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Herz dder Pflicht

Herz dder Pflicht

Titel: Herz dder Pflicht
Autoren: Paula Marshall
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mehr zu verlieren habe.“
    Mitten im nächsten Donnergrollen, das von einer Serie von Blitzen begleitet wurde, die die Szenerie gespenstisch erhellten, hob er die rechte Hand, in der er eine Pistole hielt.
    Richard war auf der Hut. Da er seine eigene Waffe nicht so schnell aus seiner regennassen Jacke ziehen konnte, ließ er sich in dem Augenblick nach hinten fallen, als Roger auf sie zielte, und riss William mit sich. Sie landeten auf dem Boden, als der Schuss ertönte.
    „Oh mein Gott, ich bin getroffen“, kreischte William.
    „Nein, nicht Sie, sondern ich“, verbesserte Richard ihn. Er rollte sich zur Seite und beobachtete Roger Waters, der ins flache Wasser lief, wo das halb ausgeladene Boot sich zum Ablegen bereit machte. Er kletterte auf höchst unvorteilhafte Art hinein, so dass Richards letztes Bild von ihm seine in der Luft strampelnden Beine waren.
    „Was … was ist passiert?“, stammelte William und richtete sich auf. „Verletzt? Sie? Wo? Was sollen wir tun?“
    „Es ist nur ein Streifschuss an der Schulter“, erklärte Richard so ruhig wie möglich. „Zum Glück bin ich weder tot, noch im Begriff zu sterben. Ich werde Blut verlieren, aber nicht zu viel, wie ich hoffe.“
    Einmal in seinem Leben dachte William Compton nicht an sich selbst. „Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“
    „Sie können mich stützen, Ihr Krawattentuch abnehmen und es um meine Schulter wickeln. Eine weitere Behandlung muss warten, bis wir zu Hause sind.“
    Sadler kämpfte sich keuchend zu ihnen durch. „Ich habe alles gesehen, auch Ihren Sturz, doch ich war zu weit weg, um eingreifen zu können. Ist einer von Ihnen verletzt?“
    „Wir sind nicht gestürzt, jedenfalls nicht direkt“, erklärte William, während er Richards Schulter bandagierte. Er hatte sich inzwischen genügend beruhigt, um zu begreifen, was Richard für ihn getan hatte. „Mr. Ritchie hat mich zu Boden gerissen, als er sah, dass Waters im Begriff war zu schießen. Die Kugel hat seine Schulter gestreift, und die Wunde blutet. Nicht zu schlimm, hoffe ich.“
    „Das ist gut“, sagte Sadler, nahm sein Lob jedoch etwas zurück, indem er hinzufügte: „Warum haben Sie Waters davonkommen lassen?“
    „Wir waren nicht in der Situation, ihn aufzuhalten“, erklärte Richard. „Indes gibt es keinen Grund zu jammern, dass er entkommen konnte. Dadurch bleiben unserem Land die Kosten eines Gerichtsverfahrens erspart. Sie können Henry Waters dingfest machen und haben den französischen Spion erwischt, der auf dem Weg nach Hause war. Alles in allem würde ich diesen Einsatz als erfolgreich bezeichnen. Wie steht es mit Waters’ Aussichten, in Frankreich ein bequemes Leben führen zu können? Nicht sehr gut, denke ich.“
    Sadler blickte über Richards Schulter hinweg aufs Meer hinaus und hob sein Fernrohr. „Vorausgesetzt, dass er Frankreich überhaupt erreicht.“ Er sah, dass der französische Kutter sich schnell entfernte, denn die Besatzung hatte inzwischen ein englisches Kriegsschiff entdeckt, das gefechtsbereit auf sie zusegelte. Das Ruderboot, das zwischen den beiden Schiffen mit der schweren See kämpfte, fiel bei den Bemühungen, sich in Sicherheit zu bringen, zurück.
    Sadler schob sein Teleskop zusammen. Hinter ihnen hatte der ungleiche Kampf geendet. Die besiegten Gentlemen, denen die Flucht nicht geglückt war und die noch laufen konnten, wurden zu den Kutschen geführt, die sie in das Lewes-Gefängnis transportieren sollten.
    „Wir haben es geschafft“, stellte der Zolloffizier zufrieden fest. „Ich muss Ihnen beiden danken. Da Ihre Aufgabe, Mr. Ritchie, nun erfüllt ist, hätten Sie wohl die Güte, mir zu verraten, wer Sie in Wirklichkeit sind? Der Captain der Miliz wird gleich mit Ihnen sprechen wollen und morgen auch der Lord Lieutenant. Ich wüsste gern, wie ich Sie vorstellen soll. Dann werde ich arrangieren, dass Sie nach Hause gefahren werden.“
    „Auf Mr. Compton und mich warten Pferde in der Nähe des Fahrweges.“
    „Nichts dergleichen“, wehrte Sadler ab, der sah, dass Richard zu Tode erschöpft war und leicht schwankte. „Ihre Wunde muss versorgt werden, und Mr. Compton erweckt ebenfalls nicht den Eindruck, reiten zu können.“
    „Nun gut, Sadler, alles geschieht so, wie Sie es wünschen. Wer ich bin? Mr. Compton hat es durch einen Zufall herausgefunden und mir seitdem bei meiner Aufgabe tapfer assistiert. Ich bin Major Richard Chancellor vom Vierzehnten Leichten Kavallerieregiment. Man hat mich aus Spanien auf Urlaub
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