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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf
Autoren: Orson Scott Card
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der Schule gesucht.
    Aber es war zu einfach, eine Vermißtenanzeige aufzugeben, und Polizei und Schule würden ihm mühelos alles nachweisen können. Kein Zweifel, auch Mamis Kleine Jungs suchten ihn.
    Er ging zum nächsten öffentlichen Terminal. Nach fünf Spezifikationen hatte er den Antrag auf Eintritt in die Armee. Dann ließ er speichern, gab seinen privaten Code ein, verschlüsselte seine Angaben, zog die Karte heraus und verschwand. Mamis Kleine Jungs würden ihn hier nicht finden – das Ganze hatte nur eine Minute gedauert.
    Jas nahm einen Zug (wurden die Kreditkarten an den Stationen überprüft? Wahrscheinlich – aber nicht einmal Mamis Kleine Jungs konnten einen fahrenden Zug besteigen) und stieg an der nächsten Station um. Dann stieg er wieder aus, ging an den nächsten Terminal, machte die entsprechenden Angaben und begann das Antragsformular auszufüllen.
    Nach einer Minute wieder das gleiche – mit dem Zug weiterrasen und an der nächsten Station weitere Angaben für das Formular. Und weil das Formular nicht umfangreich war, schaffte er es; Jas drückte den Sendeknopf und verschwand.
    Ein weiterer Zug, eine andere Station, und er forderte die Antwort ab.
    Fünfzehn Sekunden. Dann sagte eine Stimme aus dem Schirm: »Abgelehnt.«
    Er fragte nach.
    »Persönlich.«
    Eine weitere Rückfrage. Bitte Einzelheiten.
    »Persönlich. Vater in den Telepathenkriegen getötet.«
    Verzweifelt reklamierte er und verlangte mündlichen Kontakt. Es dauerte quälend lange. Dann erschien ein Gesicht auf dem Schirm, und Jas sagte sofort: »Warten Sie bitte? Nur eine Minute?«
    »Ich habe zu tun«, sagte die Frau gereizt.
    »Bitte«, sagte Jas, und ihm wurde plötzlich bewußt, daß er sich fast drei Minuten an diesem Terminal aufgehalten hatte.
    »In Ordnung, aber beeilen Sie sich.«
    Jas rannte aus der Station und stieß mit einem Mann zusammen. Hinter den Augen des Mannes erkannte Jas sofort, daß es sich um einen von Mamis Kleinen Jungs handelte, der ihn aus der Station holen wollte. Es gab keinen Zweifel mehr – sie waren hinter ihm her.
    Diesmal machte sich Jas nicht die Mühe, einen Zug zu besteigen. Er rannte zum nächsten Terminal, der nur ein paar Rampen entfernt lag und führte die Karte ein. Wieder erschien das Gesicht der Frau auf dem Schirm.
    »Was hat das alles zu bedeuten?« fragte sie.
    »Es tut mir leid.« Jas hatte keine Zeit für Erklärungen. »Ich muß wissen«, ein Keuchen, »warum mein Antrag«, wieder ein Keuchen, »abgelehnt wurde.«
    »Ihr Vater wurde in den Telepathenkriegen getötet«, sagte sie, als ob das alles erklärte.
    »Aber ich bin kein Telepath. Telepathie wird nicht vom Vater auf den Sohn vererbt!« bestürmte er sie und fragte sich, ob sie wohl erkannte, daß er log und daß sie mit dem Angehörigen der einzigen Familie sprach, in der Telepathie tatsächlich im Mannesstamm vererbt wurde.
    »Natürlich ist Telepathie nicht erblich«, sagte sie. »Darüber machen wir uns nicht die geringsten Sorgen. Im Gegenteil«, sagte sie, während Jas inständig wünschte, sie möge sich beeilen, »im Gegenteil, Sie sind ein bemerkenswert intelligenter junger Mann, umfassend gebildet und mit hervorragenden Testergebnissen, und normalerweise würden wir Sie sofort akzeptieren.«
    »Danke. Dann akzeptieren Sie mich doch.«
    »Telepathie ist nicht erblich. Wohl aber Rache. Es tut mir leid.«
    »Ich will keine Rache!« schrie Jas.
    »Wenn Sie schreien wollen, müssen Sie Ihren Lautstärkeregler herunterdrehen. Ich bin nicht taub.«
    »Ich werde nicht versuchen, mich zu rächen …«
    »Das sagen Sie natürlich jetzt, aber unsere Statistik läßt es als fast wahrscheinlich gelten, daß …«
    »Verdammt, mein Vater hat drei Planeten verbrannt und acht Milliarden Menschen umgebracht, und Sie glauben, daß ich seinen Tod rächen will?«
    Sie zuckte die Achseln. »Wir haben nun einmal die psychologischen Profile, und wir können unsere Entscheidung allenfalls nach einem längeren Berufungsverfahren rückgängig machen. Versuchen Sie es doch. Es dauert nur ungefähr drei Wochen. Vielleicht können Sie irgend jemanden umstimmen, obwohl ich das bezweifle. Ich wünsche Ihnen viel Glück, junger …«
    Eine eiserne Hand packte Jas an der Schulter. Unwillkürlich schrie er auf. Die Frau lächelte. »Haben Sie ihn, Officer? Sehr gut. Ende.«
    Der Schirm wurde dunkel.
    Die eiserne Hand drehte Jas herum, so daß er den Mann ansehen mußte. Er sah ihm hinter die Augen.
    Belustigung. Das angenehme Gefühl, Erfolg
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