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Herr des Lichts

Herr des Lichts

Titel: Herr des Lichts
Autoren: Roger Zelazny
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Mönchen entdeckte und die Tatsache einem Bruder vom Schwarz-Roben-Orden der Ratri meldete. Dieser Mönch wiederum suchte einen Priester auf und gab die Information an ihn weiter. Der Priester, der der Göttin die große Tugend ihrer Anhänger beweisen und sie damit beeindrucken wollte, ließ den Bettler hereinbitten und beköstigen, bot ihm neue Kleider an und stellte ihm eine Zelle zur Verfügung, in der er für die Zeit, die er im Kloster verbringen wollte, schlafen konnte.
    Der Bettler nahm die Verpflegung mit den Dankesbezeugungen eines Brahmanen an, lehnte es aber ab, etwas anderes zu essen als Brot und Früchte. Er nahm auch die dunklen Kleider des Ordens der Ratri an und legte seinen verschlissenen Kittel ab. Dann sah er sich in der Zelle um, in der man eine neue Schlafmatte für ihn ausgebreitet hatte.
    »Ich danke Euch, ehrenwerter Priester«, sagte er mit einer vollen, nachhallenden Stimme, die man seinem schmächtigen Körper nicht zugetraut hätte. »Ich danke Euch und bete das Lächeln Eurer Göttin auf Euch herab - für die Güte und den Großmut, die Ihr mir in ihrem Namen erwiesen habt.«
    Der Priester lächelte sich selbst zu und hoffte immer noch, daß Ratri in diesem Augenblick durch die Halle kommen und sehen möge, welche Güte und welchen Großmut er diesem Bettler in ihrem Namen bezeugte. Aber sie kam nicht. Nur wenige Ordenspriester hatten sie überhaupt jemals gesehen, auch nicht in jener Nacht, als sie, angetan mit ihrer ganzen Macht, unter ihnen geweilt hatte: denn nur die in den Safranroben waren dabeigewesen, als Sam aufgewacht war, und nur sie kannten seine neue Identität. Im allgemeinen ging sie durch das Kloster, wenn ihre Anhänger im Gebet versunken waren oder wenn sie sich zur Nacht zurückgezogen hatten. Sie schlief in der Regel am Tage, und wenn sie sich ihnen zeigte, war ihr Antlitz verhüllt und sie selbst in einen Mantel gehüllt; ihre Wünsche und Befehle ließ sie durch Gandhiji, das Oberhaupt des Ordens, verkünden, durch Gandhiji, der in diesem Zyklus schon dreiundneunzig Jahre alt war und halbblind.
    Folglich rätselten sowohl ihre Ordensmönche wie auch die in den Safranroben über Ratris wahre Erscheinung und warteten auf eine Gelegenheit, Gnade in ihren Augen zu finden. Es hieß, daß ihr Segen dem, dem er gespendet wurde, die Reinkarnation als Brahmane sicherte. Nur Gandhiji lag nichts an einer solchen Wiedergeburt, denn er hatte beschlossen, den Pfad des wirklichen Todes zu gehen.
    Da sie nicht durch die Halle kam, als er dort mit dem Bettler stand, zog der Priester das Gespräch hinaus.
    »Ich bin Balarma«, erklärte er. »Darf ich nach Eurem Namen fragen, guter Mann, und vielleicht auch nach Eurem Bestimmungsort?«
    »Ich bin Aram«, antwortete der Bettler, »und ich habe ein Gelübde abgelegt, zehn Jahre lang in Armut zu leben, sieben Jahre davon in vollkommenem Schweigen. Glücklicherweise sind diese sieben Jahre schon verstrichen, so daß ich meinen Wohltätern nun Dank sagen und ihre Fragen beantworten kann. Ich bin auf dem Weg in die Berge, wo ich mir eine Höhle zur Meditation und zum Gebet suchen will. Eure gütige Gastfreundschaft will ich für einige Tage in Anspruch nehmen, dann aber soll meine Reise weitergehen.«
    »Wahrhaftig«, sagte Balarma, »es sollte uns eine Ehre sein, wenn ein heiliger Mann wie Ihr unser Kloster mit seiner Anwesenheit segnen wollte. Wir heißen Euch herzlich willkommen. Wenn es irgend etwas gibt, das Ihr auf Euren weiteren Weg mitnehmen möchtet und wir in der Lage sind, es Euch zu geben, dann sprecht.«
    Aram fixierte ihn mit seinem niemals sich schließenden grünen Auge und sagte: »Der Mönch, der mich als erster vor dem Eingang des Klosters bemerkte, trug nicht Euer Ordensgewand.« Er berührte dabei den dunklen Stoff. »Wenn mich mein schwaches Auge nicht trügt, sah ich eine andere Farbe an ihm.«
    »Ja«, sagte Balarma, »denn die Jünger des Buddha haben bei uns Zuflucht gefunden und rasten sich eine Weile aus von ihrer Wanderschaft.«
    »Das ist nicht unwichtig für mich«, sagte Aram, »denn ich würde gern mit ihnen sprechen und vielleicht mehr über ihren Pfad zum Heil erfahren.«
    »Wenn Ihr Euch entschließen könnt, eine Zeitlang bei uns zu bleiben, werdet Ihr dazu sicher hinreichend Gelegenheit finden.«
    »Dann will ich das tun. Wie lange werden die Mönche noch bleiben?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Aram nickte. »Wann werde ich Gelegenheit haben, mit ihnen zu sprechen?«
    »Jeden Abend, so auch heute,
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