Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)

Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)

Titel: Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)
Autoren: Holly Day
Vom Netzwerk:
gefragt hab
ich ihn allerdings nie. Wenn es geht, halte ich meinen Kontakt zu Nero auf
einem Minimum. In mir kochte es. Wehe wenn er Kaylen auch nur anrührte.
    „Lass
mich in Ruhe“, drohte ich wenig schlagfertig und rammte Nero im Vorbeigehen mit
meiner Schulter. Ich war keine fünf Schritte gegangen, da stand er auch schon
wieder vor mir. Ich hasse es, wenn er das tut. Nero ist ein Teleporter und
nutzt seine Kräfte schon immer schamlos aus, um mir auf die Nerven zu gehen.
    „Aber
diese Kaylen… Die ist gar nicht so schlecht. Wer weiß, wenn sie eines Abends
spät nach Hause läuft, unterhalte ich mich vielleicht mal mit ihr. Lerne sie
besser kennen.“
    Ich
sah ihm direkt in die Augen. „Du wirst sie nicht anrühren!“
    Nero schien
unbeeindruckt, zog einen Mundwinkel hoch und verschwand.

Kapitel 5
Der Kuss
     
    Ich stand vor ihrem Haus,
in meiner rechten Hand die rote Frisbee. Ganz locker, du schaffst das schon! Das
Klingeln schien durchs ganze Haus zu schallen. Mit einem Mal überkam mich ein
unbändiger Drang, wegzulaufen, doch ich blieb stehen, als hätte man meine
Turnschuhe an den Boden genagelt.
    „Ah,
Henry, du bist es“, begrüßte mich Mr. Drake, schrankgroß und irgendwie
bedrohlich, trotz seiner Freundlichkeit. „Nett, dass du mal vorbeischaust.“
Erleichterung durchströmte mich. Scheinbar hatte Kaylen ihrem Vater nichts von
unserer kleinen Auseinandersetzung erzählt.
    „Ich
wollte mich für die Frisbee bedanken.“
    „Keine
Ursache, Junge.“
    So
unauffällig wie möglich warf ich einen Blick ins Wohnzimmer.
    „Kaylen
ist nicht da“, sagte Mr. Drake.
    Mist.
Ich war leicht zu durchschauen. Ich tat uninteressiert. „Und… wo ist sie?“
    Mr. Drake
zog die buschigen Brauen hoch, ersparte mir aber glücklicherweise die Frage,
weshalb ich das wissen wollte. Er war es sicher schon gewohnt, wie die Jungs
aus der Umgebung seine Tochter ansahen. Die Erkenntnis, dass er genauso gut wie
ich wusste, was ich hier vorhatte, ließ mich beschämt meinen Blick senken.
Vielleicht war es besser, wenn ich einfach ging, anstatt ihn mit dämlichen
Fragen zu löchern.
    „Sie
ist mit Freunden aus. Sie sind nach Arlington gefahren. Zum Einkaufen, glaube
ich.“
    Ich
hob meinen Blick und glaubte, ein Zwinkern zu erkennen.
    Womöglich
hielt er mich ja für eine gute Partie. Obwohl ich mir unwillkürlich die Frage
stellen musste, aufgrund welcher Fakten er zu dieser Annahme kommen könnte.
Immerhin war er mir das erste Mal begegnet, als ich ohne Erlaubnis sein
Grundstück betreten, auf einen Baum geklettert und hinuntergefallen war.
    „Danke.“
    Da
standen wir nun, zwei Kerle, zwischen uns eine merkwürdige Stille.
    „Also
ich geh dann mal“, sagte ich und trollte mich.
     
    Eine Weile lief ich
ziellos durch die Gegend. Damit hatte ich nicht gerechnet. Dabei hatte ich
alles genau geplant. Meine Entschuldigung, die Einladung zum gemeinsamen
Frisbee-einweihen, die Picknickdecke, die auf einer Wiese im angrenzenden Wald
lag und auf der es sich jetzt wohl die Wildschweine gemütlich machten… Keine
zwei Minuten später saß ich auch schon in meinem VW Polo und versuchte den Gang
reinzukriegen. „Komm schon, du Schrottkiste!“
    Das
Auto, das einst mal grün gewesen war und nun eine Farbe hat, die ich liebevoll
als „Schlamm“ bezeichne, schien das als Kränkung aufzufassen und blieb bockig.
    Natürlich
hätte ich laufen können (Ich bin ein Spitzenläufer), oder mich in eine
Fledermaus verwandeln und fliegen, aber es würde Kaylen sicher wundern, wie ich
ohne Auto nach Arlington gekommen war. Außerdem musste ich mir eine gute
Begründung überlegen, was ich eigentlich in Arlington zu suchen hatte. Nicht,
dass Kaylen mich für einen Stalker hielt, nur weil ich ab und zu mal durch ihr
Fenster gesehen hatte und ihr unauffällig gefolgt war…
    Meine
Motive waren edel. Ich wollte sie beschützen. Ihre ganze Art, ihre
Verletzlichkeit, brachte meinen Beschützerinstinkt zu Tage. Ich schaute auf die
Frisbee, die traurig auf meinem Beifahrersitz lag.
    Keine
Sorge, Kumpel. Du wirst schon noch eingeweiht.
    Aber
vorher musste ich hier weg. Ich drehte den Zündschlüssel. „Bitte, bitte spring
an.“ Vielleicht half ja gut zureden… Geschafft! Das Kätzchen schnurrte!
     
    In Arlington angekommen
dauerte es nicht lange, ehe ich Kaylen gewittert hatte.
    Seltsamerweise
roch es in ihrer Nähe nach ausgetretenen  Turnschuhen. War sie in einer
Sporthalle? Ich tigerte durch die Straßen, ohne Rücksicht auf die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher