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Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
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Lebenden – haben entweder im letztmöglichen Augenblick zurückgezogen oder abgebremst oder was auch immer, als die Zeit kam, zwischen dem Jetzt und dem Später zu entscheiden.
    Aber der Abgrund ist immer noch da, irgendwo da draußen. Oder vielleicht ist er auch in uns drin. Dass Motorräder häufig mit LSD assoziiert werden, kommt nicht von ungefähr. Beide sind Mittel zum Zweck, führen zum Ort ihrer Bestimmung.

NACHTRAG
    Am Labour Day 1966 ließ mich mein Glück im Stich, und ich wurde von vier oder fünf Angels, die anscheinend glaubten, ich nutze sie aus, übel zusammengetreten. Eine kleine Meinungsverschiedenheit war plötzlich eskaliert.
    Keiner von denen, die über mich herfielen, gehörte der Gruppe an, die ich für meine Freunde hielt – aber sie waren Angels, und das genügte, damit viele der anderen mitmachten, nachdem einer ihrer Brüder den ersten Schlag gegen mich geführt hatte. Dieser Schlag kam gänzlich ohne Vorwarnung, und für einen Moment dachte ich, es handele sich nur um eins jener Versehen im Suff, mit denen man in dieser Liga leben muss. Doch nur Sekunden später schlug mich der Angel, mit dem ich eben noch gesprochen hatte, von hinten mit einem Knüppel. Dann fielen sie alle prügelnd über mich her. Als ich zu Boden ging, erhaschte ich einen kurzen Blick auf Tiny, der am Rande des Geschehens stand. Seins war das einzige vertraute Gesicht, das ich hier sah, und wenn es irgendjemanden gibt, den ein Nicht-Angel auf keinen Fall unter seinen Angreifern sehen will, dann ist es Tiny. Ich rief ihm zu, er solle mir helfen – das aber eher aus Verzweiflung als aus Hoffnung.
    Doch es war Tiny, der mich aus der Mitte der anderen zerrte, ehe es ihnen gelang, mir den Schädel einzuschlagen
oder mir den Unterleib zu zerfetzen. Noch als mir die schweren Stiefel in die Rippen und gegen den Kopf traten, hörte ich Tiny irgendwo über mir sagen: »Ist gut, ist gut, das reicht.« Vermutlich half er mir mehr, als mir in diesem Moment bewusst war, aber auch wenn er weiter nichts getan hätte, schulde ich ihm doch einen Riesengefallen dafür, dass er einen der Outlaws davon abhielt, mit einem großen Stein auf meinen Kopf einzuschlagen. Ich konnte das fiese Schwein sehen, das den Stein in beidhändigem Godzillagriff über seinen Kopf hievte und damit auf meinen zielte. Tiny zerrte ihn gnädigerweise außer Reichweite, und als die Treterei kurz nachließ, holte er mich auf die Beine und ließ mich zum Highway davonlaufen.
    Niemand folgte mir. Der Angriff endete genauso plötzlich, wie er begonnen hatte. Es kam zu keinem mündlichen Nachspiel, weder damals noch später. Ich erwartete das auch nicht – so wenig, wie ich von einem Rudel Haie erwarten würde, dass sie sich für einen Blutrausch rechtfertigen.
    Ich stieg in meinen Wagen und raste davon, spuckte Blut aufs Armaturenbrett und fuhr wilde Schlangenlinien auf den beiden Fahrspuren der nächtlichen Straße, bis mein unverletztes Auge endlich wieder scharf sah. Ich war noch nicht sehr weit gekommen, als mir einfiel, dass Magoo auf der Rückbank schlief. Ich hielt am Straßenrand und weckte ihn. Er schreckte hoch, als er mein blutiges Gesicht sah. »Ach du Scheiße!«, murmelte er. »Wer ist hinter uns her? Warum hast du mich nicht geweckt?«
    »Vergiss es«, sagte ich. »Du steigst jetzt besser aus. Ich haue ab.« Er nickte verdutzt und torkelte aus dem Wagen, um sich dem Feind zu stellen. Ich ließ ihn dort am Straßenrand stehen.
    Ich hielt erst wieder beim Krankenhaus von Santa Rosa, fast fünfzig Meilen von dem Lager der Angels entfernt. Im Wartezimmer der Notaufnahme saßen eine Menge verwundete Gypsy Jokers. Der schwerste Fall hatte einen gebrochenen Unterkiefer, die Folge eines Zusammenstoßes mit einem Hell’s Angel, der mit einem Rohr um sich geschlagen hatte.
    Die Jokers erzählten mir, sie seien unterwegs nach Norden, um den Angels ein Ende zu bereiten. »Das wird ein gottverdammtes Gemetzel«, sagte einer.
    Dem pflichtete ich bei und wünschte ihnen viel Glück. Ich wollte mich nicht daran beteiligen – nicht einmal mit einer Schrotflinte. Ich war müde, verschwollen, zusammengetreten. Mein Gesicht sah aus, als hätte man es in die Speichen einer schnell fahrenden Harley gerammt, und einzig der krampfhafte Schmerz einer gebrochenen Rippe hielt mich wach.
    Es war ein schlechter Trip gewesen – manchmal schnell und wild, dann wieder träge und schmutzig, aber alles in allem ein richtig fieser Trip. Auf der Rückfahrt nach San
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