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Herr des Lichts

Herr des Lichts

Titel: Herr des Lichts
Autoren: Roger Zelazny
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haftete dann auf Yama, der mit Breeches, Stiefeln, Hemd, Schärpe, Umhang und Handschuhen - alle Teile ganz in Rot - bekleidet war. Auf seinem Kopf saß ein blutfarbener Turban.
    »>FallsFalls    Der Bettler erhob sich, verneigte sich. »Ich bin Aram«, erklärte er, »ein Wanderer und Sucher und ein Bruder all derer, die nach Erleuchtung trachten.«
    Yama gab den Gruß nicht zurück. »Warum sprichst du deinen Namen rückwärts, wenn all deine Worte und Taten doch deine wahre Identität verraten - Herr des Scheins!«
    Der Bettler zuckte die Achseln. »Ich verstehe nicht, was Ihr meint.«
    Aber dann sprang das Lächeln zurück auf seine Lippen. »Ich suche den Pfad und die Wahrheit«, fügte er hinzu.
    »Es fällt mir schwer, das zu glauben, nachdem ich über tausend Jahre lang mit eigenen Augen deine Treulosigkeit mitansehen mußte.«
    »Ihr sprecht vom Lebensalter der Götter.«
    »Unglücklicherweise, ja. Du hast einen schweren Fehler begangen, Mara.«
    »Und welchen?«
    »Du glaubst, daß du das Kloster lebend verlassen wirst.«
    »Ich gebe zu, daß ich das erwarte.«
    »Wobei du übersiehst, daß in dieser Wildnis einem einsamen Wanderer alles mögliche zustoßen kann.«
    »Ich bin seit vielen Jahren allein auf der Wanderschaft. Unfälle stoßen nur den anderen zu.«
    »Vielleicht meinst du, daß dein Atman automatisch in einen anderen Körper irgendwo auf der Erde übertragen wird, wenn wir deinen jetzigen Körper vernichten. Ich habe gehört, daß jemand meine Notizen entschlüsselt hat und ihr den Trick jetzt beherrscht.«
    Die Brauen des Bettlers senkten sich um den Bruchteil eines Zolls und rückten näher zusammen.
    »Du bist dir nicht im klaren darüber, welche Kräfte dieses Gebäude gegenwärtig in sich birgt, und daß diese Kräfte jede solche Übertragung verhindern werden.«
    Der Bettler trat in die Mitte des Raums. »Yama«, erklärte er, »du bist ein Narr, wenn du glaubst, daß der kümmerliche Rest deiner Kräfte sich mit der Macht des Träumers messen kann.«
    »Vielleicht hast du recht, Mara-Herr«, erwiderte Yama, »aber ich habe zu lange auf diese Gelegenheit gewartet, um sie jetzt noch hinauszuschieben. Erinnerst du dich an mein Versprechen in Keenset? Wenn du die Kette deines Daseins verlängern willst, mußt du hier hindurch, hier durch die einzige Tür dieses Raums, und vor dieser Tür stehe ich. Nichts und niemand außerhalb dieses Raums kann dir jetzt helfen.«
    Daraufhin hob Mara seine Arme, und Feuer wurde geboren.
    Alles stand in Flammen. Aus den Steinwänden, aus den Tischen, aus den Mönchskutten schlugen Flammen. Rauch wogte und kräuselte durch den Raum. Inmitten der Feuersbrunst stand Yama. Er bewegte sich nicht.
    »Ist das alles, was du aufbieten kannst?« fragte er. »Deine Flammen sind überall, aber sie verbrennen uns nicht.«
    Mara klatschte in die Hände, und die Flammen verschwanden.
    An ihrer Statt - das wiegende Haupt in fast doppelter Manneshöhe, den Hals mit der silbernen Brillenzeichnung aufgebläht - brachte die Mechobra ihren Körper in eine s-förmige Angriffshaltung.
    Yama beachtete sie nicht. Sein umschatteter Blick bohrte sich in das Auge Maras, als ob er ein dunkles Insekt beobachtete.
    Mitten im Angriff verblaßte die Mechobra.
    Yama tat einen Schritt vorwärts.
    Mara tat einen Schritt zurück.
    Drei Herzschläge lang standen sie sich so gegenüber, dann trat Yama zwei weitere Schritte vor, und wieder wich Mara zurück. Schweißtropfen bissen in Maras, in Yamas Augenbrauen.
    Der Bettler war gewachsen, und sein Haar fiel dichter; um die Taille war er jetzt fülliger geworden, und die Schultern waren breiter. Eine gewisse Anmut, die vorher nicht aufgefallen war, lag über allen seinen Bewegungen.
    Noch einen weiteren Schritt trat er zurück.
    »Ja, Mara, es gibt einen Todesgott«, stieß Yama zwischen aufeinandergebissenen Zähnen hervor. »Wenn ich auch aus dem Himmel ausgestoßen bin, in meinen Augen wohnt der wirkliche Tod. Du wirst ihn kennenlernen. Gleich hast du die Wand erreicht und kannst nicht weiter. Fühlst du, wie die Kraft aus deinen Gliedern schwindet! Fühlst du, wie dir die Kälte in Hände und Füße kriecht!«
    Mara fletschte knurrend die Zähne. Sein Nacken war dick wie der eines Stiers. Seine Armmuskeln hatten den Umfang von Männerschenkeln. Seine
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