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Heisser Draht nach Paradiso

Heisser Draht nach Paradiso

Titel: Heisser Draht nach Paradiso
Autoren: Stefan Wolf
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werden.“
    Noch gröber? Gaby schnappte
nach Luft. Wollte der ihr die Rippen eindrücken?
    Strampeln, zappeln, um sich
schlagen — nichts half. Sie wurde über die Schwelle geschleppt. Mit einem Tritt
warf der Narbige die Tür ins Schloß.
    Gabys Füße berührten den Boden.
Der Mann ließ sie los.
    Schweratmend blickte sie zu den
beiden andern.
    Der eine hatte sich eine
Strumpfmaske über den Kopf gezogen. Der andere war noch damit beschäftigt. Eben
verschwand sein Kinn. Dunkle Bartschatten — das konnte Gaby noch sehen.
    „Sie... Sie sind Bankräuber“,
stammelte sie.
    Der Narbige machte keine
Anstalten, sich zu maskieren. Was hätte es genützt? Jetzt nichts mehr. Gaby
hatte sein Gesicht gesehen.
    Wütend starrte er sie an.
    „Was du hier suchen? Wer bist
du?“
    „Ich... ich... Verdammt noch mal!
Woher sollte ich denn wissen, daß ich Sie störe! Und wer sind Sie?“
    Sie erwartete keine Antwort.
Aber die Fragen machten sich gut. Nur keine Angst zeigen!
    Die Geldbörse war zu Boden
gefallen.
    Einer der Maskierten hob sie
auf und sah hinein.
    Wortlos reichte er sie dem
Narbigen.
    Der sah sich den Ausweis an,
dann fragte er:
    „Woher hast du das?“
    „Gefunden. Ich will’s der
Besitzerin bringen. Ich glaube, sie wohnt hier. Vermutlich im Dachgeschoß.“
    Der Narbige rieb sich das Kinn,
musterte Gaby und ließ sich Zeit dabei. Was er sah, war erfreulich: ein
schlankes, mittelgroßes Mädchen von knapp 14Jahren, mit ungewöhnlich hübschem
Gesicht, goldblondem Pferdeschwanz und leuchtenden Blauaugen unter den
Pony-Fransen der Stirn. Gabys Wimpern sind dunkel und lang.
    „Was machen wir mit ihr?“ Die
Stimme des Narbigen war heiser, wohl eine Folge vom Ketten-Rauchen oder vom
Schnaps-Trinken. Die Frage galt seinen Komplizen.
    Der eine hob nur die Achseln
und wandte sich wieder seinem Werkzeug zu: Einbruchs-Werkzeug, Nachschlüssel,
Klumpen seltsamer Knetmasse, die grau schimmerte und einen öligen Glanz hatte.
Schreck durchfuhr Gaby. Sprengstoff! Das war Sprengstoff.
    Der andere zog die Hand aus der
Tasche und sagte was auf Italienisch. Gaby verstand kein Wort. Aber etwas
geriet in ihren Blick. Ein kleiner roter Zettel segelte unbemerkt zu Boden. Der
Maskierte hatte ihn unabsichtlich aus der Tasche gezogen, als er ein
Kaugummi-Päckchen hervorholte.
    Unter der Strumpfmaske bewegten
sich die Kiefer. Jetzt hob er den Stoff etwas an und spuckte das ausgelutschte
Kaugummi weg.
    Wie unappetitlich! Doch was
kann man schon erwarten von einem Bankräuber!
    Er schob sich ein frisches
Kaugummi hinter die Zähne und zog die Maske herab.
    „Si, (ja)“, nickte der
Narbige. „Si! Muß sein. Geht nicht anders.“
    Gaby machte einen kleinen
Schritt zur Seite und stellte den linken Fuß auf den Kaugummi, den
ausgespuckten.
    Wie der klebte! Brrrhhh!
    „Wir haben keine Wahl“, sagte
der Narbige zu Gaby. „Wir müssen dich hier behalten. Damit du uns nicht
Verrätern.“
    „Verraten“, sagte Gaby. „Es
heißt verraten. Mir ist klar, daß Sie mich nicht weglassen. Wie lange wollen
Sie denn bleiben?“
    „Du bleibst hier bis
Montagfrüh. Dann...“
    „Was?“ rief sie. „Jetzt ist
Freitagabend! Das geht nicht! Über zwei Tage... Unmöglich! Wir wollen am
Sonntag in die Ferien reisen. Außerdem...“
    „Halt den Mund!“ unterbrach er
sie. „Du dich mußt fügen. Mußt hier bleiben. Wir werden dich einsperren. Im
Keller bei den Schließfächern ist ein schalldichter Raum. Aber dort haben wir
noch zu tun. Du würdest nur stören. Deshalb fesseln wir dich, und du bleibst
erstmal hier.“
    „Bitte nicht!“ rief Gaby.
    Sie machte einen weiteren
Schritt. Jetzt stand ihr linker Fuß auf dem kleinen roten Zettel. Klebte er
schon am Kaugummi? Sie schurrte etwas mit der Sohle.
    Als sie den Fuß zurückzog,
blieb der Zettel unter dem Schuh. Na, also!
    Aber damit war der lustige Teil
auch schon vorbei.
    Gaby wurde gefesselt mit
Stricken, geknebelt mit einem Tuch und dann in ein Büro geschleppt. Vermutlich
saß hier tagsüber der Bankdirektor und dachte nach über Zinsen, Hypotheken (Grundpfandrechte) und Kredite (Darlehen).
    Ihr war zum Heulen zu Mute.
    Bis Montagfrüh? Bis hier die
Bankleute antanzten? Das war doch nicht auszuhalten. Was dachten sich diese
Verbrecher?

3. Drutzki, der Taschendieb
     
    Auf seinem Rennrad jagte Tim
durch die Fußgänger-Zone der Altstadt. Bis zur Breitlinger-Straße. Ab hier zu
Fuß, jedenfalls mußte er das Rad schieben. Aber das machte nichts. Er war ja
gleich da.
    Hoffentlich, dachte
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