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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen
Autoren: Elizabeth Moon
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federzarte Berührung seiner Finger im eigenen Gesicht, auf dem eigenen Haar, und legte sie das letzte feuerspeiende Gespenst zur Ruhe.
     
    Ordensverleihungen wiesen alle die gleiche Struktur auf; Esmay fragte sich, ob alle Teilnehmer sich ein bisschen albern vorkamen und so weit entfernt von der Stimmung, in der sie das getan hatten, wofür sie nun geehrt wurden. Warum diese
    Diskrepanz? Warum hatte der Gestirnte Berg sie mit stiller Ehrfurcht geschlagen, als sie ihn auf jemand anderes Uniform 628
    erblickte, um dann erst gar nicht viel zu fühlen und später eine Art beschämter Verwirrung, als sie ihn selbst trug? Während Admiral Foxworth jedem der Empfänger ein paar Worte sagte, fiel es ihr leicht zu glauben, dass die anderen ihre Orden verdient hatten – dass die Belohnung real war. Es war ihrer, der sich … falsch anfühlte. Die Therapiesitzungen stiegen wie ein Spiegel in ihren Gedanken auf. Aus einer vagen Gestalt, die sich vor der Dunkelheit abzeichnete, hob sich Esmays Gesicht ab, so wirklich wie jedes andere. Sie war real… Sie hatte getan, was sie getan hatte, und der Wert dessen lag nicht in irgendetwas begründet, was diese Leute dazu sagten. Was ihr Kummer bereitete… sie rang damit, kämpfte darum, es ans Licht zu ziehen und zu betrachten. Warum hatten die anderen es verdient und sie nicht? Du verdienst es halt nicht, sagte dieser Teil ihres Verstandes dazu. Sie wusste jetzt jedoch die Antwort darauf, kannte die Wurzeln dieser Überzeugung und konnte sie
    herausziehen, egal wie oft diese runzlige Saat spross. Aber was war da noch? Falls … falls sie ein Mensch werden konnte, der Ehrung verdient hatte, den man öffentlich als ehrenvoll
    erkannte, dann … dann was?
    Dann konnte jemand … zu ihr aufsehen, wie sie damals zu
    diesem jungen Mann aufgesehen hatte. Dann konnte jemand
    wirklich von ihr erwarten, die Person zu sein, als die der Orden sie darstellte; dann konnte man wirklich beurteilen, wozu sie fähig war.
    Sie lächelte beinahe, als sie diese Verbindung herstellte.
    Über all die Jahre hinweg erinnerte sie sich an eine Zeit vor ihren Schwierigkeiten, als ein Reitlehrer einmal einem
    glücklosen Schüler gesagt hatte: »Sag mir nicht, ich hätte dich auf ein zu großes Pferd gesetzt: Halte den Mund und reite!« Und 629
    dann hatte er sie angeblickt, die kleine Esmay, die den großen Pferden bis ans Knie reichte und die von der Seite aus zusah, und hinzugesetzt: »Sie wird es dir zeigen.« Er setzte sie auf ein anderes Pferd – und sie saß zum ersten Mal auf einem Pferd und nicht einem Pony. Sie war eher aufgeregt als ängstlich, zu jung, um zu wissen, dass sie gar nicht tun konnte, was hier von ihr verlangt wurde – und ahnungslos, wie sie war, hielt sie sich im Sattel. Sie hatte das Gefühl zu fliegen, so hoch über dem Boden, bei so hohem Tempo. Jetzt spürte sie fast wieder, wie das Grinsen von damals ihr Gesicht spannte. »Genau so«, hatte der Lehrer gesagt und sie wieder vom Pferd heruntergehoben. Und dann hatte er sich dicht zu ihr herabgebeugt: »Mach so weiter, Kleine!«
    Sie ritt keine Ponys mehr. Sie war draußen in der Welt, auf den großen Pferden, und sprang über die großen Zäune – und sie musste einfach ihrem Ruf gerecht werden, während die Pferde und die Zäune weiter wuchsen …
    »Lieutenant Esmay Suiza.« Sie stand auf, trat vor, wie man sie angewiesen hatte, und hörte zu, während Admiral Foxworth die Lobrede hielt. Esmay wartete darauf, dass er das
    Ordensband zur Hand nahm, das sein Adjutant auf einem
    Tablett bereithielt, aber stattdessen zog er eine buschige graue Augenbraue hoch. »Wissen Sie, Lieutenant, ich habe den
    Bericht des Untersuchungsausschusses gelesen.« Esmay
    wartete, und während sich die Stille in die Länge zog, fragte sie sich, ob von ihr erwartet wurde zu reagieren. Schließlich fuhr er fort: »Der Schlussabsatz stellt eindeutig fest, dass Sie kein Kommando über ein Kriegsschiff erhalten sollen, bis Sie bei entsprechenden Übungen Ihre Kompetenz nachgewiesen haben.
    Und doch entnehme ich Ihrer Belobigung, dass Sie den Befehl 630
    über die Antberd's Axe übernommen haben, die anschließend eine kriegerische Auseinandersetzung mit feindlichen Schiffen hatte. Ihr Befehlshaber lobt Ihre Initiative, wo ich doch eher denken würde, dass er Sie für eine eklatante Missachtung der Feststellungen verdammen sollte, die der Untersuchungsausschuss getroffen hat.« Er sah sie mit jetzt ganz ausdruckslosem Gesicht an. »Haben Sie irgendetwas
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