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Heiss wie die Naechte Granadas

Heiss wie die Naechte Granadas

Titel: Heiss wie die Naechte Granadas
Autoren: Jacqueline Baird
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die Gestalt vor die Sonne trat. Mehr als muskulöse Oberschenkel in blauem Jeansstoff konnte Liza nicht sehen. Sie schluckte und hob den Blick, zuerst auf die schmalen Hüften, dann auf den kräftigen Brustkorb, hinauf zu den breiten Schultern, betont von dem schwarzen T-Shirt. Das Gesicht des Mannes lag dunkel im Schatten, doch Liza hätte ihn überall wiedererkannt.
    „Du!“, entfuhr es ihr beim Blick in seine tiefbraunen Augen. Niculoso Menendez. Die Zeit drehte sich zurück, bis zu dem ersten Treffen zwischen ihnen, und plötzlich war Liza wieder acht Jahre alt.
    Ihr Vater war gestorben, und Niculosos Mutter Anna hatte Liza und ihre Mutter Pamela zu einem Wochenende nach Spanien eingeladen. In England waren die beiden Frauen im selben Internat gewesen, Anna die Tochter eines spanischen Diplomaten und Pamela die Tochter eines ranghohen Militärs. Anna heiratete einen reichen Spanier und Pamela einen Offizier mit vielversprechender Laufbahn, aber sie hielten über all die Jahre Kontakt zueinander.
    Von Niculoso war Liza sofort fasziniert gewesen. Er war einer der bestaussehenden Achtzehnjährigen, den sie je getroffen hatte, und sie hatte ihn mit offenem Mund angestarrt, so versunken, dass sie stolperte und sich das Knieaufschlug. Mit einem Lächeln und tröstenden Worten hatte der junge Mann das weinende Mädchen aufgehoben und zurück ins Haus getragen.
    Von diesem Moment an war er ihr Held. Er war der große Bruder, den sie nie gehabt hatte. Und von da an wartete sie voller Vorfreude auf die drei Wochen im Sommer, die sie in den Ferien im Hause der Menendez verbringen würde.
    „Wir haben uns ja jahrelang nicht gesehen. Darf ich mich setzen?“
    „Wie?“ Liza hatte den Schock noch nicht überwunden. Nick war es, der ihr das Reiten beigebracht hatte. Nick hatte sie aufgefangen, als sie vom Ast eines Baumes stürzte. Nick hatte sie zurückgezogen, als sie von den Klippen zu rutschen drohte. Mit vierzehn allerdings hatten sich ihre Gefühle für Nick geändert. Er war nicht mehr nur ihr Held, sondern sie begann für ihn zu schwärmen, und mit ihrer aufblühenden Weiblichkeit hatte sie alles darangesetzt, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    „Du klingst nicht gerade erfreut, mich zu sehen.“ Mit einer knappen Geste bestellte Nick beim Kellner einen Kaffee für sich. „Möchtest du auch noch eine Tasse?“
    „Nein … ja, doch.“ Sie stotterte und stammelte wie eine Närrin, aber sie war einfach überrumpelt. Nicks unerwartetes Auftauchen beschwor Erinnerungen und wirre Bilder aus der Vergangenheit herauf.
    Ihre Beziehung hatte in einem Fiasko geendet, als Liza sechzehn war. An ihrer nicht erwiderten Liebe halb erstickend, war sie schließlich völlig am Boden zerstört gewesen, als Nick seine Verlobte Sophia nach Hause brachte, eine umwerfend aussehende junge Frau.
    Und plötzlich war Liza auch klar geworden, was sie und ihre Mutter den Menendez’ bedeuteten – nichts als die ärmlichen Freunde, denen man aus reiner Großzügigkeit einen Sommerurlaub ermöglichte. Also rebellierte Liza in diesemSommer und ging mit einem der Stalljungen aus. Als sie mit dem Jungen in einem leeren Stall herumknutschte, hatte Nick sie erwischt. Nick, dessen Gesicht sich plötzlich verdüsterte, als zögen Gewitterwolken auf …
    Unwillkürlich lief Liza jetzt trotz des warmen Tages ein Schauer über den Rücken, und ihr Puls beschleunigte sich. Sie wollte nicht daran zurückdenken, was danach passiert war. Was Nick betraf, war es ihr auf jeden Fall wie Schuppen von den Augen gefallen. Niculoso Menendez war ein arroganter, eingebildeter, autoritärer Macho erster Güte. Während des restlichen Aufenthalts hatte Liza ihn geflissentlich gemieden, und falls sie sich doch einmal über den Weg gelaufen waren, so hatte er sie mit grimmiger Miene und Verachtung im Blick angefunkelt. Als die Abreise kam, war Liza nur erleichtert. Und sie kam nie wieder zu der Familie zurück.
    „Darf ich mich nun setzen oder nicht?“
    Seine Frage riss sie aus den Erinnerungen. „Ja, natürlich“, brachte sie schließlich über die Lippen, weil es die Höflichkeit erforderte. Schon ein seltsamer Zufall, dass sie einander auf Lanzarote begegneten. Liza nahm an, dass er nach dem Tode seines Vaters die Bank übernommen hatte. Manchmal hatte sie seinen Namen in den Klatschspalten gesehen, aber nie wirklich darauf geachtet. Sie gab nicht viel auf Klatsch und Gerüchte.
    „Das letzte Mal haben wir uns auf der Beerdigung meines Vaters
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