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Heirate nie einen Italiener

Heirate nie einen Italiener

Titel: Heirate nie einen Italiener
Autoren: Lucy Gordon
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ihn heimlich. Er schien abgenommen zu haben und wirkte, als hätten ihn die vergangenen Wochen arg mitgenommen. Vor allem aber schien er seine Unbekümmertheit verloren zu haben, denn in sein jugendliches Gesicht hatten sich tiefe Sorgenfalten eingegraben.
    Helen kam nicht umhin, sich die Schuld daran zu geben. Schließlich hatte sie ihn aus einem Traum herausgerissen, kurz bevor er in Erfüllung gegangen war. Und dass sie dabei, ohne es zu wissen, ihren eigenen Traum zerstört hatte, konnte sie Lorenzo nicht zum Vorwurf machen.
    “Helen?”
    Seine Stimme holte sie in die Wirklichkeit zurück. “Wo bist du mit deinen Gedanken?”, fragte er, und sein Lächeln schnitt ihr ins Herz.
    “Entschuldige bitte”, sagte sie rasch, “aber die Wärme des Feuers macht mich schläfrig. Ich befürchte, ich arbeite in letzter Zeit zu viel.”
    “Kommt ihr denn gut voran?”
    “Ich kann nicht klagen”, erwiderte sie. “Manchmal wissen wir zwar nicht mehr, wo uns der Kopf steht, aber noch liegen wir im Zeitplan. Und wie ist es dir in Spanien ergangen?”
    “Ausgezeichnet. Selbst Renato ist mit mir zufrieden, und das will etwas heißen.”
    Eine halbe Stunde lang unterhielten sie sich einigermaßen angeregt über dieses und andere unverfängliche Themen, ohne dass einer von ihnen auch nur andeutungsweise auf das zu sprechen kam, was wie ein Damoklesschwert über ihnen hing.
    “Ich muss jetzt los”, sagte Lorenzo schließlich und legte das Baby behutsam in die Wiege. “Soll ich dich mitnehmen?”
    Helen zögerte. Bernardo hatte versprochen, sie in die Stadt zurückzubringen, doch darauf zu bestehen, wenn Lorenzo ohnehin fuhr, wäre kindisch.
    “Gern”, stimmte sie zu.
    Bernardo begleitete die beiden zum Wagen und winkte ihnen nach, bevor er zu Frau und Kind zurückkehrte.
    “Ich muss gestehen, dass ich ziemlich überrascht war, als Helen plötzlich im Garten stand”, sagte Angie.
    “Ich habe sie zufällig im Hafen getroffen”, erwiderte Bernardo, “und da kam mir spontan die Idee, sie mitzubringen.”
    “Und dass sich Lorenzo für heute angesagt hatte, hat keine Rolle dabei gespielt?”
    “Ganz will ich das nicht ausschließen”, antwortete er ausweichend.
    “Das hast du ja schön eingefädelt.” Angie küsste ihn auf die Stirn. “Ich bin sehr stolz auf dich, mein Liebling.”
    Die kurvenreiche Straße erforderte Lorenzos ganze Aufmerksamkeit, und die Fahrt nach Palermo verlief zunächst schweigend. Erst als sie sich bereits der Küste näherten, entspann sich eine zaghafte Unterhaltung.
    “Eigentlich ist es unverantwortlich, dass ich mir einen ganzen Nachmittag freigenommen habe”, sagte Helen, nur um etwas zu sagen. “Die Stunden werde ich heute Abend wohl nacharbeiten müssen.”
    “Vorher nehmen wir aber noch einen Drink”, erwiderte Lorenzo, und Helen war sich nicht sicher, ob es sich um eine Frage oder eine Mitteilung handelte, der sie sich zu fügen hatte. “Ich muss noch etwas mit dir besprechen.”
    Er parkte den Wagen vor einer Bar in der Nähe des Strandes. Eben noch waren sie in den verschneiten Bergen gewesen, und nun war es wieder so mild, dass sie sich einen Platz auf der Terrasse suchten.
    “Was willst du denn mit mir besprechen?”, fragte Helen, nachdem ein Kellner ihnen zwei Gläser Prosecco gebracht hatte.
    “Wie du weißt, wird Angies und Bernardos Tochter bald getauft”, erklärte er. “Mamma wünscht sich sehr, dass du daran teilnimmst. Sie ist sehr traurig darüber, dass du sie nie besuchst.”
    “Ich käme mir schäbig vor, in die Villa …”
    “Du brauchst dir nicht schäbig vorzukommen”, fiel er ihr ins Wort. “Meine Mutter weiß längst, dass ich ihr das alles eingebrockt habe.”
    “Heather war vor einigen Tagen bei mir”, sagte Helen, froh, dass das Eis endlich gebrochen war. “Sie hat mir erzählt, was damals tatsächlich passiert ist.”
    “Das hätte ich vor langer Zeit machen sollen”, erwiderte Lorenzo bedrückt. “Versteh mich bitte richtig, Helen, ich will nicht von meiner Schuld ablenken, aber ich hatte einfach Angst, es zu sagen, weil ich deine Vorbehalte gegen uns Sizilianer kannte. Damit, als altmodisch, herrschsüchtig und unzuverlässig zu gelten, hätte ich leben können. Doch ich wollte auf keinen Fall, dass du mich für untreu hältst.”
    “Du musstest doch damit rechnen, dass ich es irgendwann sowieso erfahre”, wandte sie ein. “Und wenn du es von Anfang an gesagt hättest, könnten wir heute …”
    Sie unterbrach sich, weil Lorenzo
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