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Heisser Draht nach Paradiso

Heisser Draht nach Paradiso

Titel: Heisser Draht nach Paradiso
Autoren: Stefan Wolf
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redete.
    Kurzes Warten. Der
Streifenwagen eierte heran, der Dieb wurde festgenommen. Tim kannte die beiden
Polizeimeister nicht. Der Dieb hieß Branko Drutzki. Er wurde durchsucht. Das
Portemonnaie der Blonden steckte unter seinem Hemd. Klar. Da war keine
Gelegenheit mehr gewesen, die Beute wegzuwerfen. Außerdem fand man Banknoten
und Münzen in all seinen Taschen — etwa 1500 DM. Ein erfolgreicher Tag für den
Dieb — bisher. Aber der Nachweis würde schwierig sein, daß er das Geld
gestohlen hatte.
    Als alles vorbei war, schlossen
die Gaffer die Gardinen. Biergesicht hatte inzwischen drei Flaschen geleert,
die nun auf der Fensterbank standen, und die blonde Frau wollte Tim wenigstens
zu einem Eis einladen. Doch der dankte höflich. Ihm brannte die Zeit unter den
Sohlen. Im Eiltempo radelte er in die Altstadt davon — zu Gabys Adresse.

4. Starke Action ist angesagt
     
    Margot Glockners kleiner
Feinkost-Laden hatte längst geschlossen.
    Auch die Haustür gab nicht
nach. Immerhin war’s ja Abend. Tim drückte auf die Klingel und trat vom Eingang
zurück, weil seine Freundin immer erst aus dem Fenster blickte — oben bevor sie
den Summer betätigte.
    Jetzt wackelte die Gardine.
Aber nicht Gaby, sondern ihre Mutter öffnete das Fenster, lächelnd.
    „‘n Abend, Frau Glockner.“ Tim
strahlte — wie immer, wenn er seiner künftigen Schwiegermutter begegnet. „Ich
habe Gaby nicht mehr angetroffen.“
    Margot Glockner beugte sich
heraus. „Sie ist noch nicht zurück.“
    Tim sah auf seine Armbanduhr.
„Schade! Ich kann nicht mehr warten. Herr Sauerlich hat darum gebeten, daß ich
zum Abendessen da bin.“
    „Kannst ja noch mal anrufen.“
Margot lächelte. „Damit der Tag für dich rund wird. Gaby ist wirklich bummelig
heute. Sie sollte mit Oskar noch gassi gehen. Inzwischen habe ich das gemacht.“
    „Also“, lachte Tim, „da muß ich
aber meine Freundin, Ihre Tochter, in Schutz nehmen. Auf Oskars Kosten bummelt
Pfote eigentlich nie. Bestimmt ist was anderes im Spiel. Vielleicht eine
Reifenpanne. Oder sie hat die Einkaufstüte verloren. Ich fahre noch mal einen
Bogen in die Richtung. Aber dann bin ich draußen bei Sauerlichs. Bis später,
Frau Glockner. Ich meine, bis zu meinem Anruf.“
    „Tschüs, Tim.“
    Er kurvte den Weg ab, den Gaby
irgendwie nehmen mußte, fuhr kreuz und quer. Aber es gab zu viele
Möglichkeiten. Und das Ergebnis seiner Mühe war null.
    Dennoch — besorgt war Tim noch
nicht. Ein tagheller Abend, geradezu sonnig. Die Menschen flanierten — nicht in
Massen, doch ausreichend verteilt. Streifenwagen fuhren mit geöffneten
Fenstern, damit die Luft kühlte. Was sollte da passieren? Und als TKKG-Mitglied
war Gaby kein hilfloses Wesen, das in fremde Autos einsteigt oder sich anmachen
läßt.
    Mit einem Blick auf die Uhr und
einem Seufzer radelte Tim schließlich in Richtung Eichen-Allee, wo — in einem
der vornehmsten Wohnviertel — die Sauerlichs ihre Villa erbaut haben.
    Hier draußen führte sich die
Umgebung auf wie in einem Kurort. Parkanlagen. Blühende Gärten. Villen,
Bungalows vom Feinsten, Nobel-Autos — blitzblank aus der Waschanlage — in den
Einfahrten und vor den Garagen. Eine ,goldige 1 Gegend. Ohne
Geschäfte und Büros.
    Kein Wunder, daß Klößchen sich
hier gelangweilt hatte als Einzelkind reicher Eltern. Deshalb war er
Internats-Schüler geworden — nur, um auch tagsüber und nachts in der Schule zu
leben. Letztendlich ein Witz — denn die berühmte Internatsschule liegt südlich
der Stadt — schlappe 20 Minuten von der Stadtgrenze entfernt. Klößchen wäre
auch als Fahrschüler in den Genuß des Unterrichts gekommen — wie Gaby und Karl,
die den täglichen Hin- und Rückweg nicht scheuten.
    Da das Internat dichtgemacht
hatte heute mittag, war Tim bei seinem Freund eingezogen mit Sack und Pack — als
willkommener Gast. Freilich übernachtete er nicht im Gästezimmer der Villa,
sondern in Klößchens ,Knabenzimmer 4 — wie Mutter Erna das Gemach
nannte. Dort sollte Tim zweimal auf der Bettcouch schlafen. Das war fast so
lustig wie in der Internatsbude ADLERNEST, dem bewährten Quartier.
    Und Sonntag ging’s los.
    Richtung Lugano — zunächst
freilich mit einem Umweg. Denn Klößchens Vater hatte noch in Zürich zu tun.
Vorgesehen war: Mit dem Wagen — dem Jaguar — bis Zürich. Dort wollte Hermann
Sauerlich die TKKG-Bande in den Nachtexpreß setzen. Der fuhr von Brüssel nach
Mailand. Demnach liegen — wie jeder Bahn-Kundige weiß — Zürich und
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