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Heiße Beute

Heiße Beute

Titel: Heiße Beute
Autoren: Janet Evanovich
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Kopf.
    Was sollte ich tun? Ich war wie gelähmt. Geistig und körperlich.
    »Lassen Sie die Waffe fallen«, befahl die Tüte, »und kommen Sie langsam her. Ich schwöre: Eine falsche Bewegung, und ich lege Ihre Schwester um.«
    Die Waffe fiel mir von selbst aus der Hand. »Lassen Sie sie los.«
    »Erst wenn Sie eingestiegen sind.«
    Widerstrebend rückte ich langsam vor, und Nixon schubste mich auf den Rücksitz. Er drückte mir einen Streifen Klebeband auf den Mund und fesselte auch meine Hände damit. Der Kleinbus röhrte los, ließ Burg hinter sich, überquerte den Fluss und fuhr nach Pennsylvania hinein.
    Nach zehn Minuten befanden wir uns auf einem Schotterweg. Links und rechts, versteckt unter Bäumen, lagen vereinzelt Häuser. Der Kleinbus verlangsamte das Tempo und hielt am Wegesrand an. Die Tüte machte die Tür auf und stieß Valerie aus dem Auto. Ich sah, wie sie stürzte und den Straßengraben hinunterrollte, an einem Strauch hängen blieb. Die Tüte zog die Tür wieder zu, und der Kleinbus fuhr weiter.
    Wenige Minuten später bogen wir in eine Einfahrt und hielten an. Wir stiegen aus und betraten eine kleine eingeschossige Schindelhütte. Sie war hübsch eingerichtet, nicht mit teurem Zeug, aber gemütlich und sauber. Ich wurde zu einem Küchenstuhl geführt, und man sagte mir, ich solle mich hinsetzen. Eine halbe Stunde, nachdem mir der Platz zugewiesen worden war, hörte ich draußen knirschenden Kies, ein Auto fuhr vor. Die Tür zur Hütte öffnete sich, und Abruzzi trat ein. Er war der Einzige, der keine Maske trug.
    Er ließ sich auf einen Stuhl mir gegenüber nieder. Wir saßen so nah beieinander, dass sich unsere Knie berührten, und ich spürte seine Körperwärme. Er beugte sich vor und riss mir den Klebestreifen vorm Mund ab.
    »Wo ist sie?«, fragte er mich. »Wo ist Evelyn?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Er schlug mir mit der flachen Hand ins Gesicht. Es traf mich völlig unvorbereitet und haute mich vom Stuhl. Ich landete auf dem Boden, wie geschockt, so niedergeschmettert, dass ich nicht mal weinen konnte, so verängstigt, dass ich mich nicht wehrte. Ich hatte Blutgeschmack auf der Zunge, und ich blinzelte meine Tränen weg.
    Der Kerl mit der Clinton-Maske fasste mir unter die Achseln, hob mich auf und setzte mich wieder auf den Stuhl.
    »Ich frage Sie noch mal«, sagte Abruzzi. »Ich werde Sie so lange fragen, bis Sie es mir sagen. Jedes Mal, wenn Sie nicht antworten, werde ich Ihnen wehtun. Mögen Sie Schmerzen?«
    »Ich weiß nicht, wo sie ist. Sie trauen mir zu viel zu. Ich bin gar nicht so gut im Aufspüren von vermissten Personen.«
    »Aber Sie sind doch eine Freundin von Evelyn, oder etwa nicht? Ihre Oma wohnt neben ihren Eltern. Evelyn kennen Sie seit ihrer Kindheit. Ich glaube, Sie wissen sehr genau, wo sie ist. Und ich glaube, Sie wissen auch, warum ich sie unbedingt finden muss.« Abruzzi stand auf und ging zum Ofen. Er stellte das Gas an, nahm einen Schürhaken vom Kamin und hielt ihn in die Flamme. Mit einem Tropfen Wasser prüfte er die Hitze, es zischte, und das Wasser verdampfte.
    »Was zuerst?«, fragte Abruzzi. »Sollen wir ihr ein Auge ausstechen, oder sollen wir uns ein bisschen mit ihr vergnügen?«
    Wenn ich Abruzzi verriet, dass Evelyn in Miami war, würde er hinfliegen und sie finden. Wahrscheinlich würde er sie und Annie sogar töten. Und mich würde er auch töten, ganz egal, was ich sagte.
    »Evelyn ist unterwegs. Sie reist durchs Land«, sagte ich.
    »Mit dem Auto.«
    »Die Antwort ist falsch«, sagte Abruzzi. »Ich weiß, dass sie eine Maschine nach Miami bestiegen hat. Leider ist Miami eine große Stadt. Ich will wissen, wo sie sich in Miami aufhält.«
    Die Tüte drückte meine Hände auf die Tischplatte, der Mann mit der Clinton-Maske schnitt mir die Hemdärmel ab, hielt dann meinen Kopf fest, und Abruzzi strich mit dem glühenden Schürhaken über meinen nackten Arm. Irgendjemand brüllte wie am Spieß. Ich, vermutlich. Dann verlor ich das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf dem Boden. Mein Arm brannte wie Feuer, und im Zimmer roch es nach Schmorbraten.
    Wieder brachte die Tüte mich auf die Beine und setzte mich auf den Stuhl. Das Schlimmste an der ganzen Sache war, dass ich wirklich keine Ahnung hatte, wo Evelyn sich aufhielt. Mochten sie mich noch so sehr foltern, ich hatte nichts zu sagen. Sie hätten mich zu Tode quälen können.
    »Also gut«, sagte Abruzzi. »Noch einmal. Wo ist Evelyn?«
    Von draußen drang das Geräusch eines
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