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Herr des Lichts

Herr des Lichts

Titel: Herr des Lichts
Autoren: Roger Zelazny
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Mädchen.
    Er nahm einen Ball und hielt ihn ihr hin. »Ball«, sagte er.
    »Ball«, sagte das Mädchen.
    Er hob erneut den Klotz auf und zeigte ihn ihr.
    »Ball«, wiederholte sie.
    Yama ließ den Klotz fallen.
    »Hilf mir, Kubera«, sagte er.
    »Das werde ich, Yama. Wenn es einen Weg gibt, werden wir ihn finden.«
    Er setzte sich neben ihn und hob seine Hände.
    Der Löffel wurde lebendig und war ganz und gar Löffel, der Ball ganz und gar Ball und der Klotz ganz und gar Klotz - und das Mädchen lachte. Selbst der Welpe schien die Gegenstände mit neuer Aufmerksamkeit zu betrachten.
    »Für die Lokapalas hat es niemals ein >unmöglich< gegeben«, sagte Kubera, und das Mädchen nahm den Klotz und starrte ihn lange Zeit an, bevor sie ihn beim Namen nannte.
     
    Es ist bekannt, daß Varuna-Herr nach der Schlacht von Khaipur in die Himmlische Stadt zurückkehrte. Das System der Auslese durch den Himmel begann etwa zur gleichen Zeit zusammenzubrechen. Die Meister des Karma wurden durch die Wächter der Inkarnation ersetzt, und ihr Aufgabenbereich wurde vom Tempeldienst abgetrennt. Das Fahrrad wurde neu erfunden. Sieben buddhistische Heiligtümer wurden errichtet. Aus Nirritis Palast machte man eine Kunstgalerie und einen Karma-Pavillon. Das Fest von Alundil wurde weiterhin jedes Jahr abgehalten, und seine Tänzer waren unvergleichlich. Gehegt von den Gläubigen, steht der Purpurhain noch immer.
    Kubera blieb mit Ratri in Khaipur. Tak flog zusammen mit Olvegg im Donnerwagen einem unbekannten Ziel zu. Wischnu regierte über den Himmel.
    Diejenigen, die zu den sieben Rischi beteten, dankten ihnen für das Fahrrad und die rechtzeitige Inkarnation des Buddha, den sie Maitreya nannten, was >Herr des Lichts< heißt. Herr des Lichts entweder deswegen, weil er über die Blitze gebot, oder weil er diese seine Macht nicht einsetzte. Andere nannten ihn Mahasamatman und einen Gott. Er selbst jedoch ließ nach wie vor das Maha- und das -atman weg und nannte sich Sam. Niemals behauptete er ein Gott zu sein. Freilich bestritt er es auch niemals. So, wie die Dinge lagen, konnte beides nur von Schaden sein. Aller theologischen Spekulation wurde jedoch bald ein Ende gesetzt, denn er blieb nur noch kurze Zeit bei seinen Anhängern. Dann verschwand er. Unter welchen Umständen - darüber kursieren mehrere, sich widersprechende Darstellungen.
    Allen diesen Legenden ist jedoch eines gemeinsam. Sie berichten übereinstimmend, daß eines Tages, als Sam in der Abenddämmerung auf seinem Pferd am Fluß entlang ritt, ein großer roter Vogel mit einem Schwanz, der dreimal so lang war wie der ganze Vogelkörper, zu dem Reiter geflogen kam.
    Am folgenden Tag verließ der Buddha noch vor Sonnenaufgang Khaipur und wurde nicht mehr gesehen.
    Nun sagen einige, daß das Erscheinen des Vogels und Sams Verschwinden zeitlich nur zufällig zusammengefallen seien und daß kein unmittelbarer Zusammenhang bestehe. Sie sagen, daß Sam aufgebrochen sei, um in der Anonymität der Safranrobe Frieden zu finden, denn die Aufgabe, dererwegen er zurückgekommen war, hatte er abgeschlossen, und des Lärms und des Aufhebens, das man um seinen Sieg machte, war er längst überdrüssig.
    Vielleicht erinnerte ihn der Vogel daran, wie schnell solcher Glanz vergeht. Vielleicht war er aber auch schon mit sich ins reine gekommen.
    Andere sagen, daß er nicht wieder die Robe genommen habe, sondern daß der Vogel ein Bote der Mächte-jenseits-des-Lebens gewesen sei und ihn in den Frieden des Nirwana zurückgerufen habe, wo er nun auf ewig die Große Ruhe, die ewige Seligkeit genieße und den Liedern lausche, die die Sterne an den Küsten des großen Meeres singen. Sie sagen, daß er die Brücke der Götter überschritten habe. Sie sagen, daß er niemals zurückkehren werde.
    Andere sagen, daß er eine neue Identität angenommen habe, aber noch immer unter den Menschen lebe, um in den Tagen des Kampfes über sie zu wachen und sie zu schützen und um die Ausbeutung der unteren Klassen durch die, die an die Macht gekommen sind, zu verhüten.
    Andere wiederum sagen, daß der Vogel tatsächlich ein Bote gewesen sei; kein Bote aber von jenseits des Todes, sondern einer von dieser Welt, und daß die Botschaft, die er zu übermitteln hatte, nicht ihm, sondern eigentlich dem Meister des Donnerkeils, Indra-Herr, gegolten habe, der in die Augen des Todes geblickt hatte. Niemals zuvor hatte man einen Vogel, wie es der rote war, gesehen, obgleich man jetzt weiß, daß diese flammenden Wesen auf
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