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Heirate nie einen Italiener

Heirate nie einen Italiener

Titel: Heirate nie einen Italiener
Autoren: Lucy Gordon
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kleine Hotel lag direkt am Marktplatz von Palermo, und vom Fenster ihres Zimmers aus konnte Helen das rege Treiben der Menschen verfolgen, die den milden Frühlingsabend genossen.
    Sie warf einen letzten prüfenden Blick auf das Café, das direkt vor ihrem Zimmer lag. Alle Tische ließen sich von hier aus einsehen, und von allen Tischen aus konnte man das Fenster sehen, an dem sie stand.
    Seit drei Tagen wartete sie auf diesen Moment, und der Plan, den sie sich gemeinsam mit Baptista überlegt hatte, war bis ins letzte Detail durchdacht. Wenn sich alle Beteiligten an die Anweisungen hielten, konnte eigentlich nichts schiefgehen.
    Helen öffnete die Gardinen und strich nervös über das dunkelrote Seidenkleid, das sie in jener Nacht getragen hatte, in der sie Lorenzo zum ersten Mal begegnet war, und wie damals trug sie das schwarze Haar offen. Ein letzter Blick in den Spiegel bestätigte sie darin, dass sie in nichts an die beherrschte Geschäftsfrau erinnerte, die sich ihre Zukunft beinahe verbaut hätte.
    Vielmehr wirkte sie wie eine junge Frau, die es darauf abgesehen hatte, einem Mann den Kopf zu verdrehen. Und genau das hatte sie vor – mit der Einschränkung, dass sie es auf einen ganz bestimmten Mann abgesehen hatte.
    Wie aufs Stichwort betrat Renato den Marktplatz. Er hatte Lorenzo an seiner Seite und dirigierte ihn betont zufällig zu dem Café unter Helens Fenster.
    Kaum saßen sie an einem der Tische, tauchte aus einer Seitenstraße Bernardo inmitten einer Gruppe junger Männer auf, und unter ihnen machte Lorenzo sofort einige seiner Peiniger aus. Selbst vom Fenster aus konnte Helen bemerken, wie sehr es ihn befremdete, seinen Bruder in solcher Gesellschaft sehen zu müssen.
    Seine Verwunderung schlug in blankes Entsetzen um, als Bernardo die seltsame Männerrunde zu einem Drink einlud und sie zu diesem Zweck in dasselbe Café lotste, sodass ihnen Lorenzo sofort ins Auge fallen musste.
    Zufrieden stellte Helen fest, dass bislang alles reibungslos funktioniert hatte. Nun war die Stunde für ihren Auftritt gekommen. Sie musste ihn so überzeugend gestalten, dass Lorenzo genau so reagierte, wie sie es eingeplant hatte. Der bloße Gedanke daran, was dann folgen würde, ließ ihr Herz höherschlagen.
    Doch selbst wenn ihr Plan im letzten Punkt scheitern sollte, wäre Lorenzo in den Augen seiner Altersgenossen wenigstens rehabilitiert. Und das war das Mindeste, was sie für ihn tun konnte.
    Entschlossen verließ sie ihr Zimmer und ging die wenigen Stufen zur Haustür hinab. Bis zu dem Tisch, an dem Lorenzo saß, waren es nur wenige Meter, doch er bemerkte Helen erst, als sie schon fast vor ihm stand. Er stellte sein Weinglas ab und sah sie ungläubig an. Im selben Moment verstummte das Gespräch an Bernardos Tisch, und die jungen Männer schienen sich über die unverhoffte Gelegenheit, Lorenzo mit Hohn und Spott zu bedenken, förmlich die Hände zu reiben.
    Die letzten Schritte legte Helen betont langsam zurück, um ihnen Gelegenheit zu geben, ihre betörende Erscheinung ausgiebig zu betrachten. Umso härter würde es sie treffen, wenn sie so gar nicht auf ihre Kosten kämen.
    Lorenzo konnte von ihren Absichten selbstverständlich nichts wissen. Sein Blick verriet, dass er sich fragte, warum Helen ihm ausgerechnet in dieser Situation zum ersten Mal seit zwei Monaten gegenübertrat. Um ihm zu signalisieren, dass sie nicht vorhatte, ihn seinen Feinden zum Fraß vorzuwerfen, sah sie ihn mit einem Lächeln an, das kein Mann missverstehen konnte.
    “Führst du etwas Bestimmtes im Schilde?”, fragte Lorenzo irritiert.
    “Allerdings”, erwiderte sie laut und vernehmlich.
    Lorenzo erhob sich langsam und ging unschlüssig auf sie zu. “Darf man erfahren, was?”
    “Das hier.” Kaum hatte Helen es ausgesprochen, zog sie ihn an sich, legte die Hände um seinen Nacken und küsste ihn auf den Mund, um jedes Widerwort im Keim zu ersticken. Dabei hoffte sie inständig, dass Lorenzo verstehen würde, warum sie das alles machte.
    Um ihm unmissverständlich klarzumachen, dass sie seinen Peinigern in aller Deutlichkeit vor Augen führen wollte, wie sehr sie ihn und nur ihn begehrte, intensivierte sie den Kuss und ließ die Hände über seinen Rücken gleiten. Insgeheim vertraute sie darauf, dass ihre Verführungskünste von Erfolg gekrönt wären, bevor ihm Zeit blieb, durch ein falsches Wort alles zunichtezumachen, was sie eingefädelt hatte.
    Seine Reaktion ließ sie erleichtert aufatmen. Endlich schien er seine
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