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Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen
Autoren: Ngugi wa Thiong
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Aburĩria vorzustellen, nachdem das geeinte Volk diesen Ungeheuern die Macht genommen hat … Dr. Patel, der dich operiert hat, ist heute nicht hier, aber …“
    „Was? Ein Aburo-Asiate?“
    „Genau, denn es ist nicht so, dass alle Asiaten in Aburĩria das gegenwärtige Programm der Ungeheuer unterstützen. Wie bei den schwarzen Aburĩriern arbeiten einige mit den Kräften der Unterdrückung zusammen, während andere auf der Seite des Volkes stehen. Das war schon während unseres antikolonialen Kampfes so, aber das Regime versucht, dieses Wissen zu unterdrücken. Es wird alles unterdrückt, was darauf hinweist, dass es einem Volk möglich ist, sich über Rassen- und ethnische Schranken hinweg zu vereinen, damit die Leute die Ursprünge ihrer Kraft und Macht nicht erkennen.“
    Sie führten ihn in einen anderen Raum. Er spürte, wie Tränen in ihm aufstiegen. All seine Schnitzereien afrikanischer Gottheiten waren hier versammelt.
    „Wir haben sie hierhergebracht, bevor du aus Amerika zurückgekehrt bist. Für uns stehen sie für einen Traum. Wir hoffen, dass du sie vollenden kannst und vielleicht noch die Götter aller anderen Schwarzen und der mit ihnen verbundenen hinzufügst.“
    Ein Weltgespräch der Gottheiten, sprach er bei sich, weil ihm seine Gedanken als Vogel am Himmel in den Sinn kamen.

14
    Eines Nachmittags spazierten sie durch die Straßen von Eldares, und zahllose Menschen schoben und drängten sich in allen Richtungen an ihnen vorbei.
    „Jeden Tag dieselbe Geschichte“, bemerkte Nyawĩra. „Die Menschen strömen auf der Suche nach Arbeit in die Hauptstadt, obwohl sie wissen, dass kaum welche zu finden ist.“
    „Das erinnert mich an die Zeit, als ich durch diese Straßen gegangen bin und gehofft habe, dass mir mein akademischer Abschluss einen Job verschaffen würde“, sagte Kamĩtĩ. „Damals sah es wirklich schlecht aus, und ich konnte nicht erkennen, wie viel schlechter es noch werden sollte. Es ist aber noch schlimmer geworden, und ich ertappe mich bei demselben Gedanken wie damals: Kann es noch schlimmer werden?“
    „Was könnte das verhindern? Während der Bauer und der Handwerker hier im Land etwas produzieren, importiert die neoimperiale Klasse das billigste Zeug en masse aus dem Ausland und untergräbt die Anstrengungen im Land. Wir leben in einer vereinigten Welt unter imperialem Korporonialismus, wie die neuen Ungeheuer so stolz verkünden.“
    Die Straßen, durch die sie kamen, erzählten die immer gleiche, uralte Geschichte. Die Schlaglöcher hatten sich vervielfacht, überall lag Müll herum und wartete darauf, dass man ihn einsammelte.
    „Das Schöne an den Leuten auf der Straße ist, dass wir uns in ihrer Mitte verstecken können“, meinte Kamĩtĩ.
    „Warum trinken wir nicht irgendwo einen Kaffee und genießen das Schöne im Sitzen?“, schlug Nyawĩra vor. Sie wollte einen Ort finden, an dem sie die Spannungen ansprechen konnte, die zwischen Kamĩtĩ und ihr entstanden zu sein schienen. „Versuchen wir es im Mars Café?“
    „Gautama, der Besitzer, könnte der uns nicht erkennen?“
    „Nein, nicht Gautama, der ist immer auf dem Mars oder einem anderen Planeten“, meinte Nyawĩra leichthin. „Merkur, Venus, Jupiter, Saturn, Uranus, Pluto? Was meinst du, auf welchem würde er sich gern niederlassen?“
    „Eigentlich geht es nicht nur um Gautama“, gab Kamĩtĩ zu und versagte sich den leichten Tonfall. „Es geht auch um Kaniũrũ.“
    „Hast du die Erklärung von Jane Kanyori, seiner Frau, vergessen? Er ist verschwunden. SIV .“
    „Und der neue Imperator? Er hat seine Firma noch. Modern Construction. Deine alte Arbeitsstelle.“
    Es wurde ein Spaziergang durch die Straße der Erinnerungen, zurück zu dem Schönen wie dem Schlechten, das ihnen in Santamaria widerfahren war. Nyawĩra zuckte zusammen, als sie an den Tag dachte, an dem sie durch A.G. ’s unfreiwillige Hilfe um Haaresbreite der Verhaftung entgangen war, nur weil er glaubte, dass sie die andere Gestalt des Herrn der Krähen war. Sie setzten sich fast an derselben Stelle am Straßenrand nieder, an der sie an dem Tag gesessen hatten, an dem sie sich zum ersten Mal begegnet waren.
    „Was auch immer mich an diesem Tag zu dir hingezogen hat, es war gesegnet.“
    „Und wer hätte gedacht, dass der Ort, an dem du den Test gemacht hast, später zum Ausgangspunkt des Schlangenwahns werden sollte? Oder von Tajirikas imperialem Aufstieg?“
    „Na ja, wir könnten uns darauf einigen, dass er schon damals als
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