Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
Vom Netzwerk:
Party erst mal richtig in Schwung kommt, hört er auch auf Namen wie Prez, Papa und Daddy. Bargers Wort ist Gesetz, obwohl ihn viele der anderen, sollte es je zu einem Kampf kommen, im Handumdrehen überwältigen könnten. Aber dazu kommt es nie. Er wird nur selten laut – meist nur bei Schlägereien mit Outsidern. Andersdenkende in den eigenen Reihen werden in aller Ruhe bei den regelmäßig freitagabends stattfindenden Treffen wieder auf Linie gebracht, oder sie verschwinden von der Bildfläche und ändern ihr Leben dergestalt, dass sie nie wieder irgendwelchen Angels über den Weg laufen.
    Wenn das Treffen bei Tommy ein wenig chaotisch verlief, so lag es daran, dass Sonny gerade eine sechsmonatige Haftstrafe wegen Marihuanabesitzes absaß. Solange Sonny im Knast war, hielten sich die anderen mit Aktionen zurück – zumal Tommy den Laden auf seine bedächtige Art ganz gut im Griff hatte. Mit seinen sechsundzwanzig Jahren war er ein Jahr jünger als Barger. Er war blond, glatt rasiert, verheiratet, hatte zwei Kinder und verdiente als Bauarbeiter 180 Dollar die Woche. Ihm war klar, dass er nur Ersatzmann für den Präsi war, aber ihm war ebenso klar, dass die Oakland-Angels beim Labor Day Run einen starken Auftritt in voller Besetzung hinlegen mussten. Wenn ihnen das nicht gelang, würden sie die geistige Führung wieder an Südkalifornien abtreten müssen, an das Chapter San Bernardino (auch Berdoo genannt), an die Gründerväter also, die 1950 die ganze Sache ins Leben gerufen und seit fast fünfzehn Jahren sämtliche neuen Lizenzen vergeben hatten. Doch da die Angels in Südkalifornien zusehends von der Polizei unter
Druck gesetzt wurden, suchten viele von ihnen in der Gegend um San Francisco Zuflucht. 1965 wurde Oakland allmählich zur Hauptstadt der Hell’s Angels.
    Vor ihrem ohrenbetäubenden Aufbruch wurde viel über die Diablos geredet und darüber, was für eine Geistesstörung oder eigenartige Droge sie dazu gebracht hatte, den fatalen Fehler zu begehen, einen einzelnen Angel anzugreifen. Aber das war längst Nebensache, auf später verschoben 1 oder vergessen, als sie zur zweistündigen Fahrt nach Monterey aufbrachen. Gegen Mittag war es so heiß geworden, dass sich viele Biker das Hemd ausgezogen und die schwarze Weste aufgeknöpft hatten, und so flatterten ihre Kutten hinter ihnen wie Capes, und der Gegenverkehr kriegte, ob er wollte oder nicht, ihre nackte Brust zu sehen. Auf den Fahrspuren Richtung Süden drängten sich die Steuerzahler, die unterwegs ins Labour-Day-Wochenende waren, das mit einem Mal einen Beigeschmack des Grauens anzunehmen schien, als die Angels-Gang vorüberbrauste – diese animalische Bande auf schweren Maschinen, in aller Öffentlichkeit unterwegs, ganz Lärm und Haare und hervorbrechende Vergewaltigungsinstinkte. So mancher Autofahrer war versucht, ohne Vorwarnung einen scharfen Linksschlenker zu fahren und diese anmaßenden Skorpione zu zermalmen.
    In San Jose, eine Stunde südlich von Oakland, wurde die Formation von zwei Beamten der Highway Patrol angehalten, was an der Kreuzung der Highways 17 und 101
zu einem dreiviertelstündigen Stau führte. Einige Autofahrer hielten sogar an, um sich das Schauspiel anzusehen. Andere bremsten auf Schritttempo ab. Als sich der Verkehr staute, kam es zu Dampfblasenbildungen in Benzinleitungen, Kühler kochten über, und es gab kleinere Karambolagen.
    »Die haben allen, die sie zu fassen kriegten, Strafzettel verpasst«, erzählte Terry. »Wegen so Sachen wie Sitz zu niedrig, Rasten zu hoch, kein Rückspiegel, keine Haltegriffe für den Beifahrer – und wie immer haben sie uns auf alte Haftbefehle durchgecheckt, auf Vorladungen, denen wir nicht nachgekommen sind, und auf allen gottverdammten Kram, der ihnen sonst noch eingefallen ist. Aber da war mittlerweile echt schon ein Mordsstau, und die Leute haben uns angestarrt und so, und dann ist Gott sei Dank endlich ein Captain der Highway Patrol gekommen und hat die Arschlöcher runtergeputzt, weil sie eine »Gefahrensituation« geschaffen hatten oder wie er sich ausgedrückt hat. Wir haben uns alle bepisst vor Lachen, und dann sind wir weiter.«
    Die behandeln uns gut hier [in Monterey]. Anderswo werden wir meist aus der Stadt gejagt. – Frenchy aus Berdoo im Gespräch mit einem Reporter, nur Stunden bevor die Angels aus der Stadt gejagt wurden
    Zwischen San Jose und der Abzweigung nach Monterey führt der Highway 101 in sanften Kurven durch die fruchtbaren, landwirtschaftlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher