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Liebesfee schießt quer

Liebesfee schießt quer

Titel: Liebesfee schießt quer
Autoren: Emilia Jones
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zugetraut.
    „Wohin
gehen wir?“, fragte sie.
    „Na,
ins Labor. Liebchen, du musst wirklich besser zuhören.“
    Lila
ließ die Schultern hängen. Genau das hatte Arabella ihr auch schon öfter
vorgeworfen. Vielleicht stimmte es ja. Vielleicht hörte sie einfach nie richtig
zu und versiebte deshalb jeden nur erdenklichen Liebeszauber.
    „Mag
sein“, sagte Amor. „Aber das lässt sich natürlich ändern.“
    Wortlos
trottete sie ihm hinterher.
     
    *
     
    Natürlich
beschränkte Amor sich nicht darauf, Lila nur das Labor zu zeigen. Er führte sie
durch das komplette Schloss. Wie der kleine Liebesbote angekündigt hatte,
zeigte seine Majestät gerne, was er hatte. So kam Lila in den zweifelhaften
Genuss, Amors Herzpralinen-Sammlung zu bestaunen, den Klängen der Herzglocken
in den goldenen Türmen zu lauschen und an den Herzrosen im Garten zu
schnuppern. Nachdem das erledigt war, endete der Rundgang im hinteren Teil des
Gartens vor einer schlichten Holzhütte. Dort blieb Amor stehen und zauberte mit
einem Fingerschnipsen einen goldenen Schlüssel herbei.
    „Hm“,
machte Lila. „Das ist ein netter Trick. Aber was machen wir hier?“
    „Gemach.“
Er vollführte eine beschwichtigende Geste und öffnete schließlich mit dem
Schlüssel die Tür der Holzhütte.
    Im
Inneren war nichts zu entdecken, abgesehen von unergründlicher Dunkelheit. Lila
versuchte angestrengt, sich auf die Schwärze zu konzentrieren, um vielleicht
doch noch die Konturen von irgendetwas zu erkennen. Vergeblich. Grummelnd
betrachtete sie Amor, während sie sich permanent selbst ermahnte, bloß keine
unhöflichen Dinge zu denken.
    „Sehr
rücksichtsvoll“, meinte er. „Folge mir, Liebchen.“
    Dann
marschierte er schnurstracks in die Dunkelheit. Lila bekam ihn gerade noch an
der rechten Schulter zu fassen. Sie stolperte hinterher, während sie sich an
ihm festhielt, um nicht die Orientierung zu verlieren.
    „Gleich
sind wir da“, hörte sie Amor sagen. Es folgte ein Rauschen, das jede weitere
Kommunikation unmöglich machte.
    Lila
spürte, wie etwas um sie herum sauste. Ein Wind, ein Strudel, sie konnte es
nicht zuordnen. Im nächsten Augenblick setzte unter ihren Füßen ein starker Sog
ein. Sie wurde hinab gezogen durch eine weiche Schicht. Wie eine Wolkendecke
fühlte es sich an. Im Fallen verlor sie den Kontakt zu Amor. Sie konnte weder
sehen noch erahnen, wohin sie da eigentlich verfrachtet wurde. Erst als sie mit
einem schmerzhaften Satz auf dem Hintern landete, lichtete sich das Dunkel.
    Amor
stand vor ihr, wippte auf den Füßen vor und zurück und sah lachend auf Lila
herab. Um ihn herum kreiste eine Vielzahl winziger Flatterwesen. Hinter ihm
waren Tische aufgereiht, deren glatte, weiße Oberflächen im Schein eines
grellen Neonlichts in den Augen schmerzten.
    Lila
tat sich schwer mit dem Aufstehen. Seit dem Moment ihres Aufpralls fühlte sie
sich unendlich müde und kraftlos. Sie stemmte sich regelrecht mit den Händen
vom Boden auf und hievte ihren scheinbar tonnenschweren Körper auf wackeligen
Beinen in die Gerade. Schwankend blieb sie vor Amor stehen und blinzelte
mehrmals.
    Die
winzigen Flatterwesen blinkten eigenartig und schwebten wie Staubflocken durch
die Gegend. Dabei kicherten sie unaufhörlich in einem schrillen, hohen Ton, so
dass Lila sich am liebsten die Ohren zugehalten hätte.
    „Sie
sind mein Abwehrsystem“, erklärte Amor. „Wer meinem Betäubungszauber standhält,
gibt sich spätestens bei ihnen geschlagen. Niemand kann sie länger als fünf
Minuten ertragen.“
    „Wie
lange habe ich dann noch?“, fragte Lila. „Vier Minuten ungefähr?“
    Amor
klatschte in die Hände. „Seid still, ihr Nervensägen!“
    Augenblicklich
verstummten die Flatterwesen. Sie verzogen sich zu einer kreisrunden Einheit an
die Decke des Raumes und spendeten von dort aus Licht, als wären sie eine
gewöhnliche Lampe.
    Lila
fühlte eine leichte Entspannung in sich aufsteigen, war jedoch weiterhin
benommen. Sie verstand nicht, warum Amor seine Abwehrsysteme gegen sie
einsetzte, wenn er sie doch selbst an diesen Ort führte.
    „Stimmt,
das ist unlogisch“, bestätigte er ihren Gedanken. „Von Zeit zu Zeit denke ich
leider zu wenig über die Konsequenzen meines Handelns nach. Das ist ein Fluch.“
Er seufzte und fasste sich mit beiden Händen an den Bauch, als hätte er unter
enormen Schmerzen zu leiden.
    „Warum,
glaubst du, gibt es auf der Erde ein solches Liebeschaos?“, fragte er mit
gequälter Miene.
    Lila
schüttelte nur
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