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Herz dder Pflicht

Herz dder Pflicht

Titel: Herz dder Pflicht
Autoren: Paula Marshall
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schafft es, William in Schach zu halten.“
    Pandora stöhnte. Er hatte sie gebeten, seine Frau zu werden, jedenfalls der arme Hauslehrer, Mr. Ritchie, nicht jedoch Major Wer-auch-immer. Sie hatte ihn für ehrlich und wahrhaftig gehalten und ihm das mehr als einmal gesagt. Und die ganze Zeit über war sein Leben in Compton eine Lüge gewesen.
    Besorgt musterte Jack ihr gequältes Gesicht. „Bist du etwa im Begriff, in Ohnmacht zu fallen, Pandora? So etwas Püppchenhaftes tust du doch sonst nie.“
    „Ich werde ganz sicher nicht ohnmächtig werden. Und wie ist Mr. Ritchies Befinden heute Morgen?“
    „Bragg sagt, gut. Wo willst du hin?“
    Pandora sprang aus dem Bett, schlüpfte in ihren Morgenmantel und lief aus dem Zimmer. Sie musste wissen, wie es Ritchie ging, und ihm deutlich machen, was sie von ihm und seiner Maskerade hielt.
    Jack sah ihr nach. Man konnte nie vorhersehen, was Mädchen und Frauen als Nächstes tun würden. Rob, der Reitknecht, hatte ihm erzählt, dass es noch schwerer war, sie zu verstehen, wenn sie älter waren. Kein Wunder, dass Pandora wirr im Oberstübchen wurde. Vor Mr. Ritchies Ankunft in Compton Place war sie vernünftig gewesen, aber jetzt …
    Er schüttelte den Kopf und ging zu den Ställen, um herauszufinden, ob es dort weitere aufregende Neuigkeiten gab.
    Pandora war außer Atem, als sie Ritchies Zimmer erreichte.
    Sie zögerte kurz, bevor sie an die Tür klopfte.
    „Mr. Ritchie, darf ich hereinkommen?“
    Als keine Antwort erfolgte, trat sie ein.
    Der Raum wirkte, als sei er nie benutzt worden, und von Ritchie war nichts zu sehen. Pandora sank auf das ordentlich gemachte Bett und barg das Gesicht in den Händen. Gütiger Himmel, hatte Bragg Jack angelogen? War Ritchie in der Nacht gestorben, und man hatte seine Leiche weggebracht, ohne ihr Bescheid zu sagen? Sie spürte, dass ihr übel wurde, doch was würde das nützen? Sie musste sich bemühen, ihre Fassung wiederzuerlangen, ruhig nach unten gehen und versuchen herauszufinden, was geschehen war.
    Auf dem ersten Treppenabsatz traf sie William.
    „Da bist du ja endlich, Pandora“, rief ihr Halbbruder fröhlich. „Willst du heute Morgen kein Frühstück?“
    Wie konnte er über Essen reden, solange sie nicht wusste, ob Ritchie lebte oder tot war.
    „Nein, William. Wo ist Mr. Ritchie? Er befindet sich nicht in seinem Zimmer.“
    „Natürlich nicht. Es ist jetzt fast Mittag. Gleich wird der Lunch serviert.“
    Pandora schloss die Augen. Konnte William denn nur an Essen denken? Sie stampfte mit dem Fuß auf. „William, wo ist Mr. Ritchie?“
    „In der Bibliothek. Er verlässt uns nach dem Lunch und besucht den Lord Lieutenant. Dann reist er nach London, um Lord Sidmouth von den Geschehnissen der vergangenen Nacht zu berichten.“
    Er hatte kaum ausgeredet, da rannte sie auch schon los. Er war also nicht tot, sondern lediglich damit beschäftigt, seine Pflicht zu tun. Dabei war es seine Pflicht, ihr die Wahrheit zu sagen, nachdem er ihr so viele Lügen aufgetischt hatte. Und das gedachte sie ihm mit deutlichen Worten zu erklären.
    Sie stürmte in die Bibliothek, wo Richard an Williams Schreibtisch saß und schrieb. Er trug immer noch die ärmliche Hauslehrerkleidung. Sein Gesicht war blass, unter seinen Augen zeigten sich Schatten, und der linke Ärmel seiner Jacke hing über seiner bandagierten Schulter leer herunter. Trotzdem sah er genauso gelassen und freundlich aus wie der Mann, in den sie sich verliebt hatte.
    „Guten Morgen, Major Wer-immer-Sie-sind. Wollten Sie, nachdem Sie Ihre Pflicht getan haben, ohne ein Abschiedswort für mich nach London zurückkehren?“
    Richard schloss gequält die Augen. Das, was er während der vergangenen Wochen befürchtet hatte, war eingetreten. Pandora hatte von seiner Mission erfahren, ehe er Gelegenheit gehabt hatte, ihr selbst davon zu berichten.
    „Sie wissen es also bereits. Ich hatte gehofft, Ihnen persönlich erklären zu können, weshalb ich nach Compton Place kam. Unglücklicherweise war ich vergangene Nacht zu erschöpft dazu. Ich hätte mir denken können, dass die Geschichte zu interessant war, um geheim zu bleiben. Natürlich wollte ich Ihnen Lebewohl sagen, bevor ich gehe, mein liebstes Mädchen. Wer hat es Ihnen erzählt?“
    „Jack hat mir alles berichtet. Ihre Aktivitäten sind das Ge sprächsthema unter den Dienstboten und wahrscheinlich auch in der gesamten Grafschaft. Vermutlich bin ich die letzte Person, die erfuhr, dass Sie unter falschem Namen hierher kamen und
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