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Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen
Autoren: Ngugi wa Thiong
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Seins“, sagte Gautama, als er den Blick vom Buch hob und seufzte. „Die Träume des Menschen haben kein Ende. Oh, wenn wir Hass und Kriegen ein Ende machen würden, würden wir nicht nur die Erde, sondern das Universum erben. Der einzige Weg, auf dem die Nationen der Erde zusammenkommen und sich mit dem Leben vereinen können, besteht darin zu lauschen, was das Universum zu sagen hat. Das Licht kommt von der Sonne. Möge das Licht des Universums scheinen. Das All ist unsere Zuflucht. Erheben wir uns gegen alle Vorhaben, den Tod ins All zu tragen …“
    Sie gingen weiter und fragten sich, ob das, was sie gerade gehört und gesehen hatten, nicht von einem Mann kam, der über dem Verlust des Mars Cafés den Verstand verloren hatte. Dunkle Wolken zogen auf, Regen drohte. Sie beschlossen, nach Santalucia zurückzukehren, was hieß, durch das Stadtzentrum zu gehen, um einen Bus nehmen zu können. Sie gingen am Paradise vorbei, überquerten die Imperial Avenue, die Imperial Road, die Imperial Street, kamen am Imperial Conference Center vorbei und gelangten schließlich zum Imperial City Square. Bauarbeiter waren überall dabei, die Straßen- und Gebäudenamen in Imperial dies und Imperial das zu ändern.
    Der Imperial City Square war ein weiter, offener Platz, einer der wenigen, die übrig geblieben waren und den zumeist die Arbeitslosen besuchten, um sich ein wenig auszuruhen und sich die Zeit zu vertreiben, bevor sie wieder auf die Jagd nach Arbeit gingen. Manche verbrachten, wenn keine Polizei in der Nähe war, sogar die Nacht hier. An diesem Nachmittag war, wie immer, eine große Menschenmenge auf dem Platz, und überall sorgten Straßenkünstler mit ihren Improvisationen für Unterhaltung, darunter auch Propheten der Verdammnis, die den Reuelosen Feuer und Schwefel predigten.
    Nyawĩra und Kamĩtĩ schlenderten von einer Gruppe zur nächsten, bis sie auf eine Menschentraube stießen, die sich um einen Geschichtenerzähler mit einer einsaitigen Geige versammelt hatte.
    „Das ist A.G. “, flüsterte Kamĩtĩ. „Erinnerst du dich, der Polizist.“
    In diesem Augenblick rief A.G. : „Ehrlich! Haki ya Mungu , genau das hat der Herr der Krähen getan.“
    Die Menschen lauschten, während er von seiner Suche nach dem Herrn der Krähen sang, von dem er sich den Segen erhoffte: das Wesen des Lebens. „Lasst euch nicht belügen – der Herr der Krähen wird niemals sterben. Ehrlich! Haki ya Mungu !“
    A.G. schien verrückt, und Nyawĩra dachte, er spiele es nur, um aussprechen zu können, was er sagen wollte, ohne dass sich jemand einmischte.
    Es begann zu regnen. Die Leute klatschten und einige sagten, der Regen werde vielleicht etwas von dem Schmutz in den Straßen von Eldares fortspülen.
    In diesem Augenblick fand A.G. ’s Blick den von Nyawĩra und Kamĩtĩ. Er hörte auf zu singen, runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf, als glaubte er, dass seine Augen ihn betrogen. Und dann nahm er seine Ballade vom berühmten Herrn der Krähen, der sich in alles, was er wollte, verwandeln konnte, wieder auf.
    „Das ist er“, flüsterte Nyawĩra im Gehen.
    „Wer?“
    „Der Mann, der Kaniũrũ die Waffe abgenommen hat.“
    „ A.G. , der uns einmal von den Toren des Paradise verjagt hat?
    „Und uns auch von den Toren der Hölle weggerissen hat.“
    Kamĩtĩ und Nyawĩra gingen heimwärts und hielten sich an der Hand. Auf Nyawĩras Gesicht mischten sich Tränen unter die Regentropfen, und der Klang der einsaitigen Geige und die Stimme des Mannes folgten ihnen, als wollte der Sänger ihnen sagen, dass auch er sich an jene Nacht erinnere, in der er das Paar von den Toren des Paradise vertrieben hatte, weil er sie irrtümlich für Bettler hielt. Nyawĩra fügte dem Klang der Geige den ihrer Gitarre hinzu, und in ihr mischten sich die Klänge von beiden zu einem. Sie ließ diese Mischung in sich nachklingen, weil sie wusste, dass sie ihm vielleicht niemals wieder von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen würden, um ihm sagen zu können: „Danke, A.G. … Danke für das Geschenk des Lebens!“

NGATHO – DANK
    Dank gilt meinem Lektor Erroll McDonald für seine enorme Arbeit an dieser Übersetzung aus dem Gĩkũyũ ins Englische; meiner Agentin Gloria Loomis für ihr Vertrauen und ihre Ermutigung; und meiner Assistentin Barbara Caldwell für das Korrekturlesen und das Lektorat; Njenga und Njeri Gĩkang’a, Gatuawa Mbũgwa, Cege Gĩthiora und Wambũi Gĩthiora für ihre akribischen Bemerkungen zu den ersten Entwürfen,
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