Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!
Autoren: Joshua Corin
Vom Netzwerk:
um die Gefahren, und trotzdem sprach er sie aus, weil die Wahrheit der einzige Gott ist, der es verdient, verehrt zu werden. Seine Wahrheit machte der jahrtausendealten kirchlichen Tyrannei ein Ende.“
    „Um genau zu sein“, mischte Rafe sich ein, „war das etwas anders …“
    Galileo reckte den Kopf. „Wie bitte?“
    „Es ist eine wenig bekannte Tatsache, aber nun, solche Tatsachen mag ich nun mal am liebsten …“ Er warf seiner Frau einen kurzen Blick zu. Ob sie etwas unter ihrem Ärmel versteckt hatte? Ja, hatte sie. Gut. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Teppich. „Galileo Galilei war sogar sehr religiös. Als er durch sein Teleskop die Ringe des Saturns entdeckte und somit der Erste in der Geschichte der Menschheit war, der begriff, dass das Sonnensystem sich bewegte, da wurde sein Glaube nur noch stärker.“
    „Das ist doch lächerlich!“
    „Tja, nun, eigentlich nicht. Das Universum, das er betrachtete, war wunderschön und perfekt. Und das bestärkte ihn nur noch in seinem Glauben, dass eine höhere Macht die Hand im Spiel gehabt haben musste. Die Sonne drehte sich zwar nicht um die Erde, wie die katholische Kirche glaubte, wie es Aristoteles und Ptolemaios geglaubt hatten, doch zweifelte er nicht eine Sekunde lang, dass alles in diesem unendlichen Wunder von Gott erschaffen worden war.“
    „Und dafür hat seine geliebte Kirche ihn foltern lassen, hat ihn gezwungen, öffentlich abzuschwören, und ihn dann bis an sein Lebensende unter Hausarrest gestellt! Religion ist der Feind des Fortschritts. Gentechniker werden in unserem Land daran gehindert, Krebs zu heilen. Glauben Sie an Gott, Mr Stuart?“
    „Ja, das tue ich.“
    „Dann werden Sie gleich sehr enttäuscht sein.“
    Er drückte den Revolver an Rafes Hinterkopf und legte den Finger an den Abzug.
    „Warten Sie!“, schrie Esme.
    Galileo sah zu ihr auf.
    „Wenn Sie sie umbringen wollten, Henry, dann wären sie längst tot. Sagen Sie mir, warum Sie wirklich hier sind.“
    „Ich bin hier, weil du mich dazu gezwungen hast. Ich bin hier, weil du dafür gesorgt hast, dass das FBI meine Kreditkarte kennt. Ich bin hier, weil ich keine andere Möglichkeit mehr habe und deine Hilfe brauche. Nun ist es an der Zeit, dass du deine rühmlichen Fähigkeiten dafür einsetzt, mir zu helfen.“
    Esme holte tief Luft. Sie stand noch immer auf der Fußmatte an der Tür, die zur Garage führte. Und sie hatte noch immer den Mantel an.
    „Und wir haben nicht viel Zeit“, fügte Galileo hinzu. „Also, was sagst du?“
    Sie zog den Mantel aus – langsam, um den Mann mit dem Revolver nicht zu erschrecken – und hängte ihn an den Haken.
    „Ich weiß nicht, was Sie von mir erwarten“, erwiderte sie. „Ich kann nicht zaubern.“
    „Du solltest dein Talent nicht unterschätzen.“ Er drückte den Revolverlauf an Sophies Kopf. „Und meines auch nicht. Ich habe schon einmal Kinder erschossen.“
    „Mommy …“
    Esme sah ihre Tochter fest an. „Alles wird gut. Das verspreche ich.“
    „Genau“, sagte Galileo. „Und jetzt halte dein Versprechen!“
    Esme zögerte kurz, dann nickte sie. „Es gibt eine Lücke in unserem Überwachungssystem, die mir heute Nachmittag erst aufgefallen ist. Ich dachte, Sie hätten das schon herausgefunden, aber wahrscheinlich wissen nur FBI-Mitarbeiter davon.“ Sie zeigte auf ihren Computer. „Kann ich?“
    „Wozu?“
    „Ich muss herausfinden, ob diese Lücke noch existiert. Ich muss nur an die Verkehrsmeldungen herankommen, zum Beispiel auf der Homepage der ‚New York Times‘. Sie können sich hinter mich stellen und zusehen, wenn Sie wollen.“
    Er dachte über ihr Angebot nach, dann willigte er mit einer Handbewegung ein. Hastig lief sie zu ihrem Computer. Er folgte ihr, wobei er die Waffe weiterhin auf Sophie gerichtet hielt. Esme zweifelte keine Sekunde daran, dass dieser Mann gleichzeitig auf den Bildschirm schauen und ihre Tochter umbringen konnte, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Sie schluckte und drückte die „Start“-Taste. Nichts geschah. Sie drückte erneut. Und noch einmal.
    Alle Blicke waren nun auf sie gerichtet.
    „Der Stecker muss rausgezogen sein“, vermutete sie.
    Galileo seufzte. „Steck ihn rein.“
    Sie nickte, dann kletterte sie hinter den Schreibtisch. Mit der linken Hand strich sie über den Vorhang des Fensters. Sie kniete sich auf den Boden. Der Stecker war nicht rausgezogen, aber das wusste sie bereits. Sie hatte die „Start“-Taste gedrückt, aber nicht richtig. Wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher