Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
hatte er nicht viel mehr getan, als düster dreinzuschauen, aber als er hörte, dass sie mir dankte, weil ich ihn vor einer, wie sie es nannte, fatalen Heirat bewahrt hatte, brachte ihn das ziemlich auf. Als Nächstes putzte er sie herunter und brüllte noch dazu aus Leibeskräften. Er war derart wütend, dass ihm gleichgültig war, was er ihr sagte. Ich muss gestehen, ich war genauso erstaunt wie sie, denn er ist ein so liebenswürdiger Bursche, dass ich nicht geglaubt hätte, er könne sich überhaupt erregen. Himmel, er brüllte sie sogar an - als sie die Hand aufs Herz legte und keuchte, sie spüre, dass sie einen Krampf bekäme -, sie könne Krämpfe haben, so viel sie wolle. Wenn sie es wage, nur noch ein einziges Wort gegen Miss Merriville zu sagen, würde er sein ganzes Leben lang kein Wort mehr mit ihr reden! Aber daraufhin rief plötzlich Miss Merriville aus: ,O nein, nein, nein!', lief zu Mrs. Dauntry, umarmte sie und bat sie, nicht auf Dauntry zu hören, weil er es nicht so meine, und keiner von ihnen würde etwas tun, das ihr nicht gefiele, und der Himmel weiß, was noch alles! Sie beschwatzte sie, sich aufs Sofa zu legen, hielt ihr das Riechfläschchen unter die Nase und schickte Dauntry weg, er solle sofort das Hirschhornsalz holen. Und als er sagte, er wisse nicht, wo es sei, will ich verflixt sein, wenn sie ihn nicht anfuhr und sagte, wie er es nur wage, so brutal zu seiner Mutter zu sein. Wenn er nicht wisse, wo das Hirschhornsalz sei, dann könne er doch Mrs. Dauntrys Zofe fragen, oder etwa nicht? Also ging er und holte Brandy, der genauso gut wirkte. Als er Mrs. Dauntry zu sagen versuchte, es hätte keinen Sinn, krank zu werden, erschauerte sie und flehte Miss Merriville an, sie nicht zu verlassen. Also begannen sie beide zu weinen, und das Nächste war, dass Mrs. Dauntry Miss Merriville ihr liebes Kind nannte und die beiden sich gegen Dauntry verbündet hatten. Er hatte sich inzwischen auch beruhigt, und wäre ich ihm nicht auf den Fuß getreten, hätte er seine Mutter um Verzeihung gebeten und begonnen, sie zu streicheln und ihr schönzutun."
    Alverstokes Augen leuchteten. „Sehr schlau, Charles!"
    „Das weiß ich nicht, Sir, aber ich konnte sehen, dass sich Mrs. Dauntry, je länger er wütend blieb, umso mehr an Miss Merriville klammern würde, weil sie die Einzige von uns war, die Mitleid mit ihr hatte. Das Einzige, das ich fürchtete, war, dass Miss Plumley hereinkommen würde, aber es stellte sich heraus, dass sie selbst am Vorabend an Influenza erkrankt war. Das war ein seltener Glücksfall, weil Mrs. Dauntrys Mädchen sie pflegte. Aus diesem Grund, und weil die Töchter mit der Erzieherin zu irgendeiner Tante geschickt worden waren, um sich nicht auch anzustecken, war Mrs. Dauntry auf sich selbst angewiesen, was ihr nicht passt. Sie sagte - Sie kennen sie ja, Sir ...!"
    „Und ob!"
    Charles grinste. „Ja - also sie sagte, der Himmel wisse, sie missgönne ihre Zofe Miss Plumley nicht, nur sei sie selbst immer noch so schlecht beisammen, dass sie die geringste Anstrengung erschöpfe. Miss Merriville stimmte dem bei - ich meine, echt! Sie schwindelte nicht!"
    „O nein!", sagte Frederica. „Sie ist nämlich sehr weichherzig, und die Leute tun ihr beim geringsten Anlass leid. Oder sogar ohne Anlass."
    „Das ... das spricht sehr für sie!"
    „Tut es zwar nicht, aber lassen wir's durchgehen!", sagte Alverstoke. „Ich nehme an, Charis verrichtet nun die kombinierten Pflichten einer Gesellschafterin, Pflegerin und Zofe? Hat Mrs. Dauntry ihre Zustimmung zu der ,fatalen Heirat' gegeben?"
    „Nein, noch nicht, sie hat aber Miss Merriville gesagt, dass sie ein liebes, süßes Kind sei, also dürfte es nicht lange dauern, bis sie es tut. Jedenfalls bleibt Miss Merriville bis morgen bei ihr. Also sagte ich Dauntry ins Ohr, wenn er nicht alles verderben will, lässt er sich eine Weile nicht sehen, und schleppte ihn mit mir fort. Und ... und das ist alles!"
    „Alles!", rief Frederica aus. „Mr. Trevor, ich kann Ihnen nie, niemals sagen, wie dankbar ich Ihnen bin! Ich will Sie nicht in Verlegenheit bringen, indem ich mich auch an Ihre Brust werfe, denn Sie hatten heute schon genug zu ertragen, aber ich versichere Ihnen, es fiele mir leicht! Ich danke Ihnen!"
    Sehr aus der Fassung geraten, stammelte er: „Aber bitte! Da gibt es nichts zu danken. Ich habe nur getan, was ich für richtig hielt!"
    „Seien Sie nicht so bescheiden, Charles!", sagte Alverstoke. „Sie wissen sehr gut, dass Sie uns
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher