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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt
Autoren: Georgette Heyer
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der Ku-rat hatte die Messe zu lesen begonnen. Das war ein ziemlicher Schlag, denn ich konnte nicht einfach zu ihnen gehen und sagen, dass ich mit ihnen sprechen wollte, oder ausrufen ,Moment mal!' oder so etwas Ähnliches. Nicht, nachdem die Messe begonnen hatte und der Kirchendiener mich böse ansah! Ich bin zwar nicht selbst Geistlicher, aber mein Vater und mein ältester Bruder sind es, und bei dem Gedanken, in der Kirche eine Szene zu machen, schauderte es mich! Also setzte ich mich hinten hin und versuchte mir auszudenken, was ich tun konnte, und natürlich erinnerte ich mich an die Stelle von der ,rechten Sache oder einem Hindernis', und wartete auf diesen Satz."
    „Charles", sagte Eliza beeindruckt, „Sie sind doch nicht aufgestanden und haben gesagt, dass ein Hindernis besteht?"
    „Doch, das tat ich. Ich sagte: Ja, ich weiß von einem!' Ich glaube nicht, dass dem Kuraten schon je so etwas passiert war, denn er war derart verdutzt, dass er einfach nur mit offenem Mund dastand, und als er sich genügend gefasst hatte, um uns alle in die Sakristei zu beordern, war ein derartiger Wirbel los, dass niemand auf ihn achtete. Dauntry brüllte, ich hätte kein Recht,- mich einzumischen, und wollte wissen, was, zum Teufel, ich damit meine. Merriville wurde wütend und sagte, es sei gar kein Hindernis vorhanden und dass er der rechtmäßige Vormund von Miss Merriville sei. Miss Merriville wurde hysterisch - es war eine schauerliche Szene.
    Und ich muss gestehen, dass ich selbst auch einiges sagte - und ganz vergaß, wo ich war! Aber schließlich gingen wir doch in die Sakristei, und alles beruhigte sich, weil Dauntry sich wegen Miss Merriville derart aufregte, dass er zu beschäftigt war, sie zu besänftigen, und mich nicht weiter beschimpfen konnte."
    „Ist es ihm gelungen?", fragte Alverstoke.
    „Nein. Aber Merriville gelang es. Er schüttete ihr ein Glas Wasser ins Gesicht."
    „Völlig richtig!", nickte Frederica.
    „Ich glaube schon", sagte Charles zweifelnd. „Das Einzige war, dass zwar die Hysterie aufhörte, aber sie musste weinen, und das führte zu einem neuen Aufruhr, und Merriville sagte, er täte mit seiner Schwester, was ihm passe, und also begannen sie wieder zu streiten. Was recht gut war, denn so konnte ich den Kuraten beiseiteziehen und ... und ihn ein bisschen beruhigen."
    „Charles", sagte Alverstoke sehr bewegt. „Ich habe Sie nie richtig eingeschätzt. Sie müssen in den diplomatischen Dienst!"
    Charles wurde rot und lachte. „Ich furchte, ich war nicht sehr erfolgreich, Sir! Er war fuchsteufelswild - und niemand
    kann ihm daraus einen Vorwurf machen! Aber die Hauptsache war, dass er sagte, er weigere sich, die Zeremonie abzuhalten, gleichgültig, ob ein Hindernis bestehe oder nicht, weil wir eine Bande von Ungläubigen seien, und eine Menge mehr in der Tonart. Dann sagte Merriville, er wolle mit der ganzen Affäre nichts mehr zu tun haben, und da ich alles verpatzt hätte, könne ich zur Hölle fahren - ich meine, er sagte, jetzt könne ich für das Übrige die Verantwortung übernehmen. Und rannte wütend davon. Auch das wieder war gut."
    „Sogar sehr gut!", sagte Frederica. „Was geschah danach?"
    „Es gelang mir, den Kuraten zu überreden, dass er uns erlaubte, in der Sakristei zu bleiben, bis Miss Merriville sich erholt hatte. Und sobald ich den einmal los war und Miss Merriville zu weinen aufgehört hatte, redete ... nun, sprach ich mit ihnen. Ich erklärte ihnen, wie ungehörig es war, und so weiter. Dann sagte Dauntry, dass ihm selbst von Anfang an nicht recht wohl gewesen sei, und nach einer Weile kam es heraus, dass er dachte, Sie, Sir, ebenso wie Miss Frederica, würden tun, was nur in Ihrer Macht steht, um ihn von Miss Merriville zu trennen."

    „Mea culpa! Ich gab ihm einen Wink, er solle mit seinen Aufmerksamkeiten nicht so ausschließlich sein!"
    „Ja, davon erzählte er mir, aber ich glaube, er hatte sich die Idee schon lange vorher in den Kopf gesetzt. Also wagte ich ihm zu sagen, ich sei ziemlich sicher, Ihnen wäre es völlig egal, ob er Miss Merriville heiratete, aber dass Sie unbeugsam wären, wenn er das so verstohlen mache."
    „Wie gut Sie mich verstehen, mein lieber Junge! Hatte er Angst, dass ich ihn auf der Stelle zu äußerster Armut verdamme?"
    „O nein! Er sagte, er wolle quittieren und sich in der Landwirtschaft versuchen. In den Shires", fügte Mr. Trevor zurückhaltend hinzu.
    „Guter Gott! Wenn er also bereit war, es auf sich zu nehmen, dass ihm
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