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Heisser Draht nach Paradiso

Heisser Draht nach Paradiso

Titel: Heisser Draht nach Paradiso
Autoren: Stefan Wolf
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er, treffe
ich Gaby noch an!
    Sie ahnte nicht, daß er sie
abholen wollte. Keine Verabredung. Aber Tim war die Sehnsucht in die Knochen
gefahren. Also hatte er bei Glockners angerufen und von Gabys Mutter gehört,
daß seine Freundin zum Einkaufen unterwegs war. Und er hörte auch, wo. Der Rest
war eine Sache der Beine.
    Schräg vor dem Kaufhaus machte
Tim halt.
    Die Pforten waren geschlossen.
Die Menschenflut in der Fußgänger-Zone hatte sich verdünnt, versickerte in Seitenstraßen
und Gassen. Man war zum Bahnhof gestürmt, zu den Parkhäusern, den Bussen — oder
fußläufig heimwärts. Jetzt begann sich hier, wo kaum jemand wohnte, die
Feierabend-Stille auszubreiten.
    Verpaßt? Verpaßt!
    Schade! dachte er. Wäre nett
gewesen. Wir sind so selten allein. Ist ja nicht alles für andere Ohren
bestimmt, was ich Gaby zu sagen habe.
    Er stopfte sein T-Shirt in die
Jeans-Shorts zurück. Die Affenhitze war nur zu ertragen mit nackten Beinen.
Noch einmal kreiste Tims Blick. Alles fremde Gesichter.
    Vermutlich war Gaby sofort
heimwärts gefahren.
    Tim nahm denselben Weg und
drückte wieder aufs Tempo. Vielleicht erwischte er seine Freundin noch, bevor
sie zu Hause ankam.
    Heute mittag — wie wunderbar! —
hatten die Ferien begonnen, die Sommerferien. Zeugnisausgabe. Alle Mitglieder
der TKKG-Bande konnten zufrieden sein — sehr sogar, was Gaby, Tim und
Computer-Karl betraf. Aber auch Klößchen schwenkte sein Zeugnis wie eine
Ehrenurkunde. Immerhin hatte er — trotz Faulheit, Widerrede und Begriffsstutzigkeit
— das Klassenziel erreicht.
    Damit stand dem Urlaubsplan
nichts mehr im Weg. Das Beste daran war: Die TKKG-Bande würde zusammenbleiben
auch während der Ferien.
    Tausendmal Dank Klößchens
Eltern, den Sauerlichs!!!
    Der Schokoladen-Fabrikant und
seine Frau Erna besaßen seit kurzem ein neues Ferienhaus. Und zwar in Lugano,
dem tollen schicken Ort am gleichnamigen See. Der liegt bekanntlich im Tessin,
also südlich der Alpen — beinahe schon in Italien. Obwohl Lugano noch zum
südlichsten Zipfel der Schweiz gehört. Zur italienischen Schweiz, wie man sagt.
Deshalb ist Italienisch dort die Umgangssprache; und die Umwelt sieht total
italienisch aus — mit Palmen, glühender Hitze, Zypressen, Oleander, herrlichen
Eis-Sorten und totaler Ferienstimmung.
    Nun galt es, das Ferienhaus
einzuweihen, das eher eine Villa war — mit Schwimmbecken und eigenem Ufer am
See. Erna Sauerlich war seit einer Woche dort, um das Haus auszustatten, das
auch drei Gästezimmer hatte. Übermorgen, also am Sonntag, sollten die anderen
Urlauber nachkommen: Hermann Sauerlich, der Hausherr, Willi, genannt Klößchen —
und seine eingeladenen Freunde Tim, Karl und Gaby.
    Deren Eltern hatten sofort
eingewilligt. Mit der unbedeutenden Einschränkung: Während der letzten
Ferienwoche sollten Tim, Karl und Gaby wieder zu Hause sein. Denn dann wollten
auch die Glockners, die Viersteins und Tims Mutter verreisen. Mit ihren
Kindern. Die drei freuten sich auch darauf, obschon sie sich dann nicht sehen
würden für volle sieben Tage.
    „Man muß auch mal Opfer
bringen“, hatte Tim seiner Freundin erklärt, „zumal wir uns bombig verstehen
mit unseren Eltern. Und eine Woche vergeht schnell. Ich schreib’ dir mindestens
fünf Postkarten.“
    Daran mußte er jetzt denken,
während er durch die Merian-Straße radelte — einen engen Schlauch, den Autos
nur in eine Richtung befahren dürfen.
    Die Luft schien aus einem
Backofen zu kommen. Es war seit Tagen so heiß. Bier-Lieferanten hatten
Hochsaison; und Tim hatte heute schon vier Flaschen Sprudel getrunken sowie
eine Coke.
    Wegen der Wärme, dachte er,
müßten wir nicht in den Süden reisen. In diesem Sommer ist die deutsche Hitze
sahara-stark. Aber das andere haben wir nicht — die südliche Vegetation (Pflanzenwuchs) und die warmen Nächte mit langem Aufbleiben — auch für Kids und noch kleinere.
Ist immer wieder Klasse, wenn die Bambini (Kinderchen) noch um
Mitternacht über die Piazza (Marktplatz) rennen.
    Er schwelgte in Vorfreude.
    Beinahe hätte er ihn über den
Haufen gefahren — den Typ, der ihm entgegenkam: im Schweinsgalopp, sozusagen
mit wehendem Schnurrbart.
    Freilich: Es war kein Jogger.
Auch niemand mit Verspätung zum Rendezvous. Sondern ein Mistkerl auf der
Flucht.
    Tim erkannte ihn, während er
sein Rennrad beiseite riß.
    Draculas Stallmeister! Der
Taschendieb! Dessentwegen Tim ein schmerzhaftes Zusammentreffen hatte mit einem
Porsche.
    Noch jetzt war die Schürfwunde
am
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