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Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
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stand.
    Terry erzählt, er habe die Mädchen und ihre »Freunde« nur als Teil der Menge wahrgenommen. »Ich erinnere mich vor allem an sie, weil ich mich gefragt hab, wieso dieses weiße schwangere Mädchen da mit zwei schwarzen Kerlen rumhängt. Ich hab mir gedacht: Na, ist ja ihre Sache, und ich war sowieso nicht hinter irgendwelchen Weibern her. Ich hatte meine Alte dabei. Mittlerweile sind wir getrennt, aber damals lief’s noch gut zwischen uns, und sie hätte sowieso nicht zugelassen, dass ich ’ne andere nagele, während sie dabei ist. Und außerdem: Wenn du dich mit alten Freunden triffst, die du seit ein, zwei Jahren nicht gesehen hast, dann hast du doch keine Zeit, groß auf irgendwelche Fremden zu achten.«
    Was das erste Auftauchen der »Opfer« angeht, sind sich Terry und alle anderen Angels zumindest in einem einzigen Punkt einig: dass »die auf keinen Fall aussahen wie vierzehn und fünfzehn, Mann; diese Mädels sahen echt aus wie zwanzig.« (Die Polizei bestätigte später das Alter der Mädchen. Alle weiteren Informationen über sie – auch ihre Namen – wurden geheim gehalten, da bei der kalifornischen Polizei der Grundsatz gilt, dass man der Presse keinen Kontakt zu Vergewaltigungsopfern ermöglicht.)
    »Ich kann nicht mal sagen, ob diese Mädels hübsch waren oder nicht«, fuhr Terry fort. »Ich erinnere mich schlichtweg nicht mehr daran. Nur eins kann ich mit Sicherheit sagen: dass wir im Nick’s keinen Trouble hatten. Es waren zwar Bullen da, aber nur, um die Leute fern zu halten. Es war wie immer, wenn wir wo hinkommen: Draußen auf der Straße staut sich der Verkehr, die einheimischen Schlägertypen schleichen in der Gegend rum, die Mädels wollen was erleben, und ein Haufen Stammgäste
vom Nick’s haben einfach nur mit uns die Sau rausgelassen. Und es war vernünftig von den Bullen, dass sie da aufgelaufen sind. Überall, wo wir hinkommen, gibt’s ein paar einheimische Schläger, die rausfinden wollen, wie hart wir wirklich sind. Wenn die Bullen nicht da gewesen wären, hätten wir am Ende noch jemandem wehtun müssen. Und überhaupt, auf einem Run will doch keiner Stunk. Da wollen wir uns doch bloß entspannen und unseren Spaß haben.«
    Nun sagt man den Hell’s Angels allerdings etwas unkonventionelle Vorstellungen nach, was Spaß und Entspannung angeht. Da sie nun mal »die niederste Tierform« sind, konnte nicht einmal Senator Murphy davon ausgehen, dass sich diese betrunkene Horde versammeln würde, um kultivierten Freizeitvergnügungen wie Tischtennis, Shuffleboard oder Whist nachzugehen. Ihre Picknicks sind seit langem für gewisse derbe Formen der Unterhaltung bekannt, und jedes junge Mädchen, das um zwei Uhr nachts am Lagerfeuer eines Hell’s-Angels-Camps auftaucht, wird von den Outlaws als läufig angesehen. Und daher war es nur natürlich, dass die beiden Mädchen, als sie am Strand auftauchten, mehr Aufmerksamkeit erregten als zuvor in dem fröhlichen Chaos im Nick’s.
    Ein Aspekt des Falls, den die meisten Zeitungsberichten geflissentlich übersahen, betrifft die grundlegende Logistik. Wie kam es dazu, dass diese beiden Mädchen an einen verlassenen, nächtlichen Strand mit hunderten betrunkenen Schlägertypen allein waren? Hatte man sie aus dem Nick’s verschleppt? Und wenn ja: Was hatten sie dort denn überhaupt zu suchen – vierzehn und fünfzehn Jahre alt, den ganzen Abend lang in einer Kneipe, in der es von Mitgliedern der berüchtigsten Outlaw-Bande Kaliforniens nur so wimmelt? Oder hatte man sie von der
Straße aufgelesen – vielleicht an einer Ampel –, hatte sie über den Benzintank einer getunten Harley geworfen und war mit ihnen, die hysterisch kreischten, in die Nacht davongefahren, während die Umstehenden entsetzt zusahen?
    Polizeistrategen, die vorhatten, die Angels zu isolieren, hatten ihnen einen Campingplatz weit außerhalb der Stadt reserviert, an einem leeren Strandabschnitt zwischen Monterey Bay und Fort Ord, einem Ausbildungszentrum der US Army. Der Gedanke an sich war vernünftig: Die Bestien wurden an einen Ort abgeschoben, an dem sie sich in orgiastische Raserei hineinsteigern konnten, ohne dass sie der Bürgerschaft der Stadt dabei gefährlich wurden – und wenn die Dinge außer Kontrolle gerieten, konnte man auf der anderen Straßenseite die Rekruten mit einem Hornsignal aus dem Bett holen und Bajonette an sie ausgeben lassen. Die Polizei stellte einen Wachtposten am Highway auf, für den Fall, dass die Angels unruhig wurden und
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