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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!
Autoren: Joshua Corin
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kalten Nachtluft.
    Dann hörte Harper nicht einmal den mehr, denn eine Kugel durchschlug seine Schädeldecke, und er war tot. Er brach wie eine Marionette ohne Fäden zusammen, nicht mal einen Meter von der Leiche des Penners entfernt.
    Appleby öffnete den Mund, um etwas zu sagen, zu schreien, irgendetwas, doch darum kümmerte sich eine zweite Kugel, und er gesellte sich zu seinem Partner auf den Asphalt. Das Blut lief aus ihren Wunden und vermischte sich, als würden sie Händchen halten.
    Eine Minute verging.
    Andre rührte sich nicht.
    Moira trottete zu Applebys Leiche und stupste mit einer Pfote an seine Wange. Dann sah sie zu ihrem Herrchen zurück und wimmerte.
    Langsam machte Andre einen Schritt auf den Streifenwagen zu. Dort drinnen würde er sicher sein. Die Scheiben waren doch kugelsicher, richtig?
    „Moira“, flüsterte er. „Komm hierher, Mädchen!“
    Sie folgte ihm, als er sich zentimeterweise von dem Blutbad entfernte. Das Auto war fünf Meter entfernt. Vermutlich waren die Türen nicht verschlossen. Er würde einfach einsteigen und per Funk Hilfe rufen, dann wäre er in Sicherheit. Ihm und Moira würde nichts passieren.
    Noch vier Meter, und sie hatten den Scherbenhaufen erreicht. Moira lief darum herum. Sie und Andre waren jetzt fast außerhalb des Lichtkreises der Straßenlaterne. Noch drei Meter, und Andre entschied, dass es nicht sinnvoll war, langsam zu machen – er lief ja nicht über ein Drahtseil. Er holte tief Luft (so wie er es seinen Schülern auf der Hosea Williams immer beibrachte) und bereitete sich auf seinen Sprint vor.
    Die dritte Kugel traf ihn, bevor er die Chance dazu hatte. Und die vierte Kugel erledigte den Hund.
    Wolken zogen über den Himmel. Die Straßenlaterne brummte. Um 4:25 Uhr erwachte das Funkgerät im Streifenwagen krächzend zum Leben. Der Einsatzleiter verlangte ein 10-4 über ihren Verbleib, over . Gegen 4:40 Uhr wurde der Einsatzleiter nervös und schickte Pennington und O’Daye los. Pennington und O’Daye kamen um 5:55 Uhr an. Der Tagesanbruch war nur noch eine Werbepause entfernt.
    Pennington stieg als Erster aus, während O’Daye die Automatik auf „Parken“ stellte. Beide sahen sie den Streifenwagen, dann die Leichen. O’Daye rief den Einsatzleiter an, versuchte, ruhig zu bleiben, doch ihre Stimme zitterte wie eine gezupfte Saite.
    „Zentrale, hier ist Baker-82. Wir sind am Tatort. Wir haben vier Leichen gefunden, wiederhole: vier Leichen. Officer Harper und Appleby hat es erwischt. Fordere sofortige Verstärkung an. Over.“
    Gabe Pennington suchte die Gegend mit seinen grünbraunen Augen ab. Seine Brille beschlug von der Kälte, frustriert und zugleich panisch hob er eine behandschuhte Hand und wischte sie ab. Kein Zweifel – das war Roy Appleby. Seit seiner Scheidung hatte Pennington jeden Samstagabend im Haus dieses Bastards Poker gespielt. Pennington hasste das Spiel, aber er hielt es allein einfach nicht aus. Er wohnte nach seinem Auszug in einem Motelzimmer. Es war Appleby gewesen, der sich um ihn gekümmert hatte. Und jetzt sickerte auf dem MLK Drive Blut aus seinem Körper. Verdammt.
    „Verstanden, Baker-82“, antwortete der Einsatzleiter mit derselben Autorität wie immer. „Verstärkung ist auf dem Weg. Over.“
    Officer O’Daye starrte durch die Windschutzscheibe. „Vielleicht leben sie noch.“
    Pennington sah sie an, dann blickte er wieder zu den Leichen in dem milchigen Oval. Tatsächlich war sein erster Impuls gewesen, zu ihnen zu rennen und ihren Puls zu suchen, Wiederbelebungsmaßnahmen durchzuführen. Doch sie wussten nicht, was sich hier abgespielt hatte, und bevor man das nicht wusste, ging man besser auf Nummer sicher. Nummer sicher hatte vielleicht nicht bei seiner Ehe funktioniert, aber ihn zumindest vor ernsthaften Verletzungen während seiner vierzehnjährigen Dienstzeit bewahrt. O’Daye war jung. Sie würde das auch noch lernen.
    Als er sich neben sie ins Auto setzte, sah Melissa O’Daye auf ihre Armbanduhr. Sechs Uhr. Bald würden die Nachbarn aufwachen. Eltern würden ihre in warme Klamotten verpackten Kinder gegenüber in die Hosea Williams bringen. Die Eckensteher würden ebenfalls bald auftauchen, und die frühen Alkoholiker. Sie sollten das nicht sehen. Niemand sollte das sehen. Und sie selbst sollte das nicht sehen müssen. Sie sollte im Bett liegen. Sie brauchte diese Überstunden nicht. Was versuchte sie eigentlich zu …
    Der Hund stöhnte.
    O’Daye und Pennington richteten sich auf.
    Der kleine Hund lag
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