Heißer Schlaf
kaufen kannst.«
Dann gingen sie durch eine Tür, und Jas hielt überrascht die Luft an.
Zuerst glaubte er, daß es sich um einen Park handelte, aber dafür war alles zu weiträumig, und es gab keine Decke. Statt dessen hörten die Wände oben einfach auf, und über ihnen wölbte sich ein blauer Himmel, wie er ihn von Bildern kannte. Wohin er auch sah, überall Bäume. Das Gras unter seinen Füßen war echt. In den Zweigen eines Baumes bewegte sich etwas.
»Ich sammle alte und neue Dinge«, sagte der Mann. »Aber besonders sammle ich lebende Dinge. Wie dich.«
Jas drehte sich zu ihm um und merkte plötzlich, daß seine Augen nicht mehr freundlich blickten – hatten sie das vorher überhaupt getan?
Und der Mann schien Jas durch die Kleidung und die Haut hindurch in die Seele zu blicken. Jas wußte jetzt, daß er dem Mann zu unrecht getraut hatte, und er schaute ihm hinter die Augen.
Der Name des Mannes war Abner Doon (ein alberner Name, den er noch nie gehört hatte).
Sein Job war stellvertretender Kolonialminister. (Wieder die Kolonien. Und Mutter.)
Er war davon überzeugt, daß er die Welt beherrschte. (Verrückt? Oder bin ich selbst verrückt?)
Und er wußte, daß Jas Telepath war.
»Ich bin tot«, sagte Jas und empfand plötzlich tiefe Verzweiflung. Warum hatte er geglaubt, daß ihm von diesem Mann keine Gefahr drohte?
»Noch nicht ganz«, sagte Doon. »Es hängt von einigen Entscheidungen ab, die du während der nächsten Stunden triffst. Du weißt natürlich, wie ich heiße.«
Jas schüttelte den Kopf.
»Du kennst meinen Namen und meine Amtsbezeichnung, und du weißt, welche Funktion ich ausfülle. Du weißt auch, daß ich weiß, was du bist.«
Jas trat einen Schritt zurück. Abner Doon lächelte nur. »Gewiß fürchtest du keinen gewaltsamen Angriff auf dich?«
»Sie sind wahnsinnig«, sagte Jas.
»Das habe ich schon einmal gehört«, antwortete Abner liebenswürdig. »Von Männern und Frauen, die weit bessere Empfehlungen aufzuweisen hatten als du.«
»Ich habe mir oft überlegt, wer wirklich Capitol und das Reich beherrscht, aber ich hätte nie gedacht, daß es der stellvertretende Kolonialminister sei«, sagte Jas und fragte sich, wie schnell er die Tür wieder aufbekommen würde. Ganz bestimmt nicht schneller als Doon seine Waffe in Anschlag bringen konnte.
»Nun, es kommt darauf an, was du unter beherrschen verstehst. Offiziell herrscht Mami. Aber jeder weiß, daß Mami vom Kabinett beherrscht wird, und das stimmt. Sie ist nur das Aushängeschild. Aber wer beherrscht das Kabinett?« Doon zog die Jacke aus und warf sie auf den Boden. »Wichtiger noch: Wem gehören die Leute, die die Anordnungen des Kabinetts ausführen?«
Abner Doon zog sich die Schuhe aus.
»Im Gras die Schuhe anzubehalten, ist eine verpaßte Gelegenheit«, erläuterte er. »Zieh dir auch die Schuhe aus. Wir könnten zusammen schwimmen. Was meinst du?«
Jas gehorchte, und sie gingen tiefer in den Park hinein. Ein großer Vogel flog in der Nähe vorbei und schoß über die Wasserfläche eines Sees. Er tauchte ins Wasser und flog mit etwas silbrig Glänzendem im Schnabel davon.
»Ein Fisch!« schrie Jas und rannte an Doon vorbei zum Wasser. »Intelligente Deduktion. Was hat dich der Vogel sonst noch gelehrt?«
Jas drehte sich um. Der stellvertretende Kolonialminister zog sich gerade aus.
»Ist dies ein Test?«
»Oh nein, ganz und gar nicht«, antwortete Doon. »Ich dachte nur, du hättest an dem Vogel erkannt, nach welchem Planeten dieser Park gestaltet wurde.« Jas schaute zu, wie er sich nackt auszog, und war überrascht, als er sah, daß der Mann überhaupt nicht fett war – er trug lediglich einige Schichten dicker Schutzkleidung.
»Das Wasser ist relativ warm«, sagte Doon. »Laß uns schwimmen gehen.«
»Ich kann nicht schwimmen.«
»Natürlich nicht. Ich werde es dir beibringen.«
Nun zog auch Jas sich aus und folgte dem Mann vorsichtig ins Wasser. Sie blieben stehen, als es Jas bis an den Hals reichte.
»Wasser ist für die Fortbewegung ein sehr sicheres Medium«, sagte Doon. Jas fand es sehr kalt. Seine Glieder waren schon ganz gefühllos. Wenn Doon dies relativ warm nannte, was, zum Teufel, bezeichnete er dann als kalt?
»Paß auf, meine Hand liegt jetzt an deinem Rücken. Leg dich gegen meine Hand. Jetzt nimm die Beine vom Grund hoch. Ganz locker, ich halte dich schon.«
Plötzlich fühlte Jas sich ganz leicht, und als er seine Muskeln entspannte, merkte er, daß er ganz leicht an der Oberfläche
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