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Herz in Not

Titel: Herz in Not
Autoren: Mary Brendan
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Lass uns unsere Ehe auf gegenseitigem Vertrauen und Respekt aufbauen.“
    „Gehst du nach Kensington, wenn du in London bist?“
    „Soll ich Emma eine Nachricht überbringen?“
    Wütend blieb Victoria stehen und beschuldigte David, ihr bewusst auszuweichen. Der ging eine Weile seelenruhig weiter, doch dann drehte er sich um und kam zurück. „Nun? Hast du eine Nachricht?“ fragte er friedlich. „Es gibt sonst keinen Grund, diesen Stadtteil aufzusuchen. Seit du mich in London gesucht hast, war ich nur noch einmal in Kensington: zu Emmas Ball.“
    „Wo bist du dann gewesen?“ schrie sie.
    „Nirgends.“ Er wich ihrem prüfendem Blick nicht aus. „Vicky, ich wiederhole es: Du bist mir Gesellschaft ... und Erfüllung genug“, gestand er mit einem scheuen Lächeln. „Du bist alles, was ich mir wünsche. Mich aus London zurückzuziehen und mit dir ein ruhiges Leben auf dem Land zu führen ist absolut verlockend.“ Er wechselte den Korb
    in die andere Hand und zog Victoria mit dem freien Arm zu sich heran.
    „Wenn das so ist“, sagte sie und hakte sich friedlich unter, „dann würde ich dich bitten, Emma einen Brief zu überbringen. Aber wie ich sie kenne, wird sie von unserer Nachricht gar nicht überrascht sein.“
    „Richard scheint von Miss Worthingtons sprühendem Verstand und ihrer scharfen Zunge fasziniert zu sein. Vielleicht ist es nur gut, dass die zwei bei unserer Hochzeit nicht dabei sind. Möglicherweise wäre es dann nicht mehr die ruhige festliche Zeremonie, die ich mir wünsche.“
    „Bestimmt wird man über unsere hastige Vermählung klatschen. Eine Heirat so kurz nach Daniels Tod empfindet die feine Gesellschaft als Skandal“, überlegte Victoria seufzend.
    „Skandale - dafür bin ich bekannt, Liebling“, erwiderte David trocken. Er sah sie nachdenklich an. „Vielleicht sollten wir doch das Trauer Jahr abwarten ... nur ... wahrscheinlich bist du dann schon hochschwanger.“
    „David!“ rief sie ihn mit einem entrüsteten Schlag auf den Arm zur Ordnung.
    „Wenn du es wünschst, Vicky, halten wir uns an die Etikette und verschieben die Hochzeit... nur die Hochzeitsnacht findet statt wie geplant ... am Samstag.“
    „Wehe dir...“, tat sie spröde.
    „Lade mich ein, heute Nacht hier zu bleiben“, bat er leise.
    Mit rosigen Wangen sah Victoria zu David auf. Tief sahen sie einander in die Augen, ihr Herz klopfte wie wild, und sie vergaß die empörte Abfuhr, die sie ihm erteilen wollte. Den Kopf an seine Schulter gelehnt, um ihre Verwirrung zu verbergen, murmelte sie lachend: „Nein, wirklich ...“
    „Liebes“, neckte er sie. „Es sind sieben Jahre ...“
    „Sie dürfen die Braut küssen“, verkündete Jonathan Woodbridge.
    Strahlend vor Glück schaute Victoria auf zu ihrem Ehemann. Noch nie war er ihr so atemberaubend attraktiv, so jugendlich vorgekommen. Der gelangweilte Zynismus, der ansonsten seine Züge prägte, war verschwunden.
    Davids blaue Augen glänzten vor Liebe und Stolz, als er sich zu Victoria hinunterbeugte. Das, was ein reservierter Kuss sein sollte, drohte zu einer peinlichen Angelegenheit zu werden. Als sie hinter sich das entzückte Lachen ihrer Tante hörte, schob Victoria ihren Mann sanft zurück. „Bitte, hör auf“, flüsterte sie. „Tante Matilda wird gleich Beifall klatschen!“
    Die Neuvermählten drehten sich zu der kleinen Gemeinde um. Glücklich blickte Victoria zu den wenigen Freunden und Nachbarn, die ihrer kurzfristigen Einladung gefolgt waren. Dann schaute sie zu ihrem Vater, der in der Kirchenbank eingenickt war, zwei schwarze Fellbündel zu seinen Füßen.
    Durch das mit Blumen geschmückte Mittelschiff verließ das Brautpaar gemessenen Schrittes das Gotteshaus. Eine fröhliche Kinderschar streute Gänseblümchen vor ihnen auf den Weg, als sie ins Freie traten, und die Dörfler ließen ihre Herrschaft hochleben.
    Sobald die Nachricht von Mrs. Harts Hochzeit bekannt geworden war, hatte man geplant, den Anlass entsprechend zu würdigen. Jeder in Ashdowne gönnte Mrs. Hart ihr Glück, denn viele Familien hatten ihre Großzügigkeit genossen. Die junge Herrin hatte stets ein offenes Ohr für die Pächterfamilien gehabt, und in Notzeiten oftmals Samuel Prescott mit einem Korb Äpfel, einer Kanne Milch oder einem Huhn vorbeigeschickt. Erst letzten Monat hatte Mrs. Hart einem der Harvey-Mädchen Spitze für das Brautkleid geschickt, obwohl sie wohl besser für die Babyausstattung gepasst hätte, so hochschwanger war die Braut bereits.
    Und jetzt
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