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Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)

Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)

Titel: Henry - Das Buch mit Biss (German Edition)
Autoren: Holly Day
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gewesen! Ich fühlte
wie mein Kopf vor Glück schwirrte. Na ja, auch möglich, dass es Nachwirkungen
meines weniger eleganten Kopfsprungs waren. Woher kam dieser plötzliche Mut?
Ich sah mich verstohlen um und mein Blick fiel auf einen Tropf sowie eine Nadel
in meinem Arm.
    Ah,
daher. Ich war unter Droge…
    Kaylen
sah mich noch immer unschlüssig an, als wäre sie nicht sicher, was sie von mir
halten sollte. Vielleicht musterte sie mich aber auch so eingehend, weil ich
ihr gefiel. Ich will ja nicht eitel klingen, aber Vampire umgibt seit jeher
eine mysteriöse Aura, die viele Menschen magisch anzieht. In meinen Gedanken
beugte sich Kaylen über mich, tupfte mir die Stirn ab und Mr. Drake kam herein
um uns seinen Segen zu geben. Die Realität sah leider ganz anderes aus.
    „Sag
mal, verfolgst du mich? Ich hab dich schon ein paar Mal in der Schule gesehen
und in der Stadt. Und dann eben auf unserem Baum.“
    Ich
hatte es befürchtet. Kaylen ging zum Angriff über.
    Was
sollte ich sagen? Du bist die Frau meines Lebens. Kaum dass ich dich gesehen
habe, wusste ich es, die oder keine.
    Nein,
das war eindeutig zu schmalzig und ich wollte nicht, dass sie mich für
oberflächlich hielt. Obwohl es stimmte. Teilweise zumindest, denn bevor ich sie
zum ersten Mal gesehen hatte, hatte ich sie gewittert. Schon war es um mich
geschehen gewesen. Sie war ein olfaktorischer Leckerbissen, ein Feuerwerk an feinen
Düften. Kaylen roch nach… Es ist schwer zu beschreiben. Irgendwie nach Regen.
Nein, eher nach einer Blumenwiese, kurz nachdem es geregnet hat, und die von
warmen Sonnenstrahlen erwärmt wird, in denen die ersten Blüten aufblühen und…
    „Henry,
hörst du mir überhaupt zu?“
    „Oh,
äh…“
    Kaylen
schüttelte den Kopf. „Du bist ganz schön eigenartig, weißt du das?“
    „Ich
bevorzuge einzigartig, wenn es recht ist.“
    Damit
brachte ich sie tatsächlich zum Schmunzeln. Doch ehe ich diese traute
Zweisamkeit richtig genießen konnte, hörte ich ein Quietschen und Mr. Drake
stand in der Tür. Zusammen mit Doktor Pearson. Beide sahen mich mit
beunruhigten Blicken an. Mir rutschte das Herz in die Hose. Was hatte das nun
zu bedeuten?

Kapitel 3
Ein medizinisches Wunder
     
    „Junge“, sagte Mr. Drake,
„… den Röntgenaufnahmen zufolge hast du einen Genickbruch.“ Er schaute so, als
suche er nach einer Erklärung. Auch das noch.
    „Deswegen
also das Ziehen im Nacken“, murmelte ich. Meine Gedanken rasten. Das Erste, was
mir durch den Kopf schoss, war Scheiße , aber mit drei Ausrufezeichen. Es
hatte immerhin einen Grund, warum ich Krankenhäuser die letzten Jahre gemieden
hatte, so als Untoter. Meine Augen schnellten zur Tür. Wenn ich mich beeilte
und an den beiden vorbeistürmen könnte… Ich musste diese Aufnahmen zerstören.
Irgendwie.
    „Und?
Ist das… schlimm?“, fragte ich betont gelassen.
    Doktor
Pearson, ein faltiger Wicht mit Halbglatze, kam auf mich zu und schüttelte den
Kopf. „Das ist kein Anlass für Scherze, junger Mann. Ich… ich kann es mir nicht
erklären.“
    Ich
verkniff mir das Augenrollen. Junger Mann. Vonwegen.
    Der
Nachteil am Vampirdasein. Das ewige Babyface. Der Doc musterte mich, als sei
ich ein Alien. Ich musste hier raus. Schnell. Aber wie? Kaylen, die zuvor auf
der Bettkante gesessen hatte, stand auf und ging zu ihrem Vater, als wolle sie
so schnell wie möglich Abstand zwischen sich und das medizinische Wunder im
Krankenbett bringen.
    Mit
einem Mal fühlte ich mich höchst unwohl in meiner Haut. Widernatürlich. Mir tat
es fast ein bisschen leid, nicht tot zu sein, weil ich damit alle um mich herum
zu enttäuschen schien. Ich konnte wohl gar nichts richtig machen. Nicht einmal
sterben, wenn es die Natur gebot.
    „Du
müsstest tot sein“, sagte der Doc.
    Da war
er. Der gefürchtete Satz. Die Worte ließen mich frösteln. Ich verfluchte die
Neugier der Menschen und versuchte mich zu beruhigen.
    „Na
das kann dann ja wohl kaum stimmen. Ich meine, mir geht es ja gut. Sehen Sie?“
Ich lächelte unsicher, als sei dies Beweis genug, dass es Schlimmeres gab, als
einen Genickbruch.
    „Ich
muss kurz auf die Toilette, entschuldigen Sie mich.“ Ich stand auf und
verdrückte mich im angrenzenden Badezimmer. Als ich an ihm vorbei lief, starrte
Doc Pearson mich mit offenem Mund an, als sei ich Jesus, der übers Wasser
wandelte. Ich drückte die Tür ins Schloss und verriegelte sie.
    „Denk
nach, denk nach!“, feuerte ich mein Spiegelbild an.
    (Dass
Vampire kein Spiegelbild
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