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Herrlich und in Freuden

Herrlich und in Freuden

Titel: Herrlich und in Freuden
Autoren: Compton Mackenzie
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Verwalter sich über die Vorteile eines Radio stritten, ließ sich Ben Nevis in seinem Daimler (Modell von vor 1914), der einst als »Salon auf dem Rücken eines Elefanten« bezeichnet wurde, das großartige Glenbogle-Tal hinabfahren, um nach gebührender Zeit das ebenso großartige Glenbore-Tal zu dem alten, grimmig-grauen Haus seines Nachbarn hinaufzufahren.
    Kilwhillie erwartete ihn im Wohnzimmer, das mit allerlei Krimskrams vollgestopft war, wie ihn sein Vater und sein Großvater im Laufe des neunzehnten Jahrhunderts zusammengetragen hatten, und als Ben Nevis hineingebraust kam, klirrten die kristallbehangenen Leuchter, wie man hätte meinen können, voller Besorgnis.
    »Ich hab’ Toker. gesagt, er solle anrufen und ausrichten lassen, daß ich komme. Ach, Hugh, ich bin so furchtbar aufgeregt wegen unsrer kleinen Reise, daß ich’s nicht ertragen hätte, wenn es dir eingefallen wäre, auszugehen. Ich wäre geplatzt!«
    »Wegen unsrer kleinen Reise, Donald? Was für eine Reise meinst du denn?« - »Wir sollten nächste Woche an Bord gehen!«
    »Nicht in Jack Rawstornes Jacht«, schalt Kilwhillie. »Nichts kann mich bewegen, im November mit der Banshee irgendwohin zu fahren. Nichts!«
    »Nicht mit der Banshee !« lachte der Häuptling aus vollem Halse.
    »Mit der Banshee hätte vielleicht der alte Christoph Kolumbus noch ganz gut nach Indien fahren können - aber wir nicht, Hugh!«
    »Wohin?« Kilwhillie stieß es ungläubig hervor und schluckte. »Hast du gesagt, nach Indien?«
    »Ja, mit dem braven Schiff Taj Mahal von der I. B. C. Schiffahrtslinie, die laut Anzeige in der Times am zwanzigsten November nach Bombay fährt. Ich bin furchtbar aufgeregt. Seit ich mit den Freiwilligen in Süd-Afrika war, bin ich nicht mehr so weit von Schottland fortgegangen! Ich freu mich schon drauf, Lindsay-Wolseleys Gesicht zu sehen, wenn wir mit Tigerfellen und den andern Tierchen mit den krummen Hörnern wiederkommen, deren Namen ich nie behalten kann. Übermorgen fahren wir nach Edinburgh und kaufen unsre Ausrüstung.«
    »Hör mal, Donald, ist das einer von deinen verrückten Witzen?« fragte Laird Cameron ernst.
    »Ein Witz? Es wäre alles andere als ein Witz, wenn der junge Hector mit dieser Mrs. Winstanley nach Hause käme. Trixie ist fürchterlich besorgt. Aber du und ich, wir werden ihm schon Vernunft beibringen. Und wenn er keine Vernunft annehmen will, dann streiche ich ihm, weiß Gott, seinen Zuschuß, und das würde bedeuten, daß er seine Pferde verkaufen müßte. Bei dem Sold, den er bekommt, kann er sich’s nicht leisten, Polo zu spielen. Ich werde fest und hart bleiben, Hugh. Schließlich wird Hector eines Tages der vierundzwanzigste Ben Nevis sein, und wir wollen’s nicht haben, daß Glenbogle von einer Schar kleiner Niggerlein wimmelt. Ach, weißt du, lies am besten den Brief von Hectors Oberst, und dann wirst du schon begreifen, warum du und ich so bald wie möglich nach Indien müssen.«
    Kilwhillie las, was Oberst Rose-Ross geschrieben hatte; hin und wieder runzelte er angewidert die Stirn, und den einen Schnurrbartzipfel zwirbelte er so kräftig, als sei der schuld an der Geschichte zwischen Hector und Mrs. Winstanley.
    »Hm, das klingt ja wirklich höchst unerfreulich«, brummte er .schließlich, »Höchst unerfreulich. Ich glaube, es wäre gescheit, wenn du den Rat des Obersten befolgen und nach Indien fliegen würdest.«
    »Fliegen?« echote, nein, wiederholte Ben Nevis, denn eine Wiederholung, die sechsmal so laut wie das Gesagte schallt, kann man nicht gut als Echo bezeichnen. »Du wirst mir doch nicht allen Ernstes vorschlagen, daß ich in so einen widerlichen Apparat klettere und darin über die halbe Erde sause? Du bist wirklich ein erstaunlicher Mensch, Hugh! Manchmal frage ich mich tatsächlich, ob du dir darüber im klaren bist, was du sagst.«
    »Es ist nicht erstaunlicher, wenn ich dir vorschlage, nach Indien zu fliegen, als wenn du mir vorschlägst, ich sollte mit einem Schiff hinfahren«, sagte Kilwhillie und schauderte zusammen. »Du weißt, daß 7 mir nichts so sehr verhaßt ist, wie auf dem Meer zu sein.«
    »Ich weiß, daß du manchmal ein bißchen seekrank wirst.«
    »Ich werde dauernd entsetzlich seekrank«, unterbrach ihn Kilwhillie, und seine Stimme kam einer temperamentvollen Färbung so nahe wie noch nie.
    »Nun ja, aber die klugen Schildbürger haben eine Pille dagegen erfunden, die sie >Nieseekrank< benamst haben. Da brauchst du nur eine zu nehmen, wenn dir ein bißchen seltsam
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