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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!
Autoren: Joshua Corin
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Licht, doch Andre fand, dass die Farben seine Nachbarschaft um 3:40 Uhr in der Früh in eine hübsche kleine Diskothek verwandelten. Das wiederum erinnerte ihn an sein Alter und seine scheußlichen Teenagerjahre und daran, wie sehr sich sein Leben in so kurzer Zeit verändert …
    „Sie haben uns gerufen?“, fragte Officer Appleby mit vor der Brust verschränkten Armen. Er war der Schwarze. Officer Harper, der Weiße, kniete neben der Leiche. Die Cops, die in dieser Gegend Dienst hatten, kamen immer in dieser Formation: einer schwarz, einer weiß. Einige von Andres Schülern bezeichneten sie deshalb nicht als „Bullen“ sondern als „Zebras“. Yo, heute sind Zebras unterwegs, passt auf!
    „Ich war mit meinem Hund spazieren.“ Andre blies warmen Atem in seine Hände und rieb sie aneinander. Obwohl er eine Fleecejacke über seinem Sweatshirt trug, bedeutete Winter immer noch Winter. „Wir haben ihn hier liegen sehen.“
    Officer Appleby runzelte die Stirn, ließ die Arme sinken und verschränkte sie dann erneut. „Kannten Sie den Verstorbenen?“
    „Nein, Sir.“
    Officer Harper suchte die haarigen, schmutzigen Gliedmaßen des Obdachlosen oberflächlich nach Erfrierungen ab. In ein paar Minuten würden sie Meldung machen, und dann würde der Fall an die Detectives und Gerichtsmediziner übergeben werden. Doch bis es so weit war, konnte er, wenn er vorsichtig mit der Leiche und dem Tatort umging, ruhig mal ein bisschen echte Polizeiarbeit leisten. Dass Appleby mit dem Zeugen plauderte, war reine Zeitverschwendung, aber zumindest konnte er in dieser Zeit nach Hinweisen suchen, um sie den Kollegen mitzuteilen, sobald sie hier waren. Wenn dann bei der nächsten Beförderung sein Name ins Spiel kam, würden sie sich daran erinnern, und er wäre endlich diese ständige Streifendienst-Nachtschichten-Scheiße für immer los.
    Moira stupste ihn mit der Nase in den Hintern. Harper starrte den Mops finster an. Gott, er hasste Hunde! Sie sabberten und kauten auf allem herum. Sie brauchten ständig Aufmerksamkeit. Die Stadt wollte Geld für ihre Hundemarken, die Tierhandlung Geld fürs Fressen und der Tierarzt Geld für Impfungen. Hunde! Du lieber Himmel!
    Moira stieß ihm erneut in den Hintern, und Harper schlug sie weg. Er schaute hinüber zu seinem Kollegen und dem Zeugen. Keiner von beiden hatte seinen kleinen Gewaltausbruch bemerkt. Gut. Das Letzte, was er jetzt brauchen konnte, war ein verärgerter Zivilist, der eine völlig überflüssige Beschwerde einreichte.
    Andre spürte, wie Moira sich an seinen Turnschuhen rieb. Aus Gewohnheit beugte er sich hinunter und streichelte sie hinter den Ohren. Wahrscheinlich wollte sie nach Hause. Es war fast vier Uhr. Bestimmt würde sie sofort einschlafen.
    „Nun, Mr Banks, sind Sie immer so spät noch unterwegs?“ Appleby hustete in seine Faust, verlagerte das Gewicht von dem rechten auf den linken Fuß. „Sie und Ihr Hund?“
    „Schlafstörungen“, entgegnete Andre.
    Appleby nickte mitfühlend. Der Zeuge schien nicht besonders verstört wegen der Leiche zu sein, aber schließlich waren sie in Atlanta. Auf dem MLK Drive. Der Tod hatte sich schon vor langer Zeit hier breitgemacht. Appleby arbeitete schon seit zehn Jahren in der Gegend. Wenn man mal alle Leute aus der Nachbarschaft zusammentrommeln würde, könnten die eine Menge Geschichten erzählen. Er selbst als Vertreter des Gesetzes kümmerte sich ja nur um das, was gemeldet wurde. Die Verbrechen, die nicht gemeldet wurden, waren die, die ihm Albträume bescherten.
    „Nun, Mr Banks, wir brauchen noch eine offizielle Aussage, aber das muss vermutlich nicht vor …“
    Die Glasleuchten auf dem Polizeiwagen explodierten mit einem lauten Knall. Alle vier – Andre, Moira, Appleby und Harper – blickten auf den Boden, der jetzt mit Glassplittern übersät war, dann auf das Autodach, und dann sahen sie sich gegenseitig an. Moira warf nachdenklich den Kopf hin und her.
    „Jemand muss mit einem Baseball oder so was geworfen haben“, bemerkte Appleby.
    Harper hatte seine Waffe gezogen. „Zeigt euch, ihr kleinen Scheißer!“
    Ohne die Diskothekenbeleuchtung blieb nur noch das milchige Oval der Straßenlaterne als Beleuchtung übrig, in dem sie sich zwar gegenseitig sehen konnten, aber nicht, wer das Polizeilicht zertrümmert hatte. Harper wedelt mit seiner Kanone, woraufhin Appleby nach seiner eigenen griff. Sie versuchten den Kerl über ihr Gehör ausfindig zu machen, doch sie hörten nur ihren eigenen Herzschlag in der
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