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Herz in Not

Titel: Herz in Not
Autoren: Mary Brendan
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trat Sheila Harvey schwerfällig vor und reichte der Braut einen Strauß Flieder. Die Landarbeiter standen aufgereiht an der Feldsteinmauer und gaben zweideutige Ratschläge, die der weltgewandte Bräutigam schmunzelnd und mit einem leichten Lüften seines kastanienbraunen Hutes entgegennahm.
    Fröhlich und ausgelassen machten sich die Gäste auf den Weg zum Haus. Doch Victoria zögerte. Sie dachte an die traurige Gesellschaft, die vor einigen Monaten denselben Weg gegangen war. Dann schaute sie flehentlich zu ihrem Mann auf. David nickte verständnisvoll.
    Während er die Glückwünsche von Sir Peter entgegennahm und von Laura ein Küsschen auf die Wange bekam, legte Victoria ihren Brautstrauß auf das Grab von Daniel Hart.
    Ein Fremder mit wirrem braunem Haar verfolgte interessiert diese Geste. Als er sah, dass die schlanke Frau im lila Seidenkleid und der vornehme, verliebt dreinschauende Mann zusammen mit ihren Gästen zu dem großen Haus gingen, rannte er im Schutz der Büsche in dieselbe Richtung wie die Hochzeitsgesellschaft.
    „Das ist wohl die ungewöhnlichste Hochzeit, von der ich je gehört habe“, sagte Victoria ernst und nippte an ihrem Weinglas, um ihr schelmisches Lächeln zu verbergen.
    „Und so wird die Verbindung sein, meine Liebe“, erwiderte David verliebt.
    „Ein Viscount heiratet eine arme Witwe, ein Hochzeitsempfang auf dem Rasen, Gäste aus allen Bevölkerungsschichten, die bis in die Nacht hinein tanzen, lärmende Dorfkinder, die mit zwei übermütigen schwarzen Welpen spielen ... ganz zu schweigen von dem Brautvater, der im Mondschein leise schnarchend in seinem Sessel sitzt, und der Tante der Braut, die zu fleißig dem Rebensaft zugesprochen hat“, beschrieb Victoria ihre Hochzeitsfeier. Sie war glücklich wie seit langem nicht mehr. Die Gäste schienen sich wohl zu fühlen, denn keiner wollte gehen. Der Wirt des Schwans hatte ein hervorragendes Essen geliefert - so dass auch das Hauspersonal mitfeiern konnte - und Musiker bestellt, die zum Tanz aufspielten.
    David nahm Victorias Hand. „Möchtest du noch einmal tanzen?“ Lächelnd schüttelte sie den Kopf, und auch Lauras Geste, ihr und Squire Lennox zum Tanz in den Schober zu folgen, lehnte Victoria ab.
    „Ob der Duke of Hawthorne es wohl gerne gesehen hätte, wenn sein Sohn in einer solchen Umgebung heiratet?“ überlegte Victoria halb ernst, halb scherzend.
    „Er hätte gewollt, dass ich glücklich bin“, erwiderte David leise. Verliebt sah er seine junge Frau an und stellte schmunzelnd fest, dass sein Blick seine Wirkung nicht verfehlte. Eine leichte Röte färbte Victoria.; hellen Teint, verlegen schlug sie die Lider mit den dichten seidigen Wimpern nieder. „Es ist schon spät... sollen wir uns davonschleichen?“
    Schüchtern sah sie zu ihm auf. ,Ja.“
    Zärtlich streichelte David ihre glühenden Wangen. Begehrenswert, ein wenig befangen stand Victoria da. Die Hochzeitsnacht war das Einzige, woran David denken konnte. Es half nicht, dass er sich im Stillen Geduld und Zurückhaltung predigte. Er zitterte vor freudiger Erwartung.
    Auf ein vorher verabredetes Zeichen hin walteten die Trauzeugen höflich, aber bestimmt ihres Amtes. Binnen Minuten verabschiedeten sich die ersten Nachtschwärmer von der errötenden Braut und dem geduldig wartenden Bräutigam und entfernten sich gut gelaunt über die Felder. Auf Vorschlag von Sir Peter blieben nur ein paar wenige Bedienstete auf Hartfield. Die restlichen Hausbewohner reisten für ein paar Tage mit zu den Graysons nach Willowthorpe.
    „Natürlich dürfen sie dich begleiten, Papa“, beruhigte Victoria ihren
    Vater, der sich von seinem Schwiegersohn in Sir Peters Kutsche helfen ließ. Samuel folgte mit den beiden Welpen.
    Das Gesicht vom Wein gerötet - was selbst das Mondlicht nicht kaschierte -, kam Matilda auf wackligen Beinen langsam näher. Weinend umarmte sie zuerst ihre Nichte und drückte dann auch den neuen Neffen an ihren Busen.
    Als schließlich alle im Reisewagen saßen, gab der Bräutigam dem Kutscher einen diskreten Wink, und das Gefährt fuhr endlich schwankend davon. David legte seinen Arm um Victorias Schulter, und eng umschlungen gingen sie ins Haus.
    „Möchtest du noch ein Glas Wein, Vicky“, fragte David seltsam förmlich.
    Victoria, die es sich bereits auf dem Sofa im Salon bequem gemacht hatte, schaute ungläubig auf, als Glas und Karaffe disharmonisch gegeneinander klangen. Davids einfühlsame Zurückhaltung rührte sie so sehr, dass sie aufstand,
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