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Herz dder Pflicht

Herz dder Pflicht

Titel: Herz dder Pflicht
Autoren: Paula Marshall
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vertraute. Der Diener stand da, bis auf die Haut durchnässt und mit einem gehetzten Ausdruck in den Augen. „Schnell, Master“, drängte er.
    „Sie müssen unverzüglich von hier fort. Es ist keine Minute zu verlieren. Die Gesetzeshüter können jeden Augenblick eintreffen, um Sie zu verhaften. Heute Nacht ist alles schiefgelaufen. Erst das verdammte Gewitter, dann die Miliz, die all unsere Helfer gefangen nahm. Wir wurden von Compton und Sidmouths Spion, Ritchie, verraten.“
    „Wo ist Roger? Wurde er ebenfalls verhaftet?“
    „Master, ich weiß kaum, wie ich es Ihnen sagen soll. Als alles verloren war, kletterte er in das Ruderboot, das versuchte, zu dem französischen Kutter zurückzukehren, aber …“
    „Aber was, Mann? So reden Sie doch!“
    „Es ist gesunken. Vielleicht waren es die Kanonen des englischen Schiffes oder die raue See, jedenfalls ist es untergegangen. Alle Insassen sind ertrunken, und Mr. Roger mit ihnen.“
    „Sind Sie sicher, Bunce? Ganz sicher?“
    „Aye, Master. Ich bin in den Wald geflohen und habe das Geschehen von dort aus beobachtet.“
    Einen Augenblick stand Henry Waters mit gesenktem Kopf da und dachte nach. Schließlich blickte er den zitternden Bunce an. „Ich nehme an, dass Sie nicht der Einzige sind, der davongekommen ist?“
    „Wahrscheinlich nicht. Es war dunkel, und man konnte kaum etwas erkennen, außer wenn es blitzte.“
    „Dann müssen Sie sofort verschwinden. Man darf Sie hier nicht finden. Sie waren ein zuverlässiger Mann. Suchen Sie die Richters in London auf, und erklären Sie ihnen, dass ich Sie schicke und dass sie Ihnen Arbeit besorgen sollen. Nehmen Sie ein Pferd.“
    „Und Sie, Master? Werden Sie fliehen?“
    „Ja, Bunce, dessen können Sie sicher sein.“
    Henry Waters wartete, bis die Tür sich hinter seinem treuen Diener geschlossen hatte, dann kehrte er in sein Arbeitszimmer zurück und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. Den Kopf in die Hände gelegt, blieb er einen Moment sitzen. Da Roger tot war, wusste er, was er tun musste. Er wollte nicht in Old Bailey auf der Anklagebank sitzen, durch die Straßen der Stadt gezerrt und wegen Landesverrat öffentlich hingerichtet werden.
    Henry erhob sich und ging zum Schrank. Er entnahm ihm einen Kasten, in dem zwei Pistolen lagen. Ruhig, als täte er dies nicht zum ersten Mal, legte er sich den Lauf der einen Pistole gegen die Schläfe und betätigte den Abzug.

13. KAPITEL

    Das Rumpeln von Kutschenrädern, begleitet vom Hufgeklapper mehrerer Pferde weckte Pandora aus einem unruhigen Schlaf. Als sie ans Fenster trat, sah sie eine Chaise, der Sadler und Bragg zu Pferde folgten, sowie zwei reiterlose Tiere in den Stallhof einbiegen. Was um alles in der Welt ging da vor sich? Und wer wollte zu dieser frühen Stunde Compton Place besuchen?
    Pandora zog ihren Morgenmantel an und schlüpfte in ihre Pantoffeln, dann eilte sie die Hintertreppe hinunter und durch die Küche hinaus ins Freie. Inzwischen war der Himmel aufgeklart und der Mond stand hell am Himmel, als sie in Richtung Ställe ging.
    Bragg und Sadler, die Richard von beiden Seiten stützten, kamen ihr durch den Torbogen entgegen. William und George folgten ihnen. Richard, der in seiner Verkleidung kaum zu erkennen war, hatte eine blutige Bandage um seine Schulter. Das Gesicht unter den Rußschlieren war weiß wie die Wand, und er schwankte, als ob er betrunken wäre.
    Mit diesen Gedanken lag sie gar nicht so falsch. Sadler und Bragg hatten Richard überredet, aus einer Feldflasche, die Sadler immer bei sich trug, ein ziemliches Quantum Brandy zu trinken. Vor Erschöpfung hatte er ihnen ohne großen Widerstand nachgegeben. Außerdem war er sich schmerzlich bewusst geworden, dass sich sein Körper von den Strapazen des Krieges in Spanien noch nicht voll erholt hatte.
    „Ritchie, was um alles in der Welt haben Sie getan?“
    Beim Klang von Pandoras gequälter Stimme öffnete Richard die Augen und sah sie an. Was sollte er ihr sagen? Er war nicht in der Verfassung, irgendetwas zu erklären.
    „Meine Pflicht …“, begann er, bevor die Erschöpfung ihn übermannte und er in sich zusammensackte.
    „Verdammt“, fluchte Bragg. „Ich wusste, dass er die Dinge übertreiben würde. Es ist immer dasselbe mit ihm.“ Er wandte sich an Sadler. „Helfen Sie mir, ihn in sein Bett zu befördern. Miss Compton wird uns den Weg zeigen. George, schauen Sie nach, ob der Doktor kommt.“
    Die beiden Männer zogen Ritchie hoch. Er hob kurz den Kopf, öffnete die
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