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Heisser Draht nach Paradiso

Heisser Draht nach Paradiso

Titel: Heisser Draht nach Paradiso
Autoren: Stefan Wolf
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Lugano am
Weg. Wie praktisch! Also stand den vier TKKG-Freunden eine nächtliche Bahnfahrt
bevor. Hermann Sauerlich würde nachkommen im Lauf der Woche, sobald das die
geschäftlichen Meetings (Konferenzen) zuließen. Und in Lugano erwartete
Klößchens Mutter die Kids.
    Starke Action also, die
angesagt war. Und ganz nach Tims Geschmack.
    Jetzt hatte er die Eichen-Allee
bereits erreicht und radelte am Grundstück vom Baron Plätschlweiher vorbei,
einem Nachbarn der Sauerlichs.
    Auch dieser Freiherr besaß eine
Villa in Lugano. Zur Zeit ging er an Krücken. Ein Bein war eingegipst bis zum
Oberschenkel. Die Folge eines Unfalls. Der Baron war vorige Woche in seinen
Swimmingpool gefallen — nachts. Normalerweise kein Unglück. Aber tags zuvor
hatte er das Wasser abgelassen. Deshalb fiel er tief und schlug auch hart auf.
Sein Geschrei, erzählte Klößchens Vater, habe das ganze Viertel geweckt.
    Gestern hatten Tim und Klößchen
den Verunglückten besucht. Wegen des Pakets, das sie mitnehmen sollten nach
Lugano, freundlicherweise. Selbst konnte er nicht reisen. Aber seine Madame —
sie hieß Emely — war schon seit drei Wochen an den Gestaden des Lago Lugano. Und
wollte dort bleiben — auch ohne ihren beinbrüchigen Mann. Tim fand das unfair.
Aber manche Ehen sind eben so.
    Klößchen stand in der Einfahrt,
als Tim von der Tretmühle sprang.
    „Ist es nur hier so heiß — oder
auch in der Stadt?“
    „Überall gleich“, erwiderte
Tim.
    „War bis eben in unserer
Schwimmhalle. Nur im Wasser. Das kühlt und macht Hunger. Willst du noch
schwimmen vorm Abendessen?“
    „Erst rufe ich bei Glockners
an. Habe Gaby verpaßt.“
    Klößchen nickte. Er trug
creme-gelbe Shorts, fertiggekauft. Damit sie ihm paßten in der Taille,
entsprach die Kleidergröße der eines Riesen. Also reichten die Hosenbeine fast
bis zum Boden. Klößchen hatte sie umgeschlagen, links dreimal, rechts viermal.
Dazu trug er ein lila T-Shirt - eine Farbe, die er neuerdings bevorzugte. Die
Haare hatte er naß gekämmt. Mit Zickzack-Scheitel.
    Tim schob sein Rennrad in die
Garage, wo genug Platz war neben dem Jaguar. Ab Sonntag würde es hier bleiben
bis zum Ende der Ferien.
    Während sie ins Haus gingen,
erzählte Tim von der Festnahme des Taschendiebs. Klößchen pfiff durch die
Zähne.
    „Ob die Blonde gelogen hat?“
überlegte er.
    „Du meinst, es war doch ihr
Geld, und sie wollte sich vor einer Belohnung drücken. Nee, glaube ich nicht,
Ihr war’s ernst. Jedenfalls haben wir jetzt einen Taschendieb weniger in
unserer Stadt.“
    In der Eingangshalle blähte
Klößchen die Nüstern.
    „Riechst du was?“
    „Meinst du die Blumen?“ Tim
deutete auf den großen Strauß in der Bodenvase.
    „Seit wann ißt man Blumen? Ich
meine, ob du was vom Abendessen riechst?“
    „Nichts. Das wäre auch schlimm,
wenn Küchengerüche kreisten in einer Villa wie dieser. Die Küche muß
abgeschirmt sein, nasenmäßig. Ist doch klar.“
    „Stimmt leider. Aber ich liebe
Fressalienduft mehr als Parfüm. Amalie bereitet für uns eine Schlemmer-Orgie.
Wie sich das gehört zum Auftakt der Ferien. So, dann schiebe ich mal ab in die
Küche.“
    Er folgte seiner inneren
Stimme. Mit Amalie, der dicken Köchin, verstand er sich bestens.
    Tim ging an Hermann Sauerlichs
Arbeitszimmer vorbei. Die Tür stand offen. Klößchens Vater saß am Schreibtisch
und runzelte die Stirn über Zahlen-Kolonnen und Umsatz-Berechnungen. Er hatte
das Jackett abgelegt. Klößchens Ähnlichkeit mit seinem Vater war augenfällig.
Auch Hermann liebte ausgedehnte Mahlzeiten, wurde aber im Zaum gehalten von seiner
Frau.
    „Hallo, Tim“, sagte er, ohne
aufzublicken, aber mit feinem Gehör.
    „’n Abend, Herr Sauerlich!“
grüßte Tim und nahm sich vor, auch ihm von dem Taschendieb zu erzählen —
nachher bei Tisch.
    Im Bad wusch Tim Gesicht und
Hände. Sauber und frisch, griff er zum Telefon.
    „Glockner“, meldete sich Gabys
Mutter.
    „Ich bin’s“, sagte Tim.
    „Du! Gaby ist immer noch nicht
da.“
    „Noch nicht?“
    Ein mulmiges Gefühl meldete
sich in Tims Magen — ganz sacht.
    „Ich fange an, mir Sorgen zu
machen, Tim. Sie müßte längst zurück sein. Wenn sie noch was anderes vorhätte,
würde sie anrufen.“
    Tim schluckte. „Haben Sie Ihren
Mann schon verständigt?“
    „Noch nicht. Er hat
Nachtdienst. Wird nachher ohnehin anrufen. Aber wenn Gaby nicht gleich
kommt...“ Sie sprach nicht weiter.
    „In zehn Minuten“, sagte Tim,
„melde ich mich wieder. Also bis
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