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Heisser Draht nach Paradiso

Heisser Draht nach Paradiso

Titel: Heisser Draht nach Paradiso
Autoren: Stefan Wolf
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gleich.“
    Er legte auf und sah sofort auf
die Uhr. In... nein, jetzt waren es nur noch neun Minuten. Verdammt! Hatte der
Sekundenzeiger Blei an den Füßen?

5. Gabys Bitte
     
    Stille. Nur Stille ringsum.
Kein Geräusch in dem großen Haus.
    Gaby saß auf dem Sessel des
Bankdirektors, wo man sie festgebunden hatte. Das Tuch vor dem Mund erschwerte
das Atmen. Die Fesseln schnitten in die Haut an Händen und Füßen.
    Wahnsinn! Sie konnte noch immer
nicht fassen, in was sie da hineingeraten war. Und ausgerechnet ihr mußte das
passieren!
    Was stellten diese Typen sich
vor? Wollten Sie den Tresor sprengen? Der befand sich vermutlich im Keller.
Eine Detonation von dem Ausmaß würde weithin zu hören sein. Auch außerhalb des
Gebäudes.
    Und die alte Frau Angermann?
überlegte Gaby. War sie zu Hause? Was machten die Bankräuber mit dieser
eventuellen Zeugin? Hatten sie auch die alte Frau gefesselt und geknebelt?
Schritte. Die Tür wurde geöffnet, und der Narbige trat ein. Er grinste, wobei
sich die Narbe krümmte, was irgendwie unappetitlich aussah.
    „Wie geht’s?“ fragte er. „Ach
so.“ Er nahm ihr das Tuch ab.

    „Schlecht“, sagte Gaby. „Ganz
schlecht. Weshalb fragen Sie so blöde?“
    „Ein so hübsches Mädchen — und
eine so freche Kröte.“
    „Bitte, keine Komplimente! Von
Ihnen will ich das nicht hören.“
    Er lachte. Wenn er sich Mühe
gab, sprach er fehlerfrei deutsch.
    „Eigentlich müssen wir dir
dankbar sein. Mit dem Portemonnaie hast du uns aufmerksam gemacht auf eine
Panne. Wir wußten gar nicht, daß oben im Haus jemand wohnt. Hat mein Kumpel
übersehen. Er hat hier ausgekundschaftet. Für einen Moment dachten wir, alles
wäre nun verloren. Als du kamst, hatten wir nämlich schon gesprengt. Unten im
Keller.“
    „Sie... haben den Tresor
aufgesprengt?“
    „Leider nicht. Der ist zu
stabil. Da würde das Gebäude wackeln. Nein. Unten sind die Schließfächer der
Bankkunden. 150 Schließfächer. Gesprengt haben wir die Tür zu dem Raum. Jetzt
knacken wir die Fächer. Ohne Sprengstoff. Per Hand. Das wird dauern bis morgen
früh. Aber dann hat sich der Fischzug gelohnt. Denn da sind Schätze drin.“
    „Ich wünsche Ihnen nur leere
Fächer.“
    Er überhörte das. „Diese
Pauline Angermann hätte die Detonation hören müssen. Aber dann wären die Bullen
schon hier. Die Frau scheint taub zu sein. Ich war oben, habe ihr das
Portemonnaie gebracht und gefragt — wie ein freundlicher Nachbar — , ob alles
in Ordnung sei. Die Alte hat sich beklagt übers Fernsehprogramm, sonst ging’s
ihr gut. Daß ihr Portemonnaie fehlt, war ihr noch gar nicht aufgefallen.“
    „Hat sie gemerkt, daß kein Geld
mehr drin ist?“
    „Hast du’s rausgenommen?“
    „Sie werden unverschämt. Sie
Tresorknacker-Ganove. Ein Taschendieb hat das entleerte Portemonnaie
weggeworfen, wie ich zufällig beobachten konnte.“
    „Da hat er keine Beute gemacht.
Die Alte sagt, es sei leer gewesen.“
    Gaby seufzte. „Muß ich wirklich
hierbleiben bis Montag?“
    „Es geht nicht anders. Wir
brauchen Vorsprung. Du wirst mich doch den Bullen beschreiben, nehme ich an.“
    Gaby überlegte. Sollte sie’s
sagen?
    „Ich habe eine Bitte! Rufen Sie
an bei mir zu Hause. Ja? Ich würde gern selbst mit meinen Eltern sprechen. Aber
das lassen Sie sicherlich nicht zu. Ich könnte ja ganz schnell sagen, wo ich
bin. Erklären Sie bitte, daß ich bis Montagfrüh festgehalten werde, daß ich
gesund bin und sie sich keine Sorgen machen sollen. Bitte, tun Sie das!“
    Nachdenklich sah er sie an.
    „Wie heißt du überhaupt?“
    „Gaby Glockner. Unsere Telefonnummer
ist...“
    „Langsam. Was macht dein Vater
beruflich?“
    Sie schluckte. Es war sinnlos
zu lügen. Ein Blick ins Telefonbuch genügte, um die Wahrheit zu erfahren.
    „Er ist Kriminalkommissar im
Polizeipräsidium.“ Narbengesichts Augen wurden schmal. „Ist das wahr?“
    Sie nickte.
    „Und den soll ich anrufen? Bist
du übergeschnappt?“
    „Wieso? Was riskieren Sie
denn?“
    „Weiß ich, ob ihr zu Hause eine
Fangschaltung habt.“
    „Haben wir nicht.“
    „Das sagst du.“
    „Und es ist wahr. Ich lüge
nicht. Aber wie soll man das einem Typ wie Ihnen klarmachen.“
    Er war jetzt sichtlich nervös
geworden, kaute auf der Unterlippe und trommelte mit den Fingern.
    „Ich habe eine bessere Idee“,
rief Gaby. „Rufen Sie doch bitte meinen Freund Tim an. Er ist eingeladen bei
seinem Freund Willi Sauerlich und wird dort übernachten. Wir fahren nämlich
zusammen
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