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Herr des Lichts

Herr des Lichts

Titel: Herr des Lichts
Autoren: Roger Zelazny
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Städten lebten. Auf ihrer Suche nach individueller Unsterblichkeit schlugen sie einen Weg ein, der anders verlief als der des Menschen. Sie fanden eine Methode, Leben und Geist in dauerhafte Energiefelder zu verwandeln und verließen ihre Körper, um als physikale Kräftestrudel ewiges Leben zu erlangen. Aber sie sind deshalb keine reinen Verstandeswesen. Als sie sich transformierten, nahmen sie ihr Ich, ihr ganzes Selbstbewußtsein mit in ihr neues Leben. Materiegeboren wie sie sind, sehnen sie sich nach einer leiblichen Existenz zurück. Zwar können sie auch jetzt noch zeitweilig eine solche leibliche Gestalt annehmen, aber nicht ohne Unterstützung. Viele Zeitalter hindurch sind sie ziellos um diesen Planeten getrieben. Dann riß sie die Ankunft des Menschen aus ihrer Ruhe. Sie nahmen die Form seiner Alpträume an, um ihn zu peinigen. Deshalb blieb uns keine Wahl. Wir mußten sie besiegen und tief unter den Ratnagiri-Bergen festsetzen. Wir waren nicht in der Lage, sie alle zu vernichten. Andererseits konnten wir es nicht zulassen, daß sie ihre Versuche fortsetzten, in die Inkarnationsmaschinen einzudringen und in die dort lagernden menschlichen Körper zu fahren. Deshalb fingen wir sie ein und steckten sie in große magnetische Flaschen.«
    »Aber Sam hat viele von ihnen wieder befreit. Sie sollten seine Befehle ausführen«, sagte Tak.
    »Ja. Er schloß einen Alptraumpakt mit ihnen und hielt diesen Pakt auch, so daß einige Dämonen wieder frei sind. Siddhartha ist vielleicht der einzige Mensch überhaupt, den die Dämonen respektieren. Mit allen Menschen teilen sie aber ein großes Laster.«
    »Und das ist.?«
    »Sie wetten und spielen liebend gern. Sie spielen um jeden Einsatz, und Spielschulden sind ihre einzige Ehrensache. Das müssen sie sein, denn sonst würden die Rakascha das Vertrauen ihrer Spielpartner verlieren und sich selbst um das bringen, was vielleicht ihre einzige Freude ist. Ihre Kräfte sind groß, und selbst Fürsten spielen mit ihnen, um ihre Dienste für sich zu gewinnen. Ganze Reiche sind auf diese Weise verloren worden.«
    »Falls Sam wirklich, wie du vermutest, mit Raltariki eines der alten Spiele gespielt hat, um welchen Einsatz ging es?« sagte Tak.
    Yama trank aus und schenkte sich Wein nach. »Sam ist ein Narr. - Nein, ein Narr ist er nicht. Er ist ein Spieler. Und das ist ein Unterschied. Die Rakascha haben nämlich Kontrolle über andere, primitivere Energiewesen. Durch den Ring, den er trägt, ist Sam jetzt Herrscher über eine Garde von Feuerelementen, die er Raltariki abgewonnen hat - mörderische, geistlose Kreaturen, von denen jede einzelne die Gewalt eines Blitzschlags hat.«
    Auch Tak trank seinen Wein aus. »Aber welchen Einsatz kann Sam denn ins Spiel gebracht haben?«
    Yama seufzte. »Meine ganze Arbeit, unsere jahrzehntelangen Bemühungen.«
    »Du meinst - seinen Körper?«
    Yama nickte. »Ein menschlicher Körper ist noch immer der größte Anreiz für einen Dämonen.«
    »Warum sollte Sam ein solches Wagnis eingehen?«
    Yama blickte starr durch Tak hindurch. »Er muß darin wohl die einzige Möglichkeit gesehen haben, seinen Lebenswillen neu zu entfachen und wieder Bewußtsein für seine Aufgaben zu gewinnen - indem er sich dieser Gefahr aussetzte und seine Existenz selbst vorn Fall der Würfel abhängig machte.«
    Tak füllte sein Glas wieder mit Wein und trank einen großen Schluck. »Das hat für mich etwas Phantastisches«, sagte er.
    Aber Yama schüttelte den Kopf. »Du kennst es nur nicht, das ist alles«, erklärte er. »Sam fehlt einiges zum Heiligen, und genausowenig ist er ein Narr.«
    »Aber doch beinahe«, setzte Yama nach einer Weile abschließend hinzu. In dieser Nacht versprühte er überall im Kloster den Dämonenabweiser.
     
    Am nächsten Morgen näherte sich ein untersetzter Mann dem Kloster. Er ließ sich vor dem Vordereingang nieder und setzte einen Gabenteller vor sich auf den Boden. Er trug ein einteiliges schäbiges Gewand aus grob gewebtem braunen Stoff, das bis zu den Fußknöcheln reichte. Ein schwarzer Flicken bedeckte sein linkes Auge.
    Sein Haar war stark gelichtet, schwarz und sehr lang. Seine scharf geschnittene Nase, sein unentwickeltes Kinn und die hoch sitzenden platten Ohren verliehen seinem Gesicht ein etwas füchsisches Aussehen. Seine wettergegerbte Haut spannte sich straff über die ausgeprägten Backenknochen. Sein grünes Auge schien niemals blinzeln zu müssen.
    An die zwanzig Minuten saß er so da, ehe ihn einer von Sams
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