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Herrlich und in Freuden

Herrlich und in Freuden

Titel: Herrlich und in Freuden
Autoren: Compton Mackenzie
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wenn ich dich bequemer in Fort William hätte treffen können«, et<- widerte Kilwhillie gereizt.
    »Ich wollte gern das Gewehr haben, das Macfarlane zu verkaufen hat, wie ich hörte.«
    »Was für ein Gewehr?«
    »Ach, das Gewehr, um Tiger und all solch Zeugs zu schießen.«
    »Was für eins ist es denn?«
    »Ich kann mich nicht genau erinnern, wie es heißt. Expreß oder so ähnlich. Aber ich möchte lieber nicht so viel sprechen, Hugh, während wir am Loch entlangfahren.«
    Von seinem Daimler aus blickte Ben Nevis quer über den Loch Ness.
    »Wahrscheinlich leider zu spät im Jahr für das liebe, alte Ungeheuer, Hugh!« bemerkte er. »Ich muß schon sagen, ich hätte ganz gern noch einen Abschiedsblick auf unsern alten Freund geworfen. Halt mal eine Minute, Johnnie, nur für den Fall des Falles«, sagte er zu seinem Fahrer.
    »Vielleicht bekommen Sie noch eine Meerschlange zu sehen, ehe Sie in Indien sind, Ben Nevis«, sagte Johnnie Macpherson höhnisch.
    Das Wasser des großen Sees schien im Licht des Novembernachmittags kalt und grau; kühl wehte die Luft durchs offene Fenster des Wagens.
    »Wahrhaftig, Johnnie, das kann leicht sein«, nickte der Häuptling begeistert. »Und weißt du, Hugh, Johnnie hat ganz recht«, fuhr er fort, als der Wagen sich wieder in Bewegung setzte. »Man kann’s oft hören, daß Leute das Vorhandensein von Meerschlangen abstreiten. Aber meiner Ansicht nach behaupten solche Leute die tollsten Sachen. Neulich hörte ich, wie ein Bursche meinte, aus dem Hochland müßte ein Nationalpark gemacht werden. >Und mich wollen Sie dann wohl hinters Drehkreuz postieren, wo ich den Leuten einen Fünfer dafür abverlange, daß sie mich anglotzen dürfen?« hab’ ich erwidert. Und dabei fällt mir ein: ich lese zwar nicht viel, aber ich will dir sagen, was ich in Edinburgh machen will. Ich werde in eine Buchhandlung gehen und mir ein Buch über Indien kaufen, und wenn ich kann, werd’ ich’s an Bord lesen. Denn, Hugh, ist dir das klar, daß es für uns beide ein kleines Abenteuer wird?«
    »Ich denke an nichts als an die Seereise«, erwiderte Kilwhillie düster.
    Ais sie in Inverness ankamen, erklärte Kilwhillie, er wolle im Porridge-Hotel auf seinen Freund warten.
    »Du solltest dir aber auch ein Gewehr kaufen, finde ich, falls Macfarlane noch eins hat!«
    »Ich will nicht auf die Tigerjagd gehen«, verkündete Kilwhillie.
    Ben Nevis ächzte ungestüm. »Du wirst vorzeitig verkalken, Hugh, wenn du nicht aufpaßt!« warnte er ihn. »Ich hatte geglaubt, du wärst Feuer und Flamme für den Gedanken, dir ein paar Tigerfelle neben all deine Messingteller zu hängen, und dein Verwalter würde sich bestimmt darüber freuen.«
    »Neil Mackillop hat genug damit zu tun, Formulare auszufüllen, und kann sich nicht noch um Tiger kümmern!« entgegnete Kilwhillie verdrießlich.
    Laird Cameron von Kilwhillie überließ es dem Häuptling, sein Waffenproblem allein zu lösen, und ging ins Hotel.
    Der Portier Maclean begrüßte ihn.
    »Ist es wahr, was sich die Leute erzählen, Kilwhillie?«
    »Was denn? In Inverness erzählen sie sich wer weiß was!«
    »Daß Sie und Ben Nevis eine Spritzfahrt nach Indien machen? Der Oberst hat mich eben schon darnach gefragt.«
    »Wir gehen nach Indien, ja«, gab Kilwhillie zu. »Aber es ist keine Spritzfahrt.«
    In der Hotelhalle schälte sich Oberst Lindsay-Wolseley vonTum- mie aus einem Sessel, um seinen Nachbarn zu begrüßen.
    »Sie und Ben Nevis fahren also nach Indien, ja?« sagte er, und seine fahle Haut rötete sich etwas beim Gedanken an das, was seine Freunde erwartete. »Bei Gott, Sie werden die kleine Spritzfahrt genießen!«
    »Ich wünschte, die Reise würde nicht von allen als kleine Spritzfahrt bezeichnet«, entgegnete Kilwhillie. »Ich habe eingewilligt, Ben Nevis in Familienangelegenheiten nach Tallulaghabad zu begleiten.«
    »Ja, hab’s schon von Morton gehört - er ist Gurkha, müssen Sie wissen, und befehligt das zwölfte Regiment -, daß sich der junge Hector mit einer Frau eingelassen hat, die in eine ziemlich merkwürdige Scheidungssache verwickelt ist.«
    Kilwhillie blickte den Oberst bestürzt an. Es erschütterte ihn sehr, daß ein Mann, der sich vor der ganzen Grafschaft als ein Vorbild soldatischer Zurückhaltung hinstellte, wie ein Mitglied aus dem landwirtschaftlichen Frauenverein klatschte..
    »Vielleicht war’s ja auch nur Basar-Geschwätz«, fuhr der Oberst fort.
    Kilwhillie umklammerte seinen Schnauz. Er war entsetzt, daß der Oberst
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