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Liebesfee schießt quer

Liebesfee schießt quer

Titel: Liebesfee schießt quer
Autoren: Emilia Jones
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  Liebesfee schießt
quer
     
    Liebesfee
Lila schmollte.
    Nun
verbrachte sie schon Tage und Wochen mit dem permanenten Wiederholen der
Liebesfeen-Regeln, eingesperrt in einem kleinen knallrosa Raum, in dem es
nichts weiter gab als einen Schreibtisch und einen unbequemen Holzstuhl. Beides
natürlich ebenfalls in Knallrosa. Dies war die Strafzelle für Liebesfeen.
    Während
des Kölner Rosenmontagsumzuges hatte Lila unglücklicherweise dafür gesorgt,
dass sich die flüchtige Seele von Hugo, dem Schlitzer, mit einer zweiten
düsteren Seele verbündete. Granata, die Übellaunige, nannte sie sich, und
gemeinsam mit Hugo streifte sie seit der Karnevalszeit durch die
Weltgeschichte, um Angst und Schrecken zu verbreiten.
    Als
Strafe musste Lila all ihre bisherigen Liebesfee-Lektionen noch einmal von
vorne durchnehmen. Schließlich wäre es doch fatal, wenn ihr ein solches
Missgeschick ein zweites Mal passieren würde, meinte Arabella Amour, ihre
Chefin. Arabella selbst hatte sich unterdessen gemeinsam mit Lilas geliebtem
Luzifer auf Seelenjagd begeben.
    „Ach“,
seufzte Lila zum vermutlich tausendsten Mal, „mein Lui. Ich vermisse dich ja
so.“ Anstatt ihre Aufgaben zu lösen, verzierte sie ihr Übungsheft mit
unzähligen kleinen Herzen, bis beinahe jede Seiten voll gekritzelt war und Lila
immer noch nichts dazu gelernt hatte.
    Sie
schmollte, weil Arabella sie von Luzifer fernhielt, und weil sie in diesem Jahr
keine Gelegenheit bekommen hatte, Ostern zu feiern oder in den Mai zu tanzen. Wie
gerne hätte sie mit Luzifer Eiersuche gespielt oder wäre mit ihm um den Maibaum
gehüpft!
    Lila
liebte Feiertage über alles, und daher war jeder verpasste Feiertag für sie ein
trauriger Tag. Sie dachte an die vielen süßen Osterhäschen, an die Küken und
die leckeren Schokoladen-Ostereier. All das war ihr in diesem Jahr entgangen.
Stattdessen musste sie Zaubersprüche pauken. Um genauer zu sein: Liebesformeln,
Liebesbeschwörungen, Liebestränke und was es sonst noch alles gab.
    „Aber
ich weiß doch längst, wie das alles funktioniert“, maulte sie und kritzelte
weiter Herzchen vor sich hin.
    Erst
als sie auch die letzte freie Ecke ihres Übungsheftes gefüllt hatte, entschloss
sie sich vor lauter Langeweile doch noch einen Blick in das „Große
Liebesfeen-Handbuch“ zu werfen. Sie blätterte ein wenig hin und her, gähnte
mehrmals und war dabei komplett unaufmerksam. Bis sie schließlich eine Seite
entdeckte, auf der es um Amors Liebespfeile ging.
    „Hui“,
machte Lila und beugte sich aufgeregt etwas tiefer über das Buch. Das war
tatsächlich ein Zauber, den sie bislang nicht beherrschte.
    Wie
sie dort lesen konnte, wurden Amors Pfeile aus einem ganz besonderen Material
hergestellt. Es gab nur wenige Eingeweihte, die diesen Prozess, der sich über
mehrere Monate hinweg ziehen konnte, überhaupt beherrschten. Denn es gab eine
Zutat, die langsam reifen musste, um die Treffsicherheit der Pfeile zu
perfektionieren.
    Außerdem,
und das war Lila vollkommen neu, existierten diverse Anwendungsmöglichkeiten.
Die Pfeile sorgten nicht nur dafür, dass sich zwei Menschen ineinander verliebten,
sondern wurden auch eingesetzt, wenn ein Mensch anfangen sollte, sich selbst zu
lieben. Genauso konnte der Zauber das Gegenteil bewirken und Menschen dazu
bringen, sich zu entlieben.
    Lila
war fasziniert von Amors vielfältigem Tätigkeitsbereich. Sie konnte gar nicht
schnell genug lesen. Doch als sie am Ende der zweiten Seite angelangt war,
blätterte sie hastig um und ... nichts.
    Lila
klappte den Mund auf und wieder zu.
    Sie
kontrollierte mehrmals, ob sie vielleicht eine Seite überschlagen hatte, musste
aber feststellen, dass hier kein Irrtum vorlag. Der Bericht über Amors
Liebespfeile endete abrupt und ohne jeden Hinweis auf eine Fortsetzung. Im
Anschluss folgte ein Kapitel über „Ampullen“.
    Lila
schlug das Buch zu. „Blöde Ampullen“, motzte sie, „wer braucht die schon.“
    Viel
lieber wären ihr ein paar weitere Ausführungen über Amors Tätigkeit gewesen.
Aber da gab es nichts. Und was, bei allen Liebesgöttern, sollte sie denn nun
mit einem Halbwissen über die Pfeile anfangen? Was dachte sich Arabella denn
dabei, sie diesen theoretischen Quatsch pauken zu lassen! Damit konnte nun
wirklich keine Liebesfee etwas ausrichten. Zu wissen, welche unterschiedlichen
Arten von Liebeszauber Amor bewirken konnte, half Lila kein Stück bei der
Weiterentwicklung ihrer eigenen Fähigkeiten.
    Also
was sollte sie nun dagegen
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