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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt
Autoren: Georgette Heyer
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seine Apanage eingestellt wird, wovor hatte er dann Angst? Was, zum Teufel, dachte er, dass ich tun könne, seine Heirat zu verhindern?"
    „Er dachte anscheinend", sagte Mr. Trevor mit eisernem Gesicht, „dass Sie es zustande brächten, ihn auf eine diplomatische Mission ins Ausland schicken zu lassen."
    Einen Augenblick herrschte verblüffte Stille, bis die beiden Damen in stürmische Heiterkeit ausbrachen.
    „Aber ich habe ihm gesagt", sagte Mr. Trevor, „ich könne mir durchaus vorstellen, dass dies außer Ihrer Macht stünde."
    „Gut gesagt", meinte Alverstoke.
    „Ich sagte ihm auch - und ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, Sir -, was er tun solle, sei, Ihnen alles zu erzählen und auf Sie zu bauen, dass Sie es mit Mrs. Dauntry in Ordnung bringen."
    „Und mit mir?", fragte Frederica.
    „Ja", gestand er. „Das habe ich wirklich gesagt. Was ich vorhatte, war - weil Miss Merriville erklärte, sie könne nicht hierher zurückkehren, Ma'am, und ich wiederum konnte mir nicht denken, wohin anders ich sie führen sollte -, beide zu Ihnen ins Alverstoke-Palais zu bringen."
    „Danke, Charles! Und was hat mich vor diesem hässlichen Geschick bewahrt?"
    Zum ersten Mal in seiner Erzählung schwankte Mr. Tre-vors Stimme leicht. „Dauntry erinnerte sich, dass er einen Brief für seine Mutter hinterlassen hatte. Beim Butler - damit er ihn ihr mittags übergebe. Es fiel ihm ein, dass sie vielleicht von dem Brief gebrochen war und es seine Pflicht sei, sie zu beruhigen. Also ... also riefen wir eine Droschke herbei, überredeten Miss Merriville, einzusteigen, und fuhren in die Green Street."
    „Einen Brief für seine Mutter zurückgelassen?", wiederholte Alverstoke. „Um Himmels willen, warum konnte er ihr
    nicht einen Brief später per Post schicken? Er wohnt doch nicht bei ihr!"
    „Er meinte", sagte Charles vorsichtig, „dass er lieber sofort schreiben sollte, falls er es vergessen würde."
    Das war zu viel, selbst für ihn. Er unterlag seiner aufgestauten Heiterkeit und brach in brüllendes Gelächter aus.
    Frederica, die als Erste zu lachen aufhörte, sagte, sich die Lachtränen wischend:
    „Und Sie sind mit ihnen gefahren! Ein solches Heldentum hätte ich nicht im Traum von Ihnen erwartet, Mr. Trevor!"
    „Ich muss sagen, ich genoss es ja nicht sehr, aber ich meinte, das sei das Mindeste, was ich tun konnte, nachdem ich die Hochzeit verdorben hatte. Dauntry sträubte sich, ohne Unterstützung allein zu seiner Mutter hineinzugehen, und Miss Merriville hatte eine derartige Angst, dass ich es für sehr wahrscheinlich hielt, die beiden würden die Flucht ergreifen, wenn ich zuließ, dass sie nicht bei der Sache blieben.
    Also ging ich mit ihnen hin."
    „Und trafen Mrs. Dauntry in Krämpfen an?", fragte Eliza.
    „Nein, das kam später", antwortete er ernst. „Als wir alle in den Salon kamen, saß sie in einem Lehnstuhl mit Dauntrys Brief im Schoß und sah aus, als sei sie vor den Kopf geschlagen. Und kaum erblickte sie Dauntry, als sie ihm auch schon einen derartigen Krawall machte - also fast wäre ich auf und davon! Aber er wurde störrisch wie ein Esel, und Miss Merriville machte den Eindruck, als würde sie auf der Stelle ohnmächtig umfallen. Ich sagte Mrs. Dauntry immer wieder, dass sie ja gar nicht verheiratet seien, aber sie beachtete das überhaupt nicht, sodass ich schließlich gezwungen war, schnurstracks zu ihr zu gehen und sie in unverschämtester Weise zu rütteln. Das aber überraschte sie so sehr, dass sie aufhörte, Dauntry mit Vorwürfen zu überschütten. So konnte ich ihr endlich sagen, dass die beiden nicht geheiratet hatten. Dann versuchte sie, sich ihm an die Brust zu werfen, und sagte in ... in einer sehr peinlichen Art: ,Oh, mein geliebter Sohn, du hast an deine Mutter gedacht und hast es bereut!' Natürlich brachte ihn das noch mehr auf, er stieß sie weg und sagte: ,Nein, das habe ich nicht!' Es sei alles meine Schuld gewesen, und ich sei ein verfluchter Spielverderber. Also warf sie sich an meine Brust", sagte Charles und erbleichte bei der Erinnerung.
    „O mein armer Mr. Trevor!", rief Frederica. „Was haben Sie da getan?"
    „Ich konnte nichts tun. Das war das Allerschlimmste. Sie hatte die Arme um meinen Hals, nannte mich ihren lieben, lieben Jungen und ihren Retter und küsste mir die Wange!"
    „Aber was konnten Sie mehr wünschen? Das ist doch vortrefflich, Charles!", sagte Alverstoke.
    „Nun, ich hielt das nicht für vortrefflich, Sir, und Dauntry auch nicht. Bis dahin
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