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Herrlich und in Freuden

Herrlich und in Freuden

Titel: Herrlich und in Freuden
Autoren: Compton Mackenzie
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als fünfundfünfzig aus. »Diesmal hat mir das widerliche London nicht so viel wie sonst ausgemacht«, erzählte er seinem Reisebegleiter. »Aber ich kann nicht verstehen, warum Browns in ihrem Geschäft Türen haben müssen, die auf zwei Straßen führen. Ich weiß nie, wenn ich das Geschäft verlasse, in welcher Straße ich mich befinde. Du bist wohl noch nicht so alt, daß du dich ans Criterion erinnern könntest, Hugh?«
    »Ich fühle mich so alt, daß ich mich sogar an die Sintflut erinnern könnte«, brummte Kilwhillie matt.
    Ben Nevis beugte sich vor, um seinem Freund Vorhaltungen zu machen.
    »Hör mal, Hugh, ich wünsche, du wärst nicht so niedergeschlagen. Du und ich gehen nach Indien, um den jungen Hector vor den Reizen einer . . einer... verdammt noch mal, jetzt hab.’ ich das Wort vergessen. Es fängt mit >H< an!«
    »Wenn du an das gleiche Wort wie ich denkst, dann irrst du dich! Es fängt mit >D< an!«
    »Harpyie!« schrie Ben Nevis triumphierend.
    »Ach so, Harpyie! Ich glaubte, du hättest an ein anderes Wort gedacht!«
    »... einer Harpyie zu erretten«, fuhr Ben Nevis fort, »und darnach wollen wir uns gut unterhalten. Schließlich fährt man nicht alle Tage nach Indien, Hugh!«
    »Nein, Gott sei Dank nicht!«
    »Und wenn du auch jeden Tag von hier bis Bombay seekrank wärst, so bist du’s doch nicht in Bombay, verstehst du? Und wenn wir mit der widernatürlichen Affäre aufgeräumt haben und nach Hause fahren, können wir es im Gefühl tun, unsre Pflicht erfüllt und obendrein das Leben genossen zu haben.«
    »Du genießt es vielleicht, Donald - ich nicht!«
    »Willst du denn nicht den Osten kennenlernen?«
    »Gott behüte!« erklärte Kilwhillie entschieden. »Edinburgh ist das östlichste, das ich sehen will, und auch nach Edinburgh zieht es mich nicht besonders.«
    »jetzt ist es aber zu spät, um sich noch anders zu entschließen!«
    »Sieh mal, Donald, aufgrund unsrer alten Freundschaft habe ich eingewilligt, dich zu begleiten, aber ich protestiere, ich protestiere ausdrücklich dagegen, die Reise als eine Vergnügungsfahrt zu bezeichnen. Ich habe nicht nur die Aussicht vor mir, drei Wochen auf dem Meer durchzuhalten, um überhaupt nach Indien zu gelangen, sondern ich muß auch dauernd daran denken, daß ich, um das ekelhafte Land verlassen zu können, abermals drei Wochen auf dem Meer verbringen muß.«
    »Ja, aber mit den >Nieseekrank-Pillen<, von denen ich in einer Anzeige las, wirst du dich sehr wohl fühlen, Hugh! Habe ich dir das Telegramm von Rose-Ross gezeigt, der mir schreibt, wie begeistert er über mein Kommen ist?«
    »Ja, dreimal schon.«
    Kilwhillie zog sich tiefer in eine Ecke des Abteils zurück und versenkte sich in die gestrige Nummer des Scotsman. Ben Nevis holte mit prahlerischer Geste das Buch über Indien hervor, das er sich in Edinburgh gekauft hatte, und begann zu lesen.
    Fast unmittelbar darauf legte er es wieder neben sich auf die Bank und seufzte tief.
    »Großer Gott, Hugh, Indisch werden wir niemals lernen!«
    »Ich habe nicht die leiseste Absicht, die Sprache zu erlernen«, erklärte Laird Cameron.
    »Auch wenn du die Absicht hättest, könntest du es doch nicht. Das Buch hier, das ich in dem erstaunlichen Laden in Edinburgh gekauft habe - er war geradezu vollgestopft mit Büchern, denn anscheinend gibt es eine ganze Menge erstaunlicher Menschen, die sogar ganz gern große Geldsummen für Bücher ausgeben -, ja, also das Buch, das ich dort kaufte, führt über fünfzig verschiedene Sprachen auf, die in Indien gesprochen werden. Stell dir bloß mal vor, du müßtest fünfzig verschiedene Sprachen lernen!«
    »Ich nehme nicht an, daß jemand so verrückt wäre, das auch nur zu versuchen!« sagte Kilwhillie.
    »Nein, aber jeder, der eine Sprache lernen will, muß sich entscheiden, welche Sprache er lernen will. Aber laß nur, Hugh, ich will mich nicht drüber streiten, solange der Zug so einen Höllenlärm vollführt.«
    »Ich erst recht nicht«, sagte Kilwhillie und vergrub sich wieder in seinen Scotsman von gestern, der ihm aber eine Sekunde drauf fast aus der Hand geweht wurde, denn der Wind brauste so heftig ins Abteil, weil Ben Nevis das Fenster heruntergelassen hatte.
    »Es sieht mir ganz so aus, als ob wir an Bord eine leichte Brise aus Nordwesten haben werden«, sagte der Häuptling.
    »Müssen wir deshalb die Brise jetzt schon in unserm Abteil haben?«
    »Ich wollte bloß feststellen, ob der Wind von Nordwesten oder von Südwesten weht.«
    »Also, jetzt
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