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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!
Autoren: Joshua Corin
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konnte, stellte er die Freisprechanlage an.
    Es klingelte einmal, zweimal, dann nahm jemand ab. „Ja?“
    Das unverkennbare heisere Krächzen konnte nur von Assistant Director Trumbull stammen. Warum rief Tom ihn an? Was ging hier vor? Warum …?
    „Hallo?“, schnarrte Trumbull. „Verdammte Scheiße, ist da jemand?“
    „Ja, Sir“, antwortete Esme hastig. „Entschuldigen Sie, Sir. Hier spricht Esme Stuart. Ich bin hier bei Tom Piper.“
    Stille, dann: „Sie haben das mit dem Galileo-Fall gut hingekriegt, Mrs Stuart.“
    Trumbull schien nicht überrascht zu sein, von ihr zu hören. Esme sah Tom fragend an, doch der grinste nur listig und kratzte sich über den grauen Dreitagebart.
    „Toms Task Force war eine sehr wichtige Einheit beim FBI, und nie im Leben werden wir dafür einen Ersatz finden. Wahrscheinlich auch keinen für Sie. Wir haben in den letzten fünf Monaten eine Menge gute Leute verloren. Das muss ich Ihnen nicht erst sagen.“
    Der Assistant Director atmete tief durch. Vielleicht wegen seiner Krankheit, vielleicht aber auch, weil der Tod so vieler Mitarbeiter auf seiner Seele lastete.
    „Wie auch immer“, fuhr er fort. „Das Leben geht weiter, und die Menschen werden nicht aufhören, wahnsinnige Verbrechen zu begehen. Wir brauchen kluge, fähige Leute in unserem Team, um dagegen anzukämpfen.“
    Esme konnte sich nicht zurückhalten. „Sir, bitten Sie mich um ein Date?“
    Tom lachte – oder versuchte zu lachen, doch der Schmerz in seiner Brust setzte dem Versuch ein jähes Ende. Trotzdem umspielte dieses alberne Lächeln weiterhin seine Lippen. Der Regen hatte sich gelegt, es nieselte nur noch. Aus dem lauten Trommeln auf dem Autodach war ein sanftes Knistern geworden.
    „Tom hat eine Empfehlung ausgesprochen, und ich werde ihr folgen. Es ist ganz einfach, Mrs Stuart: Wir wollen Sie wieder in unserem Team haben.“
    Esme blinzelte.
    Tom schrieb eine Notiz und zeigte sie ihr.
    „Stell deine Forderungen.“
    Forderungen?
    Ah, Forderungen! Ihr Gesicht hellte sich auf. Tom nickte.
    „Mrs Stuart, sind Sie noch dran?“
    „Wenn Sie wollen, dass ich zurückkommen, Sir, dann müssen Sie mir entgegenkommen.“
    Trumbull hustete. „Ich höre.“
    „Ich möchte auf Long Island bleiben. Ich werde mit meiner Familie nicht umziehen.“
    „Dann wären Sie in Karl Zieglers Zuständigkeitsbereich – ganz zu schweigen von Ihrer alten Freundin Pamela Gould.“
    „Nicht wenn ich als Beraterin und nicht als FBI-Agentin für Sie arbeite.“
    „Was ist der Unterschied?“
    Esme schwieg einen Moment. Es hatte gut geklungen, fand sie, doch was war der Unterschied?
    Tom lieferte ihr die Antwort mit einem simplen Symbol: „$$$“
    „Berater werden besser bezahlt.“
    Trumbull hustete wieder. „Weiter.“
    „Ich arbeite keine normalen Schichten. Ich kann die meiste Arbeit von zu Hause aus erledigen, vorausgesetzt, das FBI rüstet meinen Computer auf.“
    „Ist das alles?“
    „Ich werde nicht eine einzige Schulaufführung verpassen, keinen wichtigen Vortrag meines Mannes, kein Thanksgiving oder Weihnachten und nicht mal den Tag der Erde. Ich löse Fälle, die sonst niemand lösen kann – das bekommen Sie dafür –, aber meine Familie steht an erster Stelle. Das ist es, was ich bekomme, und wenn nicht, dann war’s das.“
    Schweigen.
    Hatte sie zu viel verlangt?
    „Sie waren schon immer eine Nervensäge. Das wissen Sie doch, Mrs Stuart, oder?“
    Esme grinste. Jawohl. Das wusste sie.
    „Ich lasse den Vertrag aufsetzen.“
    „Danke sehr, Sir.“
    „Sie sagten, dass Tom Piper bei Ihnen ist?“
    „Ja, Sir. Er sitzt mir gegenüber.“
    „Sagen Sie ihm, dass er auch schon immer eine Nervensäge war.“
    Klick.
    Tom beugte sich vor.
    „Danke“, flüsterte er.
    Ihren ersten Fall bekam sie am Ostersonntag. Das Telefon klingelte um 5:33 Uhr. Es klingelte viermal, bevor es Esme gelang, ein Auge aufzuklappen. Das Telefon stand auf ihrem Nachttisch. Sie sah ihm dabei zu, wie es ein fünftes Mal klingelte und sich dann der Anrufbeantworter anschaltete. Und dann klingelte es noch einmal kurz, um sie wissen zu lassen, dass jemand eine Nachricht hinterlassen hatte. Sie schloss das eine Auge wieder und versuchte sich an ihren Traum zu erinnern. Rafe bewegte sich. Sein Ellbogen stieß leicht gegen ihre Lippe.
    Um 5:35 Uhr klingelte ihr Telefon wieder. Dieses Mal ließ sie die Augen geschlossen, schob Rafes Ellbogen von ihrem Gesicht, griff im Dunkeln nach dem Hörer und drückte ihn ans Ohr.
    „Was?“,
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