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Heisser Draht nach Paradiso

Heisser Draht nach Paradiso

Titel: Heisser Draht nach Paradiso
Autoren: Stefan Wolf
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in den Urlaub. Entweder meldet sich also Herr Sauerlich — er ist
Schokoladenfabrikant — oder Willi. Oder Tim. Aber verlangen Sie Tim. Bitte!“
    Lange sah er sie an, ärgerlich.
    „Ich weiß nicht, warum ich das
mache. Deinetwegen haben wir nur Schwierigkeiten.“
    „Was soll ich denn sagen? Ihr
dämlicher Bankraub vermasselt mir das ganze Wochenende.“
    Narbengesicht griff zu dem
Tuch. Bevor er Gaby wieder knebelte, fragte er nach der Sauerlichschen
Rufnummer. Tims Freundin wußte sie auswendig.
    Das Telefon stand auf dem
Schreibtisch. Narbengesicht nahm den Hörer ab und wählte.

6. Schreckliche Nachricht
     
    Noch eine Minute!
    Tims Blick trieb den
Sekundenzeiger an. Doch er wurde nicht schneller.
    Der TKKG-Häuptling wartete
neben dem Telefon und hatte Schmetterlinge im Magen. War Gaby jetzt zu Hause?
War sie gekommen während dieser zehn Minuten?
    Vor dem Fenster der
Eingangshalle vergoldete die Abendsonne Einfahrt und Garage. Vom Licht erfüllt
auch das Blätterkleid der mächtigen Linde. Ein Tauben-Pärchen saß auf dem
Ziegeldach der Garage. Tim hörte das Gurren.
    Noch 30 Sekunden...
    Blöde Warterei! dachte er. Ich
rufe an.
    Als er zum Hörer griff,
klingelte der Apparat.
    „Ja? Hier bei Sauerlich.“
    Für den Anrufer kam das
blitzartig. Keine Sekunde war vergangen nach dem Läuten.
    „Wer spricht dort?“ fragte eine
heisere Männerstimme.
    „Peter Carsten. Wen möchten Sie
denn?“
    In Tims Erinnerung rührte sich
was, während er das sagte. Die Stimme! Kannte er die?
    „Ich möchte einen gewissen Tim
sprechen. Falls der bei Ihnen...“
    „Bin ich selbst“, unterbrach
ihn der TKKG-Häuptling. „Tim — das ist mein Spitzname.“
    Der Heisere räusperte sich.
„Kennst du eine Gaby Glockner?“
    „Selbstverständlich. Gaby ist
meine Freundin.“
    Und wieder dachte Tim: Den Typ
kenne ich. Dem bin ich schon begegnet. Gleich fällt’s mir ein. Mann, sag
endlich, wer du bist!
    Aber der Anrufer dachte nicht
daran, seinen Namen zu nennen.
    „Ich soll dir was ausrichten
von ihr“, sagte der Heisere. „Ihr geht’s gut, sie ist gesund, ihr sollt euch
keine Sorgen machen ihretwegen. Sag das auch ihren Eltern.“
    „Heh!“ rief Tim. „Was heißt
das? Was ist los? Wo ist Gaby? Geben Sie ihr den Hörer! Ich will...“

    „Schrei mich nicht an! Sonst
sage ich dir gar nichts weiter. Es geht darum: Wir haben deine Freundin in
unserer Gewalt. Und wir werden sie festhalten bis Montagfrüh. Das müssen wir zu
unserer Sicherheit. Mehr sage ich nicht. Hast du begriffen?“
    „Nichts! Gar nichts. Wieso! Wer
sind Sie?“
    „Deine Freundin ist
versehentlich in eine bestimmte Situation geraten. Sie hat uns beobachtet
bei... Jedenfalls können wir sie nicht weglassen. Aber du kannst ihren Eltern
versichern: Ihr wird nichts geschehen. So, das war’s.“
    Er legte auf. Die Verbindung
war unterbrochen.
    Tim starrte den Hörer an. Für
einen Moment stockte das Blut in den Adern, und Tims Herz machte Bocksprünge
vor Aufregung. Gaby in der Hand von Verbrechern? Was sonst? Sie hatte etwas
beobachtet, zufällig, ein Verbrechen. Was? Wo? In der Fußgänger-Zone? Aber
warum hielten die Täter sie fest? Weil sie Vorsprung brauchten?
    Klößchen kam aus der Küche.
    „Gleich gibt’s Essen. Ich sage
nur meinem Papa Bescheid.“
    „Ich esse nicht mit“, sagte
Tim. „Gaby wird von Kriminellen festgehalten. Irgendwo. Einer von ihnen rief
eben an. Gaby hat ihn darum gebeten. Angeblich brauchen wir uns keine Sorgen zu
machen. Montagfrüh werde man sie freilassen. Offenbar hat sie die Ganoven
beobachtet bei irgendwas. Und die sorgen nun für ihre eigene Sicherheit auf
diese Weise.“
    Klößchen ließ den Mund offen.
„Wie bitte? Sag das noch mal.“
    Aber Tim wiederholte kein Wort,
hatte schon den Hörer am Ohr und wählte die Rufnummer des Polizeipräsidiums und
— indem er die letzte Ziffer wegließ — auch gleich die Durchwahl zu Kommissar
Glockners Büro.
     
    *
     
    Selbstverständlich machte er
kein Licht in der Schalterhalle von Seidl & Brinkheym. Zum einen! Der
milde Abend war noch hell genug. Zum andern: Passanten hätten sich vielleicht
gewundert über das Licht in der Privatbank.
    Seine Komplizen — sie hießen
Carlo Arguno und Luciano Vinelli — waren im Kellergeschoß, arbeiteten emsig und
routiniert an den Schließfächern, knackten eins nach dem andern und sackten
Beute ein, von der man nur träumen konnte: Geld — von dem das Finanzamt nichts
wissen durfte — , Goldbarren, Schmuck,
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