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Herr der Krähen

Herr der Krähen

Titel: Herr der Krähen
Autoren: Ngugi wa Thiong
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Imperator über Holz und Bau herrschte. Ich frage mich, ob sie das ursprüngliche Schild wieder angebracht haben. KEINE FREIEN STELLEN …“, setzte Kamĩtĩ an.
    „Kommen Sie morgen wieder“, vervollständigten sie gemeinsam und lachten.
    Ihr Lachen und die Wiederbegegnung mit ihren Anfängen verringerte die Spannung, die zwischen ihnen schwebte, merklich.
    „In Ordnung, gehen wir uns also den Kaffee holen, bevor er kalt wird“, sagte Kamĩtĩ.
    „Hast du unsere Bestellung mit einem unsichtbaren Telefon aufgegeben?“
    Sie tauchten wieder in den Menschenstrom ein, merkten aber nach einigen Straßen, dass sie ein Stück zu weit gegangen waren, drehten um und gingen den Weg zurück, den sie gekommen waren. Wieder fanden sie das Café nicht und sie gingen noch einmal zurück und schauten jedes Gebäude genau an.
    „Nein, wir sind nicht vorbeigegangen“, sagte Nyawĩra. „Sieh mal.“
    Das Gebäude, in dem sich früher das Mars Café befunden hatte, war abgerissen worden. Das Gelände war mit Wellblech eingezäunt. An der Seite stand eine große Tafel: IM BAU: GLOBE INSURANCE CORPORATION: DAS HÖCHSTE GEBÄUDE AFRIKAS; EIN ECHTES MARCHING TO HEAVEN.
    „Ich frage mich, was aus Gautama geworden ist“, sagte Kamĩtĩ. „Ob er sich zu einem der Planeten aufgemacht hat, die du gerade aufgezählt hast?“
    „Höchstwahrscheinlich hat er seinen Laden irgendwo in der Stadt wieder aufgemacht“, antwortete Nyawĩra. „Lassen wir Gautama und sein Mars Café und suchen wir was anderes.“
    „Wie wär’s mit Chou’s Chinese Gourmet?“, schlug Kamĩtĩ vor.
    „Das ist ein Restaurant, kein Café“, wandte Nyawĩra ein.
    Auf dem Markt von Santamaria kauften sie eine Ausgabe der Eldares Times und gingen in ein Café, in dem sie eine Ecke fanden, in der sie allein waren. Sie nahmen jeder einen Teil der Zeitung und lasen, während sie auf ihre Bestellung warteten.
    Nyawĩras Blick fiel auf einen weiteren Hinweis über gemeinsame Militärübungen und sie meinte: „Ich verstehe nicht, warum sie diese Euro-Amerikanisch-Aburĩrischen Manöver veranstalten, wo doch der Kalte Krieg vorbei ist.“
    „Und wie steht es dann mit deinen Höhlen?“, fragte Kamĩtĩ.
    „Das heißt nicht, dass diese Übungen darauf angelegt sind, unsere Verstecke in den Bergen aufzuspüren. Aber selbst wenn, denk dran, dass es in Aburĩria viele Hügel und Berge gibt, und wo sollten sie ihre Suche anfangen und beenden? Es sei denn, sie errichteten in allen Hügeln und Bergen Militärlager.“
    „Ich meine ja nicht, dass sie solche Manöver veranstalten, nur um nach möglichen Verstecken möglicher Rebellen zu suchen, aber sie könnten durch Zufall darauf stoßen“, gab Kamĩtĩ zu bedenken.
    „Selbst dann wäre das Volk immer noch das beste Versteck, denk dran. Und auf ihre gemeinsamen Militärübungen antworten wir mit gemeinsamen Übungen des Volkes.“
    „Trotzdem, deine Leute sollten vorsichtig sein“, sagte Kamĩtĩ.
    „Warum redest du, als würdest du nicht dazugehören?“
    Kamĩtĩ antwortete nicht sofort.
    „Was ist los, Kamĩtĩ?“, fragte sie. „Du warst in den letzten Tagen nicht der Kamĩtĩ, den ich kenne.“
    „Ich habe darüber nachgedacht, warum die Liebe meines Lebens so viel vor mir geheim gehalten hat.“
    „Aber du gehörtest damals noch nicht zur Bewegung; wie hätte ich dir ihre Geheimnisse anvertrauen können? Würdest du mich dafür achten? Was, wenn jeder das machte und seiner Liebsten oder dem Geliebten alles sagen würde?“
    „Na ja, ich dachte, ihr wärt auch alle vertraut miteinander …“
    „Ja, wir sind einander vertraut – na und?“, fragte Nyawĩra etwas herausfordernd.
    „Ich hatte das Gefühl, als würde ich dir nichts mehr bedeuten“, sagte Kamĩtĩ.
    Nyawĩra lachte. „Bist du etwa eifersüchtig?“
    „Ein bisschen, ja.“
    „Nur ein bisschen? Ich bin enttäuscht.“
    „Mehr als ein bisschen!“
    „Verscheuch diese Gedanken. Es stimmt, dass wir sehr vertraut miteinander sind. Wir haben gemeinsam eine Menge durchgemacht. Das ist ein Band der Politik, und es ist so, wie es sein sollte. Uns beide verbindet ein Band der Liebe. Und auch das ist so, wie es sein sollte. Heute aber ist unsere Beziehung viel stärker, weil wir jetzt zum Band der Liebe das der Politik hinzugefügt haben. Und ehrlich, ich würde lügen, wenn ich sagte, dass ich nicht glücklich war zu sehen, wie du dich mit der Eifersucht herumgeschlagen hast. Danke. Aber übermäßige Eifersucht ist nicht gut für die Liebe,
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