David seine Frau in den Arm und strich ihr beruhigend übers Haar.
    Zufrieden beobachtete Matilda die beiden und hätte wohl noch eine Weile über die Hochzeitsnacht nachgedacht, wenn nicht eine Bewegung am Kamin ihre Aufmerksamkeit erregt hätte. ,Justin! Wie siehst du denn aus? Bist du Wegelagerern in die Hände gefallen? Woher weißt du überhaupt von der Hochzeit? Ach, egal! Hauptsache, du bist wieder da!“ Mit mütterlichem Stolz drehte sie sich kurz zu Victoria und David um. „Hat dich auch das Meer gerufen - wie deinen Vater?“ setzte sie jedoch sofort ihr Verhör fort. „Ach, Justin, nachdem ich so lange nichts von dir gehört habe, war ich allmählich doch etwas besorgt ...“
    Justin eilte auf sie zu, und Mutter und Sohn fielen einander in die Arme. „Es hilft nichts“, versuchte Matilda nach einer Weile ihre Rührung zu verbergen. „Charles verlangt nach seiner Brille!“
    Justin folgte seiner Mutter in die Halle. „Du fährst mit nach Willowthorpe“, entschied Matilda. Dann machte sie noch einmal kehrt,
    drückte Victoria und David einen Kuss auf die Wange, und mit einem fröhlichen „Nun komm schon! Sir Peters Kutscher wird noch denken, ich wollte hier übernachten“, verschwand sie.
    Erst als die schwere Haustür geräuschvoll ins Schloss fiel, löste sich Victoria aus Davids Umarmung. „Matilda ist so glücklich“, brach sie das nachdenkliche Schweigen. „Sie darf nichts von dem Diebstahl erfahren. Das würde sie nicht verkraften .
    „Ich weiß“, sagte David und ließ sich innerlich fluchend in den Sessel fallen, als er bemerkte, dass Victoria verlegen zur Seite schaute. Er warf so heftig einen Holzscheit in das bereits erlöschende Feuer, dass die Funken sprühten. Victoria sah ihn erschrocken an, doch David streckte sofort einladend seine Hand aus. Victoria zögerte. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    „Bitte“, schmeichelte David.
    Scheu nahm Victoria seine Hand und kniete zu seinen Füßen. Das warme Licht des lodernden Kaminfeuers überzog die schwarzhaarige schlanke Gestalt in dem hellen Nachtgewand mit einem honigfarbenen Glanz. Liebevoll fuhr David über den Ehering mit dem Diamanten. „Soll ich mich entschuldigen?“
    „Wieso?“ Victoria sah ihn erstaunt an. „Eher müsste ich mich doch wohl für ... meinen Cousin entschuldigen. Fünfzig Guineen! Vierzigtausend Pfund für lumpige ...“ Sie versuchte die Tränen zurückzuhalten. „Ich schäme mich so.“
    David hob sie auf seinen Schoß. „Ach, ich muss mich auch entschuldigen“, gestand er leise. „Als ich sah, wie er dich umarmte, hielt ich ihn für deinen Verehrer ...“
    Den Kopf an Davids Schulter gelegt, beobachtete Victoria versonnen das Spiel der Flammen. „Es tut mir so Leid, David“, flüsterte sie nach einer Weile. „Er hat unseren wunderschönen Tag verdorben.“
    „Nein, Victoria. Er hat uns den Tag nicht verdorben ... und auch nicht die Nacht. Du bist glücklich, dass er wieder da ist. Und ich freue mich, ihn kennen gelernt zu haben.“ Forschend sah sie ihn an. „Wirklich, Victoria.“ David lächelte betörend. „Natürlich hätte ich es vorgezogen, wenn er zu einem anderen Zeitpunkt hier aufgetaucht wäre ... Aber so ist nun mal deine Familie: äußerst anstrengend.“
    Zärtlich streichelte er ihre Wange. „Victoria, du weißt, dass der Zustand deines Vaters sich nicht wieder bessert?“ Sie sah ihn erstaunt an, und er küsste sie wieder zärtlich auf die Wange. „Du bist eine erstaunliche Frau, Vicky. Wunderschön, mutig, loyal, selbstlos ... ich bin be-
    schämt, wenn ich an mein Verhältnis zu meiner Mutter denke. Nie habe ich mich um sie gekümmert. Egal was für ein Leben sie führt
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