Herrgottswinkel

dass zwischen dir und Eberhart mal was lief, habe ich ihr nie abgenommen – und schon gar nicht, dass ich nicht der Vater von Susanne sein soll. Auch ohne die Geschichte mit der Mumpserkrankung zu kennen, hatte ich daran nie einen Zweifel. Viel schlimmer war für mich, dass ich Eberhart gegenüber loyal bleiben wollte, schließlich hat er mich großgezogen. Dich wollte ich aber genauso wenig verlieren, und ich habe ja mitbekommen, wie sehr du gelitten hast. Ich wusste einfach nicht, wie ich aus diesem Dilemma herauskommen sollte, ohne einen von euch bloßzustellen oder meinen Bruder vor seiner Frau zu blamieren, die ihn ja eh schon verachtet hat.«
    »Weißt du, wer letztendlich unsere Ehe gerettet hat? Tante Rosel mit ihren Geschichten von der Berganna, von Johanna und Anna. Erst von meinen Vorfahrinnen habe ich gelernt, dass innere Stärke darin besteht, sich auf die Suche nach der Wahrheit zu machen, mag sie auch noch so schmerzhaft sein. Erst jetzt, wo ich die Kraft gefunden habe, auf einer Klärung zu bestehen, konnte ich den Schleier von diesem Lügengebäude ziehen, das unser Leben überschattet hat und uns fast auseinandergebracht hätte. Deine Liebe, Franz, und die Frauen meiner Familie haben das möglich gemacht. Dafür möchte ich dir danken, und gleich morgen werde ich zu Rosel gehen und ihr sagen, wie sehr sie mir geholfen hat.«
    Wortlos beugte sich Franz zu mir herüber und schloss mich in seine Arme. »Lass uns noch mal ganz neu anfangen«, sagte er dann.
    Jetzt, wo alles geklärt war, waren wir endlich frei.
    eberhart und agnes habe ich verziehen.
    Der, der frei ist von Schuld, werfe den ersten Stein.
    Ich werde es nicht tun.
    Zu viele wurden nach mir geworfen.