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Heißer Schlaf

Heißer Schlaf

Titel: Heißer Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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gehabt zu haben. »Du hast uns ganz schön an der Nase herumgeführt, Junge«, sagte der Mann.
    Jas lächelte schwach. »Hasch mich!« Es funktionierte. Der Mann lächelte zurück. »Bist du aus Rockwit?«
    »Ich bin aus Capitol. Aber ich kenne das Spiel. Das habe ich studiert.«
    »Um so schlimmer, daß wir dich jetzt einsperren müssen. Aber woher wußtest du, daß ich aus Rockwit bin?«
    Das habe ich natürlich in deinem Kopf gelesen, dachte Jas. Aber er sagte nur: »Ihr Dialekt.«
    »Ist er so schlimm?«
    »Mich interessieren Dialekte. Ein Hobby.«
    »Dialekte und altertümliche Spiele«, sagte der Mann. »Komm jetzt mit, mein Junge. Ich weiß nicht warum, aber irgendein wichtiger Mann sucht dich dringend.«
    Radamand also. Niemand würde Hartman Tork wichtig nennen. Aber Jas ging widerstandslos mit. Es hatte keinen Sinn, sich zu wehren, nur damit der Mann seine Aufmerksamkeit verstärkte. Man mußte auf eine Gele genheit warten.
    Die Gelegenheit war der Pendelverkehr der Züge. Die Hauptverkehrszeit setzte ein, und wie es bei Pendlern immer und überall der Fall ist, betrachteten sie die Schilder Eingang und Ausgang nur als Dekoration. Die Leute, die den Zug verließen, strömten in Rinnsalen um diejenigen herum, die einzusteigen versuchten. Natürlich blieben Dutzende von Leuten stehen, um Bekannte zu begrüßen, und blockierten so den Verkehr. Andere versuchten verzweifelt, sich dem Menschenstrom entgegenzustemmen, der sie in eine nicht gewünschte Richtung abdrängte. Dreimal täglich wechselten die Schichten, denn Capitol war in Nachtbezirke, Vormittagsbezirke und Nachmittagsbezirke eingeteilt, in denen die Bewohner jeweils zu der vorgeschriebenen Zeit ihren Angelegenheiten nachgingen, ohne sonderlich viel miteinander in Berührung zu kommen.
    In dem Geschiebe und Gedränge an der Tür ließ sich Jas gegen den Mann von der Geheimpolizei fallen, der ihn festhielt. Er stolperte und stürzte zu Boden, wobei sich seine Schulter schmerzhaft aus dem harten Griff des Mannes löste. Jemand stolperte über ihn; ein anderer trat ihm auf das Bein; die weiterhastende Menge riß Mamis Kleine Jungs von Jason fort. Freundliche Passanten halfen Jas wieder auf die Füße, und rasch bewegte er sich in der Menge weiter.
    »Er ist abgehauen!« schrie der Mann von der Geheimpolizei. »Haltet ihn!«
    Er ist abgehauen? Während Jas sich durch die Menge schob, war ihm klar, daß der Geheimpolizist nicht allein war. Noch mehr von Mamis Kleinen Jungs mußten sich in Hörweite befinden. Wo waren sie?
    Jas versuchte, die vorbeidrängenden Leute zu identifizieren, bevor sie ihm zu nahe kamen, aber es war unmöglich – sich abwechselnd auf die Gedanken verschiedener Leute zu konzentrieren, machte ihn schwindlig. Und da alles sich so rasch bewegte, waren die Eindrücke vage und schwer zu fassen.
    Eine Hand packte ihn an der Hüfte. Jas riß sich los. Wieder war die Hand stärker, als er erwartet hatte. Jas mußte so viel Kraft aufwenden, daß er ein zweites Mal stürzte. Jemand trat ihm auf die Hand. Jas schrie vor Schmerz, aber er konnte die Hand unter dem schweren Stiefel hervorziehen. Blut spritzte aus den aufgerissenen kleinen Äderchen, aber Jas kümmerte sich nicht darum und kam mit Mühe wieder auf die Füße. Hände streckten sich nach ihm aus. Er wich ihnen aus, tauchte weg und entdeckte eine Lücke in der Menge. Er schoß hindurch und verschwand in der Menschenmenge, die sich vor den Ausgängen drängte.
    Die Menge, die ihm geholfen hatte zu entkommen, half jetzt Mamis Kleinen Jungs, ihn wieder einzufangen. Als die Leute sich rasch bewegt hatten, war er dank seiner geringen Größe schneller vorangekommen als die Polizei. Jetzt aber, wo sich die Menge Schulter an Schulter viel langsamer bewegte, war es ein Nachteil, daß er so klein war. Er konnte die Leute nicht aus dem Weg drängen, das aber konnten Mamis Kleine Jungs. Bald griffen von allen Seiten grobe Hände nach ihm, rissen ihn hoch und schleuderten ihn in die Luft. Als er wieder unten war, umstanden ihn sechs Männer.
    Er rang nach Luft. Sie auch. Sie waren wütend. Argwöhnisch warteten sie darauf, daß Jas einen erneuten Fluchtversuch unternahm. Jas blieb reglos stehen. Blut tropfte ihm von der Hand.
    »Für wen halten Sie mich?« fragte er endlich. »Sechs Mann, um einen Dreizehnjährigen zu fangen?«
    Der Mann, der ihn zuerst ergriffen hatte, lächelte. »Vor hin hatten wir uns gewünscht, wir wären ein Dutzend.«
    »Immerhin haben Sie mich erwischt«, sagte Jas.

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