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Herrlich und in Freuden

Herrlich und in Freuden

Titel: Herrlich und in Freuden
Autoren: Compton Mackenzie
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Aber er wußte, daß er mir unrecht tat. Deshalb hat er auch versucht, mich zu ärgern und das gemeine Gerücht in die Welt zu setzen, das Loch-Ness-Ungeheuer sei bloß eine optische Täuschung.«
    »Donald, muß das Loch-Ness-Ungeheuer auch jetzt aufgefahren werden? Bitte, wende deine volle Aufmerksamkeit auf das sehr ernste Problem, mit dem dich Oberst Rose-Ross bekannt gemacht hat! Was gedenkst du zu unternehmen?«
    »Ich will Hugh besuchen. Wenn er mit mir nach Indien geht, können wir gleich ein Schiff nehmen.«
    »Aber wenn Hugh Cameron nicht mitkommen will?«
    »Ich bin überzeugt, daß er mitkommt. Hugh hält sich streng an die alte Gefolgschaftstreue des Clans.«
    Während Donald MacDonald von Ben Nevis in Schloß Glenbogle also bereits vertrauensvoll über seinen Freund verfügte, unternahm Hugh Cameron von Kilwhillie, zusammen mit Bonzo, seinem schwarzen Apportierhund, einen besinnlichen Spaziergang an den Ufern von Loch Whillie, und obwohl er nicht der Mann war, der es guthieß, wenn man auch nur die leiseste Gemütsbewegung zur Schau stellte, so konnte er doch nicht anders - er mußte stehenbleiben und das Spiegelbild des Ben Quilt im unbewegten Wasser und das nach dem Regen feurig glühende Tizianrot des Farnkrautes an den tiefer gelegenen Hängen dieses schönsten aller Berge bewundern. Während er sachte an seinem lang herunterhängenden Schnauzbart zupfte, erinnerte der Laird von Kilwhillie an einen philosophischen Mandarin auf einem'chinesischen Wandschirm. Er befand sich im Zustand harmonischen Seelenfriedens. Seit sechs Wochen besaß er jetzt den neuen Austin, dessen Erwerb durch den Verkauf seines Jagdhauses Knocknacolly Lodge an die reichen amerikanischen Freunde von Ben Nevis ermöglicht worden war. Sein Verwalter Neil Mackillop hatte nichts dagegen einzuwenden, daß er eine Garage bauen wollte. Der alljährliche Besuch seiner Schwester Georgie lag hinter ihm: sie und ihr Pekinese waren in ihr Haus in Wimbledon zurückgekehrt. Seine Haushälterin Morag Fraser war wieder da, nachdem sie sich in Beauly um eine ältliche Tante gekümmert hatte, von der sie etwas zu erben hoffte. Der lange Winter stand ihm jetzt angenehm vor Augen, da es ihm möglich gew.esen war, einige Reparaturen und Verbesserungen an Haus Kilwhillie vornehmen zu lassen, was er in den letzten Jahren wegen der Steuerlasten nicht mehr hatte tun können. Ja, ein langer Winter ohne Zugluft... hin und wieder eine Fahrt nach Inverness, um im Klub ein gut abgehangenes Moorhuhn mit einer Flasche Portwein zu genießen .... gelegentlich eine Fahrt zum Mittagessen bei alten Freunden... hin und wieder ein behaglicher Abend mit Donald in Schloß Glenbogle... Zeitschriften: Blackwoods, The Field, Country Life... vielleicht kaufte er sich sogar einen sogenannten Radio-Apparat. ..
    Plötzlich erblickte der Laird die umfangreiche Gestalt seines sich nähernden Verwalters. Er zog die Augenbrauen ein wenig zusammen. Er verspürte keine Neigung, sich die ruhige Stunde durch Neil Mackillops laute, hohe, metallische Stimme stören zu lassen.
    »Guten Morgen, Neil! Es ist doch hoffentlich nichts vorgefallen?«
    »Nein, gar nichts. Nur eine telefonische Bestellung aus Glenbogle, daß Ben Nevis zum Mittagessen zu Ihnen kommen möchte. Morag ist ein bißchen aus der Fassung geraten, denn sie hatte im Sinn gehabt, nach Fort William ins Kino zu gehen.«
    »Großer Gott!« rief Kilwhillie, »Hoffentlich gewöhnt sie sich das nicht an?«
    »Als sie bei ihrer Tante in Beâuly war, ist sie anscheinend ein- oder zweimal ins Kino gegangen. Oh, die Frauen sind scharf drauf! Meine Alte liegt mir ewig in den Ohren, ich solle mit ihr in den >Film< gehen, oder wie man das nennt.«
    »Es überrascht mich sehr, daß Mrs. Mackillop gerne ins Kino geht. Ich bin selbst nur ein einziges Mal dort gewesen, und ich konnte einfach nicht verstehen, um was es eigentlich ging. Übrigens, Neil, ich habe ernsthaft daran gedacht, mir so einen Radio-Apparat anzuschaffen!«
    »Och, da werden Sie aber gar keine Freude dran haben, Kilwhillie! Ich kann meine eigene Stimme nicht mehr hören, wenn meine Alte es andreht, und sie sagt, sie kann das Radio nicht hören, weil ich so laut spreche.«
    »Ich werde mir nur die Nachrichten anhören«, sagte der Laird mit strenger Miene.
    »Och, Nachrichten bekommen Sie überhaupt nicht zu hören, Kilwhillie. Aus der Obaig-Zeitung erfährt man einmal die Woche so viel Neues wie aus dem Radio ein ganzes Jahr lang.«

    Während Kilwhillie und sein
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