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Hell's Angels (German Edition)

Hell's Angels (German Edition)

Titel: Hell's Angels (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
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Demnächst werden sie mich bestimmt wegen irgendeinem Scheiß drankriegen, und dann heißt es für lange, lange Jahre: Tschüss, Terry, mach’s gut. Ich glaube, es ist an der Zeit, dass ich mich vom Acker mache und nach Osten gehe, vielleicht nach New York oder Australien. Weißt du, ich war mal Mitglied der Schauspielergewerkschaft und hab in Hollywood gewohnt. Scheiß drauf, ich schaff es überall, auch wenn ich noch so ’ne Niete bin.«
    An jedem anderen Samstag hätte er womöglich bis nachmittags um zwei oder drei geschlafen und wäre dann mit einem Dutzend Gleichgesinnter wieder losgezogen, um die Diablos zu suchen und Hackfleisch aus ihnen zu machen. Aber der Labour Day Run ist für die Hell’s Angels das größte Ereignis des Jahres; dort versammelt sich alljährlich der ganze Outlaw-Clan zu einem großen, dreitägigen Besäufnis, das fast immer zu irgendwelchen Exzessen führt und den Spießern mal wieder zeigt, wo der Hammer hängt. Das lässt sich kein Angel entgehen, es sei denn, er sitzt im Knast oder ist durch eine Verletzung außer Gefecht gesetzt. Der Labour Day Run ist das Silvesterfest der Outlaws; man reicht den Weinkrug herum und prügelt sich mit alten Freunden; es ist eine Gelegenheit für wahllose Unzucht und groß angelegten Irrsinn. Je nach Wetter und Anzahl der in der Vorwoche geführten Ferngespräche tauchen dort zweihundert bis tausend Outlaws auf, und jeder Zweite von ihnen ist bei der Ankunft bereits betrunken.
    Terry und Scraggs waren an diesem Morgen schon um neun Uhr auf den Beinen. Die Rache an den Diablos konnte warten. Heute war der Run. Terry steckte sich eine Zigarette an und untersuchte die Beulen und Striemen an seinem Körper. Dann schlüpfte er in eine vor Schmutz starrende Levis, schwere schwarze Stiefel und ein rotes Sweatshirt, das nach schalem Wein und Schweiß roch. Keine Unterwäsche. Scraggs trank ein Bier, und seine Frau setzte währenddessen Wasser für Instantkaffee auf. Die Kinder hatten sie am Vorabend zu Verwandten gebracht. Draußen brannte die Sonne. Auf der anderen Seite der Bucht war San Francisco immer noch in Morgennebel gehüllt. Die Motorräder waren voll getankt und auf Hochglanz poliert. Jetzt mussten sie nur noch alles
Kleingeld und Marihuana, das irgendwo herumlag, zusammenraffen, die aufgerollten Schlafsäcke auf den Maschinen festzurren und die berüchtigten »Colours« anlegen.
    Die alles entscheidenden Colours, die Uniform also, das überaus wichtige Erkennungszeichen, das der kalifornische Generalstaatsanwalt mit beträchtlicher Akribie in einem verworrenen, aber viel zitierten offiziellen Dokument mit dem Titel »Die Hell’s Angels Motorradclubs« beschrieben hat.
    Das Abzeichen der Hell’s Angels, »Colour« genannt, besteht aus einem bestickten Aufnäher, der einen geflügelten Totenschädel zeigt, der einen Motorradhelm trägt. Direkt unter den Flügeln stehen die Buchstaben »MC«. Darüber stehen auf einem Streifen die Worte »Hell’s Angels«. Unter diesem Abzeichen ist auf einem weiteren Aufnäher die Ortsgruppe, »Chapter« genannt, angegeben. Dabei handelt es sich normalerweise um eine Abkürzung für eine Stadt oder Region. Diese Aufnäher werden meist auf dem Rücken ärmelloser Jeanshemden getragen. Außerdem hat man Clubmitglieder gesehen, die verschiedene Luftwaffen-Insignien aus der Nazizeit und Nachbildungen des deutschen Eisernen Kreuzes trugen. Viele von ihnen sind Bartträger, und sie haben meist langes, ungekämmtes Haar. Manche tragen an einem durchstochenen Ohrläppchen einen Ohrring. Oft wurde beobachtet, dass sie Gürtel tragen, die aus polierten Motorradketten gefertigt werden und die sich, wenn abgeschnallt, als elastische Knüppel verwenden lassen.
     
    Die Hell’s Angels scheinen schwere, strapazierfähige Motorräder aus amerikanischer Produktion [Harley-Davidson] zu bevorzugen. Die Clubmitglieder tragen meist einen Spitznamen, der als ihr »rechtsgültiger« Name gilt, und werden unter diesem Namen auch in der Mitgliederliste des Clubs geführt. Einige Clubs verlangen, dass sich Neumitglieder tätowieren lassen, und die Kosten hierfür sind in der Aufnahmegebühr enthalten. Der kleinste gemeinsame Nenner bei der Identifizierung der Hell’s Angels ist wahrscheinlich ihr allgemein schmutziger Zustand. Ermittelnde Beamte berichten übereinstimmend, dass diese Kerle, sowohl die Clubmitglieder als auch ihre Partnerinnen, dringend ein Bad nötig hätten. Fingerabdrücke sind zur Identifizierung bestens geeignet,
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