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CHAMSA - 5 Tage bis zur Ewigkeit (German Edition)

CHAMSA - 5 Tage bis zur Ewigkeit (German Edition)

Titel: CHAMSA - 5 Tage bis zur Ewigkeit (German Edition)
Autoren: Bianca Balcaen
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    Geheimnisvolle
Begegnung
     
    Ü ber den welligen
Sanddünen versank langsam die Abendsonne. In dem goldverhangenen Nebeldunst lag
ein trügerischer Frieden, der Duft von Essen und das ausgelassene Gelächter der
Jugendlichen. Eigentlich war es viel zu heiß; das Thermometer zeigte noch immer
34 Grad an. Trotzdem hatte sich die Clique wie jeden Abend an ihrem üblichen
Treffpunkt auf dem High School Campus versammelt.
    Hannah saß auf der
Parkbank und ein sehnsüchtiger Ausdruck stahl sich auf ihr Gesicht, als sie ihre
Freunde beim ausgelassenen Rangeln um den Basketball beobachtete. Die Lust
aufzuspringen und mitzuspielen kribbelte in ihren Beinen. Doch wie immer wurde
ihr im letzten Moment klar, dass das keine so gute Idee war. In den zwei Jahren,
seit die Ärzte den Grund für ihre ständige Müdigkeit und ihre Schwächeanfälle
herausgefunden hatten, trainierte die fünfköpfige Clique weiterhin jeden Abend,
doch sie war seitdem zum Zuschauen verdonnert.
    Mit der Diagnose, dass
sie an einer Mutation des Lamin-A/C-Gens litt, das eine unberechenbare
Herzmuskelschwäche hervorrief, war jegliche Art von Sport für sie strengstens
verboten und ihr blieb nur noch die Rolle des Zuschauers. Unbewusst strich sie
mit den Fingern über die zehn Zentimeter lange Narbe über ihrer Brust. Der
implantierte Defibrillator war durch eine Sonde mit ihrem Herzen verbunden und
sendete bei zu schnellen Herzrhythmusstörungen einen Stromstoß aus, doch auch
das half in letzter Zeit immer weniger.
    Jetzt, mit siebzehn,
stand sie auf der Warteliste für ein Spenderherz, was bei ihrer seltenen
Blutgruppe Null ein fast aussichtsloses Unterfangen war. Aber Hannah gab die
Hoffnung trotzdem nicht auf, denn dafür liebte sie das Leben viel zu sehr. Bis
dahin war eben das Notfall-Spray ihr ständiger Begleiter. Sie hasste es zwar,
zur Untätigkeit verdammt zu sein und sich so vorsichtig wie eine Großmutter
bewegen zu müssen, aber jeder neue Anfall machte ihr angeschlagenes Herz noch
poröser.
    »Okay, Hannah, das
reicht jetzt«, murmelte sie zu sich selbst. Energisch verscheuchte sie die
trüben Gedanken aus ihrem Kopf und dachte an die kleinen Vorteile. Zumindest
blieb es ihr dadurch erspart, in der sengenden Augusthitze wie eine Irre mit
hängender Zunge über den Campus zu rennen, um einem Basketball nachzuhechten.
Sie gab sich zufrieden und lehnte sich zurück.
    Der warme Wüstenwind
wirbelte sanft ihre halblangen, kastanienbraunen Locken durcheinander und
spielte mit den Spagettiträgern ihres geblümten Sommerkleids. In der trockenen
Hitze wehte das leise Rauschen des Rasensprengers über die bunten Sommerbeete
unter den schattenspendenden Baumreihen. Tief zog Hannah den Geruch der
feuchtwarmen Erde und den betörenden Duft der hängenden Jasminblüten ein. Die
letzten Sonnenstrahlen tanzten kribbelnd auf ihrer Nase und brachten sie zum
Niesen.
    Verträumt legte sie den
Kopf in den Nacken und blinzelte durch die Wimpern in den wolkenlosen Himmel –
und da sah sie ihn. Vollkommen reglos saß er da. Nur seine ausdrucksstarken
schwarzen Augen waren wie immer aufmerksam auf sie gerichtet. Ein erfreutes
Lächeln huschte über Hannahs Gesicht. »Hallo, das bist du ja wieder«, flüsterte
sie.
    Schon seit drei Monaten
war er ihr geheimnisvoller, täglicher Begleiter. Seit jenem Tag, als ihre
Freunde das Spiel vorzeitig beendet hatten, weil sie noch ins Kino wollten. Da
der Film Hannah nicht interessierte, blieb sie alleine auf der Parkbank sitzen
und vertiefte sich wieder in ihr Buch. Doch kurz darauf durchdrang ein
ungewohntes Geräusch die Stille. Irritiert hatte sie von ihrem Buch aufgeblickt
und den weißen Wüstenfalken zum ersten Mal gesehen, wie er auf dem rechten
Zaunpfeiler saß.
    Still und geheimnisvoll
beobachtete er sie. Kurz darauf erklang das Geräusch erneut, ein klägliches
Meckern eines kleines Zickleins, das verloren auf dem nun verlassenen Campus
stand. An seinen gescheckten karamellfarbenen Ohren erkannte Hannah, dass es
sich um ein Tier aus der anderen Welt handelte, denn nur dort wurde diese Rasse
gezüchtet. Aber wie hatte es die verbotene Grenze überwinden können?
    Mitleidig war sie
aufgesprungen, doch auch nach intensiver Suche fand sie nichts, was darauf
hinwies, woher das Tier gekommen war. Plötzlich streifte sie ein Windhauch und
sie hörte einen hauchzarten Flügelschlag. Etwas bewegte sich blitzschnell über
ihren Kopf und als sie erstaunt
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