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Herrlich und in Freuden

Herrlich und in Freuden

Titel: Herrlich und in Freuden
Autoren: Compton Mackenzie
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Falle sie fünf Jahre älter als Ihr Sohn Hector wäre. Auch hierüber läßt meine Frau Nachforschungen in Mrs.Winstanleys Heimatstadt anstellen, die ihrer Aussage zufolge Canterbury wäre. Es geht jedoch ein überzeugendes Gerücht um, sie sei die Tochter eines Buchhalters in einer Jute-Firma in Kalkutta, und ihre Mutter sei, wie wir es nennen, >von hier<, oder, um es deutlicher auszudrücken, eine Inderin. Gewiß ist Mrs. Winstanley dunkel, und zweifellos ist sie außerordentlich hübsch. Den Gesprächen von ein oder zwei Kameraden Hectors konnte ich entnehmen, daß er während seines letzten kurzen Heimaturlaubs in Schottland eine Enttäuschung in Herzensangelegenheiten erlitten hat. Sie wissen ja, was Kipling darüber sagt. Ich kann mich nicht an den genauen Wortlaut erinnern, aber es geht darum, daß man sich als >Gegengift< leicht in jemand anders verliebt. Jedenfalls besteht nicht der leiseste Zweifel, daß er sich durch die Reize dieser Mrs. Winstanley vollständig hat betören lassen, und daß die Reize beträchtlich sind, muß ich offen zugeben, obwohl meine Frau sagt, sie könne nicht begreifen, daß sie auf Männer so anziehend wirkt.
    Natürlich könnte es auch nur eine von den üblichen Tändeleien sein, wie sie das indische Klima besonders zu begünstigen scheint, aber es ist mir versichert worden, daß Hector entschlossen ist, sie zu heiraten, und das einzige, was sie noch davon abhält, ihn sofort zu erhören, seien Schwierigkeiten mit dem Dekret nisi, einer Sache, die ich nie richtig verstanden habe. Jedenfalls wäre es mir bedeutend wohler, wenn Sie eine Möglichkeit sehen sollten, nach Tallulaghabad zu kommen, das im Winter ein recht angenehmer Ort und nur von Mai bis September ein ziemlich schauriger Aufenthalt ist. Ich glaube, wenn man es Mrs. Winstanley begreiflich machen könnte, daß ein Ehebund zwischen ihr und Hector von seiner Familie nicht gebilligt würde, dann sähe sie sich vielleicht anderweitig um. Glücklicherweise kann sie, soviel ich gehört habe, in verschiedenen Richtungen Umschau halten, ja, sie hat sogar schon zwei oder drei andere Männer im Schlepptau.
    Sie können ein Flugzeug nehmen, und meine Frau und ich würden Sie mit Freuden bei uns empfangen. Es tut mir leid, Sie mit meinem Brief in Unruhe zu versetzen, aber ich finde, Sie könnten mich mit vollem Recht tadeln, wenn ich die Sache zu weit schlittern ließe, ohne Sie auf gewisse Möglichkeiten vorzubereiten. Wie ich schon sagte, ist es vielleicht nur ein Flirt, aber, wie meine alte Kinderfrau immer zu sagen pflegte: >Vorgetan und nachbedacht hat manchem schon groß Leid gebracht.
    Bitte meine ergebensten Empfehlungen an Mrs. MacDonald!
    Mit den besten Grüßen
    Ihr Alastair Rose-Ross

    »O weh, o weh«, flüsterte Mrs. MacDonald, als sie die Epistel des Obersten zu Ende gelesen hatte, und seufzte tief. »Das ist ja alles sehr beunruhigend. Ich möchte wissen, was sich da am besten tun ließe.«
    »Hast du gelesen, was Rose-Ross vom Fliegen sagte, Trixie?« fragte der Hochland-Häuptling. »Ich hab’s ja immer gesagt, daß Rose-Ross etwas von einem Einfaltspinsel an sich hat!«
    »Da kann ich dir durchaus nicht beipflichten, Donald. Ich finde, es ist ein äußerst gut durchdachter Brief.«
    »Was? Wenn er vorschlägt, ich soll nach Indien fliegen? Noch nie im Leben habe ich einen so lächerlichen Vorschlag gehört!«
    »Es kommt nicht so sehr darauf an, wie du nach Indien gelangst. Der springende Punkt ist vielmehr, daß du bestimmt hinfahren mußt. Das liegt auf der Hand.«
    »Oh - glaubst du wirklich?« - »Allerdings!«
    »Aber Trixie - angenommen, es stellt sich alles bloß als ein Sturm im Wasserglas heraus?«
    »Wir können es uns nicht leisten, das anzunehmen!« antwortete sie fest. »Es geht doch nicht, daß Victor mit der geschiedenen Frau von jemand anders nach Hause kommt. Stell dir nur vor, was Oberst Lindsay-Wolseley sagen würde. Er kennt Indien!«
    »Das ist auch alles, was er kennt. Ich hab’s ihm nicht vergessen, wie er mich damals im Stich ließ, als ich beschlossen hatte, drastische Maßnahmen wegen der Touristen zu ergreifen. Ich sagte zu ihm: >Sie reden dauernd davon, wie sie mit Ihren Puffereros die Nordwest-Grenze in Schach gehalten haben, Lindsay-Wolseley<, und was glaubst du, was er mir erwidert? Er erwiderte mir: >Vermutlich meinen Sie ,Piffereros‘, -Ben Nevis.< Er war richtig aufgebracht, weil ich seine Pfeifer >Puffereros< genannt hatte. Diese Militärs sind empfindlich wie alte Weiber.
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